Projekt Bundesgartenschau
Nächstes Jahr findet die Bundesgartenschau in Gera statt. Die Stadt hatte an sich nicht viel Geld für ausgefallene Kunstprojekte in diesem Rahmen, aber einige werden nun dennoch verwirklicht. Eines davon heißt "Textile Gärten" und ist eine Art Open-Air-Kunstwerk auf der Basis von 150 Jahre alten, in Gera entstandenen Blumendrucken. Daran beteiligt ist die Künstlerin Katja Schütt.
"Das war ein Motiv für ein Tuch. Gestreiftes Band-, Blüten- und Blattmotiv, um 1840. Und das war für eine Decke. Motiv Rosenranken und Rosenbouquet, um 1850. Und die wurden in Gera angefertigt, und die Entwürfe wurden dort hergestellt."
Die Modedruckindustrie hat Gera im 19. Jahrhundert berühmt gemacht. Und was liegt näher, als sich auf jene Industrie zu beziehen, denkt sich die Künstlerin Katja Schütt. Sie geht ins Stadtmuseum und wälzt dicke Bücher voller alter Stoffmuster.
"Da hab ich mir zwei Muster ausgesucht und wollte die sozusagen verfremden. Also ich wollte sie nicht eins zu eins übernehmen. Und ich habe dann die Muster überzeichnet, also ich hab die ausgedruckt mit dem Computer und hab dann mit Transparentpapier sozusagen die Linien nachgezogen, dass da so ein eigener Strich entsteht. Und hab dann die Flächen, die dabei entstanden sind, gefüllt mit eigenen Farbtönen."
Katja Schütt, Tochter einer Geraer Designerin und eines Managers, steht vor dem großen Tisch in ihrem Berliner Atelier und ordnet Blätter, auf denen sie ihre Blumenmotive ausgedruckt hat. An der Wand hängen kreisrunde Rahmen, mit Stoff bespannt und mit Papierschnitten benäht. In einer Ecke lehnen große, collagenartig beklebte Holzplatten aneinander, gerade von ihrer letzten Ausstellung zurückgekommen und noch in Tuch eingeschlagen. Dass sie Kunst machen wollte, war für sie schon immer selbstverständlich, sagt sie, und am liebsten habe sie immer irgendetwas frei zusammengebastelt. Nach einer Lehre zur Schaufensterdekorateurin begann sie Mitte der 90er visuelle Kommunikation in Weimar zu studieren und ging später nach Kassel, wo sie sich mit experimenteller Fotografie beschäftigte:
"Ich hab dann aber gemerkt, das reicht mir auch nicht mehr, das zweidimensionale, ich muss jetzt was mit Material machen, ich muss was anfassen, was spüren. Auch heute - ich könnte nie wie ein Grafiker am Computer sitzen. Ich muss Material spüren."
Die Konsequenz: Noch einmal wechselte sie Ort und Hochschule. Für ein Bildhauerei-Studium kam sie nach Berlin-Weissensee.
Die zierliche 31-Jährige sieht mit ihren schulterlangen Haaren, ihrem Seidentop und ihrer langen Kette aus lauter kleinen Muscheln ein bisschen so aus, als sei sie gerade einem Film über die Roaring Twenties entsprungen. Und auch in ihren Arbeiten entdeckt man immer wieder diese floralen, dekorativen Elemente, die auch in den goldenen 20er Jahren so beliebt waren.
Auf Dekorativität kommt es der Künstlerin jedoch nicht in erster Linie an. Wichtiger sei ihr ein gewisser Ausdruck, ein persönlicher Gedanke, der in das Bild einfließt, meint sie. Ob sie nun einen Wolf aus Jeansstoff auf die Holzplatte klebt, als Sinnbild für "Das Männliche". Oder ob sie Holz ausritzt und an anderer Stelle in baumartiger Form wieder festklemmt in einer Hommage an die Sängerin Kate Bush, deren Musik sie immer an Wald erinnere.
"Was in meiner Kunst ist, ist, dass ich so die Oberfläche untermauere, und in dieses tiefgründige, Bizarre gehen will, und mir geht’s immer um erhabene Momente, auch im Alltag."
Es ist nicht einfach, von der bloßen Kunst zu leben, von Ausstellungen und Auftragsarbeiten. Gerade ist Katja Schütt dabei, sich mit ihrem Freund, auch ein Künstler, zusammen ein Atelier zu mieten, um Geld zu sparen.
