Programmänderung: Schumann bleibt

Robert Schumann im Mittleren Westen – statt in Heidelberg. Ursprünglich wollte Bariton Thomas Hampson beim Heidelberger Frühling Lieder von Robert Schumann und Samuel Barber singen. Doch eine Bronchitis vereitelte diesen Plan – das Konzert fand nicht statt.
Auf Schumann muss aber in unserem Konzert trotzdem niemand verzichten, nur kommt er eben nicht aus Heidelberg, sondern aus dem mittleren Westen der USA, aus Minneapolis im US-Bundesstaat Minnesota. Auch dort wird Schumanns 200. Geburtstag gefeiert. Am 14. März gab das Saint Paul Chamber Orchestra ein Konzert, Robert Schumann gewidmet. Das einzige Vollzeit-Profi-Kammerorchester der USA, zu Hause in Saint Paul, der Hauptstadt von Minnesota, widmet sich in dieser Saison ausgiebig Robert Schumann. Zu diesem Konzert luden die Musiker sich den Pianisten Jonathan Biss ein – und setzten Werke aufs Programm, die nicht alle Tage zu hören sind: Schumanns Introduktion und Allegro appassionato op. 52, Introduktion und Konzert-Allegro op. 134, dazu Ouvertüre, Scherzo und Finale für großes Orchester op. 52.

Gemeinsam ist diesen Kompositionen, dass Schumann sie nicht Konzert oder Sinfonie nannte – mit diesen Großformen und seinen eigenen Ansprüchen diesbezüglich tat er sich Zeit seines Lebens schwer. Und die Schumann-Forschung grübelt bis heute über eine ordentliche Gattungszuweisung dieser Werke nach. Schon Schumann selbst lieferte die Vorlage, schrieb er doch 1847 in einem Brief: "Die Symphonien verlangen ein starkbesetztes Orchester (zum mindesten 8 erste Violinen); Ouvertüre, Scherzo und Finale ist leichter".

Neben romantischer Musik aus dem alten Europa haben Roberto Abbado und das Saint Paul Chamber Orchestra sich für Lokalkolorit des Mittleren Westens entschieden: zu hören ist die Uraufführung eines Kammerkonzerts von Steven Stucky. Der wurde 1949 geboren, im US-Bundesstaat Kansas, und sein "Chamber Concerto" hat das Saint Paul Chamber Orchestra bei ihm in Auftrag gegeben. Überhaupt sind viele seiner Werke Auftragskompositionen für nahmhafte US-amerikanische Orchester, sein Oeuvre umfasst so gut wie alle Gattungen, von der Oper über große Orchesterwerke und Solokonzerte bis zu Kammermusik und A-cappella-Werken. Und: Steven Stucky zählt zur Riege der Pulitzer Preisträger unter den US-amerikanischen Komponisten wie vor ihm u.a. seine Kollegen Elliott Carter, Charles Ives und Samuel Barber.



Ted Mann Concert Hall, Minneapolis, USA
Aufzeichnung vom 14.3.2010


Robert Schumann
Introduktion und Allegro appassionato op. 92 für Klavier und Orchester

Steven Stucky
Chamber Concerto (Uraufführung)

Robert Schumann
Introduktion und Konzert-Allegro op. 134 für Klavier und Orchester
Ouvertüre, Scherzo und Finale für großes Orchester E-Dur op. 52


Jonathan Biss, Klavier
Saint Paul Chamber Orchestra
Leitung: Roberto Abbado


nach Konzertende ca. 21:20 Uhr Nachrichten


anschließend:

Wiederentdeckt
Robert Schumann
Abegg-Varationen op. 1 in einer rekonstruierten Fassung für Orchester von Joachim Draheim
Florian Uhlig, Klavier
Philharmonisches Orchester Plauen-Zwickau
Leitung: Georg Christoph Sandmann