Protestmusik von der Regierung

Von Susanne Arlt |
In Sachsen-Anhalt haben Rechtsradikale in ihrem "Projekt Schulhof" mit Gratis-CDs für ihre demokratiefeindliche Gesinnung geworben. Nun kontert die Landesregierung und setzt ihrerseits ein musikalisches Zeichen. Über 40.000 CDs mit dem Titel "Respekt" werden an Schülerinnen und Schüler verteilt.
Dieser Morgen beginnt für die Zehntklässler eher ungewöhnlich. Statt der Deutschlehrerin steht Innenminister Holger Hövelmann vor der Tafel. In der rechten Hand wedelt er mit einer CD. Respekt steht darauf. Und darum geht es gleich in dem ersten Lied der Gruppe Seeed.

Der Sänger der Berliner Hip-Hop-Gruppe grölt, wenn du mich respektierst, respektier auch ich dich, wenn du mich beschützt, dann beschütze auch ich dich. SPD-Innenminister Hövelmann klemmt sich die CDs unter den Arm, drückt sie jedem einzelnen Schüler persönlich in die Hand. Die bedanken sich höflich.

Die sachsen-anhaltische Landesregierung und das MDR-Jugendradio Sputnik konnten 18 deutsche Künstler davon überzeugen, sich an der CD zu beteiligen. In ihren Liedern rufen die Musiker von den Sportfreunden Stiller, den Toten Hosen oder den Söhnen Mannheims zu mehr Toleranz und Respekt auf. Mit der CD "Respekt" wollen wir ein Zeichen gegen Rechts setzen, sagt Innenminister Hövelmann. Sie sei die musikalische Antwort auf die CD der Freien Kameradschaften. Im Rahmen des Projekts Schulhof hatten Rechtsextreme ihre Musik-CD vor Schulhöfen und Jugendzentren verteilt. Innenminister Holger Hövelmann hält die akustische Gegenaktion darum für sinnvoll:

"Kultur ist zweifelsohne etwas, was menschliche Bildung und Wertevermittlung stärkt und ausbaut und da wird auch Musik gegen einengendes Gedankengut und damit auch gegen rechte Parole erfolgreich zur Wehr gesetzt hat, insofern hoffe ich, dass wir mit der Aktion auch die Jugendlichen gewinnen, darüber nachzudenken."

Deutsche Rechtsrock-Bands haben in den vergangenen 15 Jahren über 1200 Platten und CDs veröffentlicht. Ihre Texte richten sich gegen Ausländer und Andersdenkende, sie schwärmen von einer deutschen Diktatur, viele verherrlichen sogar den Nationalsozialismus. Für die 16-jährige Schülerin Anna-Maria war es darum längst an der Zeit, dass die CD "Respekt" endlich auf den Markt kommt.

"Ich finde das jut, dass viele Bands sich gegen das Rechte durchsetzen und auch viele Jugendliche mit ihrer Musik erreichen wollen. Denn viele Bands geben für Jugendliche ja auch ein gewisses Vorbild. Und da bin ich der Meinung, dass sich auch Jugendliche daran orientieren."

Marias Klassenkamerad Fabian, der einzige Schüler aus der Klasse der sich die Schulhof-CD der Rechten angehört hat, ist sich da nicht so sicher:

"Na ja es kommt drauf an, was man für eine Meinung hat. Wenn man zum Beispiel eine rechte Meinung hat, dann will man ja auch so was hören. Aber jetzt ein Ausländer, der findet so was nicht gut. Weil die sind ganz schön hart die Texte."