"Ich finde, als Künstler muss man auch immer ein bisschen changieren können. Ich hab so was ganz Geheimes, wo ich mein Herzblut drin steckt, und wo ich auch weiterkommen will in der Öffentlichkeit. Und dann muss man aber auch Dinge machen, für die Allgemeinheit da sind. Und das ist ganz wichtig, das mal zu lernen, dass ich meinen eigenen Kopf einfließen lasse, aber dass ich auch denke, was will jetzt ein Besucher auf der BuGa sehen. Worauf legt der Wert, was könnte dem Spaß machen."
Die BuGa-Arbeit ist nun ihr bisher größtes und aufsehenerregendstes Projekt.
Die Blumenmotive, die Katja Schütt auf ihre Weise verfremdet hat, werden auf neun einzelne Objekte gedruckt; und diese Objekte markieren in freien Abständen den Weg von der Stadt Gera in den BuGa-Park.
"Da gibt’s jetzt Sitzelemente, in dem Hofwiesenpark werden die stehen, die sind aus Styropor. Dann wird’s Elemente auf dem Wasser geben, auf der Weißen Elster, zwei Stück, die schwimmen da wie so Inseln, fließende Inseln, und es gibt Elemente an Häuserfassaden, das kann man hier auch noch mal sehen."
Auf das BuGa-Projekt gestoßen ist Katja Schütt, als vor zwei Jahren ein Wettbewerb zur Parkgestaltung ausgetragen wurde. Doch obwohl ihr Entwurf einen Preis gewann, stand es noch lange auf der Kippe, ob das Projekt überhaupt realisiert werden könne.
"Dann hieß es aber gleich: "Die Stadt hat kein Geld". Und da hab ich dann so für mich gedacht, wenn die das jetzt schon sagen, dann kann sein, da passiert nie was. Und dann bin ich losgegangen und hab für mich erstmal Sponsoren gesucht. Und hab auch vier Sponsoren gefunden, u. a. ne kleine Bank und ein kleines Privatunternehmen. Und damit bin ich dann zum Bürgermeister, und da hat er sich gefreut, und hat gesagt, er unterstützt das Projekt."
Glück gehabt, mag sich der Geraer Bürgermeister jetzt wohl denken.
Schließlich sind die "Textilen Gärten" nicht nur eins der aufsehenerregendsten Kunstprojekte der BuGa an sich. Ohne Katja Schütt wären die Blumenmotive der Geraer Modedruckindustrie womöglich in den dicken Musterbüchern verstaubt.
Die Modedruckindustrie hat Gera im 19. Jahrhundert berühmt gemacht. Und was liegt näher, als sich auf jene Industrie zu beziehen, denkt sich die Künstlerin Katja Schütt. Sie geht ins Stadtmuseum und wälzt dicke Bücher voller alter Stoffmuster.
"Da hab ich mir zwei Muster ausgesucht und wollte die sozusagen verfremden. Also ich wollte sie nicht eins zu eins übernehmen. Und ich habe dann die Muster überzeichnet, also ich hab die ausgedruckt mit dem Computer und hab dann mit Transparentpapier sozusagen die Linien nachgezogen, dass da so ein eigener Strich entsteht. Und hab dann die Flächen, die dabei entstanden sind, gefüllt mit eigenen Farbtönen."
Katja Schütt, Tochter einer Geraer Designerin und eines Managers, steht vor dem großen Tisch in ihrem Berliner Atelier und ordnet Blätter, auf denen sie ihre Blumenmotive ausgedruckt hat. An der Wand hängen kreisrunde Rahmen, mit Stoff bespannt und mit Papierschnitten benäht. In einer Ecke lehnen große, collagenartig beklebte Holzplatten aneinander, gerade von ihrer letzten Ausstellung zurückgekommen und noch in Tuch eingeschlagen. Dass sie Kunst machen wollte, war für sie schon immer selbstverständlich, sagt sie, und am liebsten habe sie immer irgendetwas frei zusammengebastelt. Nach einer Lehre zur Schaufensterdekorateurin begann sie Mitte der 90er visuelle Kommunikation in Weimar zu studieren und ging später nach Kassel, wo sie sich mit experimenteller Fotografie beschäftigte:
"Ich hab dann aber gemerkt, das reicht mir auch nicht mehr, das zweidimensionale, ich muss jetzt was mit Material machen, ich muss was anfassen, was spüren. Auch heute - ich könnte nie wie ein Grafiker am Computer sitzen. Ich muss Material spüren."
