Promi-Stimmen als Kassenmagnet?

Von Gregor Wossilus · 16.03.2005
Der jetzt angelaufene Animationsfilm "Robots" wirbt auf dem deutschen Filmplakat mit den Namen Bully Herbig und Sarah Connor. Der Komiker und die Pop-Sängerin haben den Charakteren in "Robots" ihre Stimmen geliehen. Prominente Stimmen als Kassenmagnet - für die Filmstudios mittlerweile ein festes Konzept. Doch wie wichtig und förderlich sind Promis wirklich für die deutsche Synchronisation?
Ein dunkles Aufnahmestudio in Berlin Neukölln. Auf der Leinwand spielt sich immer wieder die gleiche Szene ab, mehrere Roboter wild gestikulierend in futuristischer Kulisse. Eine Szene aus dem Film ROBOTS, die Komiker Michael Bully Herbig vertonen muss. Vor einem Rednerpult gestikuliert Herbig, räuspert sich und spricht immer wieder seinen Text. Er ist die deutsche Stimme von Fender, einem leicht ramponierten Roboter, der einem jungen Blechkollegen unter die Arme greift...

Bully Herbig weiß, dass er mit dieser Synchronrolle in große Fußstapfen tritt. Im Original wurde seine Figur Fender von Robin Williams gesprochen – einem Ausnahmetalent in Sachen Komik und Schauspielerei. Nicht umsonst begegnet Bully Herbig seiner Arbeit in ROBOTS mit großer Ehrfurcht und Bescheidenheit...

Bully Herbig: " Ich bin jetzt kein klassischer Synchronsprecher, aber beim Animationsfilm ist das was anderes. Für mich hat das immer so 'n Eventcharakter, ich hab bislang auch nur Animationsfilme synchronisiert. Da kann man sich nicht wirklich drauf vorbereiten, man kommt dann ins Studio und versucht erstmal rein technisch synchron zu sein. Dann ist man an das gebunden, was einem da vorgeführt wird. Letztendlich versucht man den kleinen Spielraum, den man noch hat, zu nutzen, um das eben so zu machen, wie man sich das vorstellt. "

Ungleich den amerikanischen Kollegen hat Bully Herbig wesentlich weniger Spielraum für schauspielerisches Arbeiten. Animationsfilme werden in den Staaten erst eingesprochen, denn so ist dem Schauspieler keine kreative Grenze gesetzt. Erst danach wird der Film um die fertigen Dialoge herum animiert.

Nicht nur das, die Figuren werden teilweise sogar dem Aussehen der US-Stimme angepasst. In dem Animationsfilm Sharktale hatte ein von Robert de Niro gesprochener Haifisch sogar einen für de Niro charakteristischen Leberfleck im Gesicht. Ganz klar, Stars sind wichtig für einen Animationsfilm, sowohl für den amerikanischen als auch den deutschen Markt.

Bully Herbig: " Das ist in erster Linie eine Sache, die von Amerika vorgegeben wird. Da hat sich wohl ein cleveres Köpfchen in Deutschland gedacht, ja das machen wir jetzt auch so. Ich glaube, das bedient zweierlei: Zum einen verschafft es einem Film einen gewissen Bekanntheitsgrad, auf der anderen Seite erhofft man sich vielleicht einen gewissen Spirit oder Einfluss auf die Art und Weise, wie das dann gesprochen wird. Es hilft, den Film populärer zu machen."

Natürlich birgt das auch Gefahren, vor allem bei der Wahrnehmung. Nicht selten ertappt man sich dabei, wie man vom animierten Geschehen auf der Leinwand wegdriftet. Denn hinter dem geistigen Auge stellt man sich nur noch den deutschen Star auf der Leinwand vor. Er verdrängt den fiktiven Filmcharakter, dem er eigentlich nur seine Stimme leihen sollte. Frank Schaff, Synchronregisseur und verantwortlich für die Synchronisation von Robots, sieht das allerdings nicht allzu eng...

" Es darf natürlich nicht so sein, das irgendwelche Leute besetzt werden, bloß weil sie da sind oder grad Zeit oder einen Namen haben. Aber wenn die darauf passen und mit denen richtig gearbeitet wird und das Ergebnis toll ist, dann ist das doch ne wunderbare Geschichte! Dann gucken sich mehr Leute den Film an!"

Nicht immer treffen die Studios da die richtige Wahl. Ganz bitter macht sich das z.B. bei der Realverfilmung des Comis "Clever und Smart" bemerkbar. Die Komiker Erkan und Stefan – bekannt für ihre Dönerwitze als türkische Rap-Proleten – sprechen die Hauptfiguren. Und leider haben sie ihren hier völlig unpassenden Blödelhumor rücksichtslos dem Clever & Smart-Film aufgedrückt. Der Film verkommt so im Deutschen zu unglaublich plattem Klamauk. Populäre Namen gingen hier ganz klar vor künstlerischen Wert.

Das Synchronisieren von US-Filmen ist für gelernte Synchronsprecher besonders in den letzten Jahren zu einem Spießrutenlauf geworden. Wegen großer Einbußen durch Raubkopiererei wurden die Maßnahmen auch beim Synchronisieren außerordentlich verschärft. Dazu Ranja Bonalama, die deutsche Synchronstimme von Bridget Jones-Renee Zellweger:

"Wir müssen unterschreiben, dass nichts an die Öffentlichkeit geht, sehen Filme mit drei Sicherheitsstreifen, wo man schon wirklich wenig sieht. Ganz wichtige Filme a la Matrix oder Star Wars sind teilweise Schwarzbild, wo man wirklich nur die Münder sieht, ohne jeden Storyaufbau, streng geheim. Das ist schon wirklich vorgekommen. "

Man könnte daraus nun schließen, dass den amerikanischen Studios die deutsche Synchronisation und damit eine sinngemäße Auswertung der Filme in deutsch weniger wichtig ist. Dazu noch einmal Synchronregisseur Frank Schaff:

"Es steckt halt sehr sehr viel Geld für die dahinter und letztendlich sind wir dann wahrscheinlich doch nicht so wichtig für das Gesamtkonzept. Klar, künstlerisch sicherlich, aber: es geht ja meistens! Das ist ja das Teuflische, man kann ja sehr viel möglich machen, das darf nur nicht mehr schlimmer werden!" (lacht)

Der Synchronsprechergilde müsste die Verpflichtung von populären deutschen Stars eigentlich ein Dorn im Auge sein, könnte man meinen. Vor allem, wenn das Ergebnis am Ende nicht so gut ist, wie es mit erprobten Stimmen hätte sein können. Doch da winkt Synchronregisseur Frank Schaff ab...

"Ja, denen wird natürlich für das Projekt schon Arbeit weggenommen, aber das sind verschwindend wenig Filme, wo das gemacht wird. Da hat man gerade mal die großen Animations- und Zeichenfilme, wo das überhaupt in Frage kommt, und ansonsten wird das ja überhaupt nicht gemacht... Rein mengenmäßig ist das zu verschmerzen für den Rest der Synchrongilde."

Service:

Robots, der neue Film von den Machern von Ice Age, mit den Stimmen von Bully Herbig, Sarah Conner und Oliver Kalkhofe, startet am Donnerstag in unseren Kinos.