Protestkultur

Sportler, die mal Klartext reden

Eine Szene aus dem Kampf um die Weltmeisterschaft im Schwergewicht zwischen George Foreman (l) und Muhammad Ali am 1. Oktober 1975 in Manila.
Eine Szene aus dem Kampf um die Weltmeisterschaft im Schwergewicht zwischen George Foreman (l.) und Muhammad Ali am 1. Oktober 1975 in Manila. © dpa / picture alliance
Von Peter Sawicki · 07.06.2015
Früher gab es politischen Protest auch im Sport. So weigerte sich 1967 die US-Boxlegende Muhammad Ali dagegen, in Vietnam zu kämpfen. Und gegen Südafrikas Apartheid-Regime gab es einen jahrzehntelangen Sportboykott. Heute muss man solche Stimmen lange suchen.
Als die Formel 1 vor gut drei Jahren im Golfstaat Bahrain Station machte, wurde der viermalige Weltmeister Sebastian Vettel mit einer pikanten Frage konfrontiert: Ob das Rennen angesichts gewaltsam unterdrückter Antiregierungs-Proteste nicht abgesagt werden müsse. Für den damaligen Red-Bull-Piloten aber war das kein Grund zur Aufregung. Die Berichte über angebliche Gewalt gegen Demonstranten seien purer "Hype", und überhaupt sei sein Job bloß "der Sport, sonst nichts".
Vettels zynisch-ignorante Aussagen sind ein gutes Beispiel für ein gängiges Klischee moderner Sportstars – jenes des glattgebügelten Karriereburschen, dem außer Moneten und Trophäen alles herzlich egal ist. Zugegeben, bei dem einen oder anderen mag diese Betrachtung zutreffen. Doch es war nicht immer so.
Sportler haben sich in der Vergangenheit immer wieder zu politischen Themen geäußert, oft erfüllten sie damit eine wichtige Funktion: Sie trugen maßgeblich zu einer gesellschaftlichen Protestkultur und somit auch zu politischem Wandel bei. Prominente Beispiele sind US-Boxlegende Muhammad Ali, der sich 1967 weigerte, für sein Land in Vietnam zu kämpfen, oder auch der jahrzehntelange Sportboykott gegen Südafrikas Apartheid-Regime.
Pompöse Benefiz-Feste statt ernsthaftem Engagement
Fälle wie diese erscheinen mittlerweile wie Relikte aus einer anderen Zeit. In der Tat verwechseln Sportakteure heutzutage mitunter pompöse Golfturniere, die als Benefiz-Feste verkleidet sind, mit ernsthaftem Engagement. Und auch ein paar geringfügige Spenden hier und da sind für die modernen Sportmillionäre eine sehr bequeme Art, sich als angebliche Wohltäter zu stilisieren. Nicht selten – wie im Fall des Steuerkriminellen Uli Hoeneß – wirkt letzteres eher wie moralischer Ablasshandel.
Doch lebt der Sport auch von politisch engagierten und unangepassten Persönlichkeiten, die öffentlich die Stimme erheben. Themen gibt es weiterhin genug: Diskriminierungen von Minderheiten etwa, oder die Vergabe der Fußballweltmeisterschaft 2022 an Katar – einem Land, das ein solches Turnier nur dank moderner Sklavenarbeit ausrichten kann.
Glücklicherweise gibt es aber auch heute noch renommierte Sportgrößen, die sich in gesellschaftliche Debatten einbringen. So zum Beispiel Basketball-Stars wie LeBron James und Kobe Bryant, die vor einigen Monaten die große NBA-Bühne nutzten, um gegen Rassismus und Polizeigewalt in den USA zu protestieren. Für den Sport und die Gesellschaft ist es gleichermaßen wichtig, dass Aktionen wie diese auch in Zukunft nicht zu Auslaufmodellen verkommen.
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