Pro & Contra

Listenfrust zum Jahresbeginn

Ein leeres Siegerpodest für die Plätze eins bis drei, aufgenommen bei den Eisschnelllauf Deutsche Meisterschaften am 02.11.2014 im Sportforum Hohenschönhausen in Berlin.
Ein leeres Siegerpodest für die Plätze eins bis drei © picture-alliance / dpa / Soeren Stache
Uwe Wohlmacher im Gespräch mit Oliver Schwesig · 13.01.2015
Jedes Magazin, jeder Blog, jedes kleine Mailorder-Haus: alle machen mit. Zum Ende des alten und Anfang des neuen Jahres werden wir bombardiert mit Besten- und Vorschaulisten. Da stellt sich die Frage: Wer braucht diese Listen noch?
Zwar tauchen in den Top 3 immer mal wieder ähnliche Musiktitel auf, aber auf ein Lied des Jahres konnte man sich nicht einigen, beobachtet Musikredakteur Uwe Wohlmacher. Er habe im Internet den Artikel eines Musikfans gefunden, der sich die Mühe gemacht habe, 35 internationale Bestenlisten zu studieren. „Er hat in diesen 35 Listen 588 Platten gefunden – das muss man sich mal vorstellen." Daran könne man bereits ermessen, dass da jede Liste von der anderen abweiche.
U2 auf Platz 1 oder ganz hinten
So hätte auf dem ersten Platz der internationalen Ausgabe des als Leitmedium geltenden Musikmagazins „Rolling Stone" die Band U2 mit ihrem Album „Songs oft he Innocense" gestanden. Die gleiche Platte sei aber nur auf zwei weiteren Listen international überhaupt aufgetaucht, und dort nur auf hintersten Plätzen. Solche Beispiele ließen sich auch in Deutschland fortführen. „Da fragt man sich dann doch, wo nehmen die das alle her?", sagte Wohlmacher. Natürlich spiele da persönlicher Geschmack eine Rolle und es sei sehr subjektiv, aber es gehe soweit auseinander, dass man von diesen Listen kaum noch etwas richtig ablesen könne.
Keine Richtschnur mehr
Es stelle sich auch die Frage, ob Platten, die am Anfang des Jahres oder am Ende erschienen, die gleichen Chancen hätten. „Selbst, wenn man sich nur für ein Genre interessiert, meinetwegen für Heavy Metal oder für Mainstream-Rock, kommt einfach so viel heraus, dass man da den Überblick doch verliert." Wenn es Übereinstimmungen gäbe, könnten solche Listen als Richtschnur dienen, aber angesichts der Fülle von Listen sei das kaum noch überschaubar.
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