Die Konsequenz: Noch einmal wechselte sie Ort und Hochschule. Für ein Bildhauerei-Studium kam sie nach Berlin-Weissensee.
Die zierliche 31-Jährige sieht mit ihren schulterlangen Haaren, ihrem Seidentop und ihrer langen Kette aus lauter kleinen Muscheln ein bisschen so aus, als sei sie gerade einem Film über die Roaring Twenties entsprungen. Und auch in ihren Arbeiten entdeckt man immer wieder diese floralen, dekorativen Elemente, die auch in den goldenen 20er Jahren so beliebt waren.
Auf Dekorativität kommt es der Künstlerin jedoch nicht in erster Linie an. Wichtiger sei ihr ein gewisser Ausdruck, ein persönlicher Gedanke, der in das Bild einfließt, meint sie. Ob sie nun einen Wolf aus Jeansstoff auf die Holzplatte klebt, als Sinnbild für "Das Männliche". Oder ob sie Holz ausritzt und an anderer Stelle in baumartiger Form wieder festklemmt in einer Hommage an die Sängerin Kate Bush, deren Musik sie immer an Wald erinnere.
"Was in meiner Kunst ist, ist, dass ich so die Oberfläche untermauere, und in dieses tiefgründige, Bizarre gehen will, und mir geht’s immer um erhabene Momente, auch im Alltag."
Es ist nicht einfach, von der bloßen Kunst zu leben, von Ausstellungen und Auftragsarbeiten. Gerade ist Katja Schütt dabei, sich mit ihrem Freund, auch ein Künstler, zusammen ein Atelier zu mieten, um Geld zu sparen.
"Ich finde, als Künstler muss man auch immer ein bisschen changieren können. Ich hab so was ganz Geheimes, wo ich mein Herzblut drin steckt, und wo ich auch weiterkommen will in der Öffentlichkeit. Und dann muss man aber auch Dinge machen, für die Allgemeinheit da sind. Und das ist ganz wichtig, das mal zu lernen, dass ich meinen eigenen Kopf einfließen lasse, aber dass ich auch denke, was will jetzt ein Besucher auf der BuGa sehen. Worauf legt der Wert, was könnte dem Spaß machen."
Die BuGa-Arbeit ist nun ihr bisher größtes und aufsehenerregendstes Projekt.
Die Blumenmotive, die Katja Schütt auf ihre Weise verfremdet hat, werden auf neun einzelne Objekte gedruckt; und diese Objekte markieren in freien Abständen den Weg von der Stadt Gera in den BuGa-Park.
"Da gibt’s jetzt Sitzelemente, in dem Hofwiesenpark werden die stehen, die sind aus Styropor. Dann wird’s Elemente auf dem Wasser geben, auf der Weißen Elster, zwei Stück, die schwimmen da wie so Inseln, fließende Inseln, und es gibt Elemente an Häuserfassaden, das kann man hier auch noch mal sehen."
Auf das BuGa-Projekt gestoßen ist Katja Schütt, als vor zwei Jahren ein Wettbewerb zur Parkgestaltung ausgetragen wurde. Doch obwohl ihr Entwurf einen Preis gewann, stand es noch lange auf der Kippe, ob das Projekt überhaupt realisiert werden könne.
"Dann hieß es aber gleich: "Die Stadt hat kein Geld". Und da hab ich dann so für mich gedacht, wenn die das jetzt schon sagen, dann kann sein, da passiert nie was. Und dann bin ich losgegangen und hab für mich erstmal Sponsoren gesucht. Und hab auch vier Sponsoren gefunden, u. a. ne kleine Bank und ein kleines Privatunternehmen. Und damit bin ich dann zum Bürgermeister, und da hat er sich gefreut, und hat gesagt, er unterstützt das Projekt."
Glück gehabt, mag sich der Geraer Bürgermeister jetzt wohl denken.
Schließlich sind die "Textilen Gärten" nicht nur eins der aufsehenerregendsten Kunstprojekte der BuGa an sich. Ohne Katja Schütt wären die Blumenmotive der Geraer Modedruckindustrie womöglich in den dicken Musterbüchern verstaubt.