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Alles auf Stimme

Der Synchron- und Hörspielsprecher Oliver Rohrbeck.
Der Synchron- und Hörspielsprecher Oliver Rohrbeck. © dpa/picture alliance/Ingo Wagner
Von Elmar Krämer · 06.09.2014
Er kann mit Ende 40 immer noch wie der jugendliche Justus Jonas klingen - oder wie der nerdige Frauenversteher Ben Stiller. Neben dem Rollenspiel hat der umtriebige Oliver Rohrbeck noch einen eigenen Hörspielverlag gegründet. In der "Lauscherlounge" gibt's immer neue Ideen.
"Ist das das reale Leben oder alles nur Fantasie. Bin gefangen in einem Erdrutsch, unmöglich vor der Realität zu fliehen – öffne die Augen, schau zum Himmel und sieh!"
Songtextlesungen – eine der neuesten Erfindungen der Lauscherlounge. Oliver Rohrbeck steht mit sichtlichem Spaß auf der Bühne. Glatze, freundliches Gesicht mit Brille, dahinter wache und strahlende Augen. Er ist in seinem Element: Ein Mikrofon und seine Stimme – und, die auch mal vom Google-Translator übersetzten, Texte bekannter Rock-Songs:
"Wohin der Wind mich treibt, ist mir gleich."
Die erste Rolle: Pinocchio
Oliver Rohrbeck, 1965 in Berlin geboren, tritt mit ach Jahren in der Sesamstraße auf. Seine Eltern wurden gefragt, ob er nicht in kleinen Szenen mitspielen will. Er will, hat Spaß dabei und macht seine Sache gut – das spricht sich herum. Bald schon fängt er auch an, Filme zu synchronisieren. Eine der ersten Rollen ist die des Pinocchio. Lesen fällt ihm da noch schwer, aber er hat ja erfahrene Kollegen wie Georg Thomalla und Harald Juhnke an seiner Seite:
"Ich saß da auf so einem Hocker in einem großen Kinoatelier. Harald Juhnke hat mir dann immer den Text gesagt und hat gesagt: 'Du, sagt jetzt mal den Satz, wenn ich dich tippe' und dann hat der mich angetippt und dann hab ich das da rauf gesprochen."
Lesen und sprechen wird seine Welt und der Karriere steht nichts mehr im Wege. Rohrbecks Mutter gründet eine Agentur: die Kinder bei Film und Funk. Durch die Agentur der Mutter ist er an der Quelle, spricht schon als Kind in etlichen Hörspielen und synchronisiert Filme.
Die Zeit im Studio – "absolutes Freizeitvergnügen"
1978, mit 13 Jahren wird Oliver Rohrbeck "Justus Jonas" in der Hörspielserie "Die Drei ???". Dass ihn diese Figur vermutlich sein Leben lang begleiten wird, ist da noch nicht abzusehen. Promistatus hat er in der Schule nicht, die Aufnahmen in einem Studio in Hamburg werden eher als ungewöhnliches Hobby betrachtet.
"Wir sind manchmal am Wochenende dahin geflogen morgens und abends zurück. Wegen der Mauer mussten wir fliegen. Das war herrlich, wir haben doch nur Unfug gebaut da im Studio. Mir hat das Spaß gemacht. Das war ja nicht wie Arbeit, das war Spielen, das war absolutes Freizeitvergnügen."
Aber das ändert sich: Noch vor dem Abitur, bricht Oliver Rohrbeck die Schule ab und geht auf eine private Schauspielschule.
"Ich konnte mir dann meine Schauspielschule selbst finanzieren, weil ich nebenbei synchronisiert habe oder auch eine ganze Menge gedreht habe."
Lesen und Sprechen – damit hat Oliver Rohrbeck den größten Erfolg: Mit elf gewann er den deutschen Vorlesewettbewerb, seine Synchronisationen kommen gut an – also konzentriert er sich auf die Sprecherei und leiht seine Stimme unterschiedlichen Charakteren:
"Da gibt es natürlich die Figur Justus Jonas, das ist der Hörspieldetektiv: 'Kollegen, ich glaube das ist ein neuer Fall für uns lasst uns ermitteln'. Dann haben wir Ben Stiller, der ist in seinen Filmen ein liebenswerter Nerd, der dann doch die tollen Frauen abbekommt: 'Hast Du Lust mal mit mir auszugehen?'. Und dann ist da der Anwalt bei Ally Mc Beal Richard Fish und der sagt immer zu seinem Kollegen: 'John, du hast keine Probleme, du hast Geld'."
Gründung des Hörspielverlags
Regelmäßig Geld zu verdienen ist vor der Filmkamera und auf der Theaterbühne schwer. Als Rohrbeck mit Mitte 30 Vater wird, überdenkt er seine berufliche Situation:
"Da hab ich dann gesagt, jetzt hör ich mal auf mit dem Theater und dem Fernsehen, weil ich da irgendwie das Gefühl hatte, ich komme da nicht weiter. Ich wollte mehr Verantwortung übernehmen. Da war das für mich auch wichtig, dass ich ein bisschen regelmäßiger meinen Beruf ausüben kann, wenn ich jetzt schon für vier Personen verantwortlich bin. Und hab dann angefangen, mit Synchronregie und Dialogbüchern und das hat mir dann aber auch irgendwann nicht mehr gereicht. 2002 hab ich dann die Lauscherlounge gegründet und gemerkt, es ist doch schön, wieder Publikumskontakt zu haben."
Die Lauscherlounge produziert Hörbücher und Hörspiele und bringt die Synchronsprecher aus den Studios bundesweit auf die Bühnen. Diese Auftritte liebt der lebhafte Berliner – genauso, wie die Synchronarbeit, bei der er auch Animationsfiguren seine Stimme leiht, zum Beispiel:
"Die Rolle des Gru."
In dem Animationsfilm "Ich einfach unverbesserlich".
"Hab ich gesprochen – ist sehr ein erfolgreicher Film.
Nie Langeweile
Doch auch sein Gesicht ist längst bekannt. Oliver Rohrbeck liest live im ganzen Land: Die drei Fragezeichen live, Prima-Vista Lesungen, in denen das Publikum auch mal Gebrauchsanleitungen von Toastern oder Waschmaschinen zum Vorlesen mitbringt, Krimihörspiele mit Geräuschemacher und Musikern auf der Bühne.
Oliver Rohrbeck wirkt zufrieden, Langeweile kennt er nicht. Er hat sich eine berufliche Nische geschaffen, die ganz viel Platz für neue Ideen bietet – so wie die Songtextlesungen.
"Ist das das reale Leben oder ist das alles nur Fantasie?"

"Ich freue mich auf alles weitere, was im Leben noch geschieht."
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