Prickelnder Thriller und ödes Inselerlebnis

Vorgestellt von Hans-Ulrich Pönack |
Ein spektakulärer britischer Kriminalfall liegt dem Film "Bank Job" zugrunde und macht ihn zu einem ebenso spannenden wie amüsanten Kinoerlebnis. Weniger überzeugend - trotz Superstars Jodie Foster - ist "Insel der Abenteuer": eine überkandidelte Reisestory, die sehr fade daherkommt.
Bank Job
Großbritannien 2008, Regie: Roger Donaldson, Darsteller: Jason Statham, Saffron Burrows, David Suchet, FSK: ab 12 Jahre, Länge: 112 Minuten

Der am 15. November 1945 in Ballarat/Australien geborene Filmemacher Roger Donaldson war Ende der 70er Jahre maßgeblich am Aufbau der neuseeländischen Filmindustrie beteiligt. Sein Debütfilm, der 1977 entstandene Thriller "Schlafende Hunde", war damals - nach immerhin 15 Jahren - der erste Spielfilm, der in Neuseeland gedreht wurde - und der erste Film Neuseelands überhaupt, der in die amerikanischen Kinos gelangte.

Danach ging Donaldson nach Hollywood und schuf international erfolgreiche Genre-Filme wie "Die Bounty" (1984, mit Liam Neeson); "No Way Out - Es gibt kein Zurück" (1987, mit Kevin Costner und Gene Hackman); "Cocktail" (1988, mit Tom Cruise); das Remake "The Getaway" (1994, mit Alec Baldwin und Kim Basinger); das Polit-Drama "Thirteen Days" (2000, mit Kevin Costner) und "Mit Herz und Hand" (2005, mit Anthony Hopkins).

Hier nun bedient er sich eines authentischen britischen Kriminalfalles: Im September 1971 sorgte ein spektakulärer Bankraub in London für Aufsehen. Die Täter hatten von einem Keller in der Nachbarschaft einen 13 Meter langen Tunnel zur "Lloyds Bank" in der Baker Street gegraben. Erreichten so den Tresorraum, raubten etliche Schließfächer aus und entkamen, obwohl ein Amateurfunker den Funkverkehr der Einbrecher mitgehört hatte.

Es war der größte Bankraub in der britischen Kriminalgeschichte, mit einer ungleich viel größeren Beute als bei den legendären Posträubern mit ihrem Zugraub in den 60ern. Dennoch ist von diesem "Walkie-Talkie-Einbruch" kaum etwas bekannt geworden. Der Grund: Nur vier Tage später erließ damals die britische Regierung eine "D-Notice", einen Zensurerlaß. Damit wurde die Berichterstattung über den Raub "aus Gründen der nationalen Sicherheit" untersagt. Die Vermutung: In einem der Schließfächer befand sich höchst kompromittierendes Foto-Material über ein weibliches Mitglied der Königsfamilie. Fakt ist: Der größte Teil der Beute wurde nie sichergestellt.

Der Film stellt Terry und seinen Kumpel Eddie vor. Die drehen als Gebrauchtwagenhändler im Londoner East End schon mal kleine, unaufgeregte Deals. Als Terrys Ex Martine auftaucht, will sie die Kleinganoven für ein "größeres Ding" gewinnen. Für einen Bruch in eine Bank, in der eine Woche lang auf die Alarmsysteme verzichtet werden muss. Terry & Co. brauchen nur einen Tunnel zum Tresor graben . . .

Allerdings ahnt Terry nicht, dass Martine vom britischen Geheimdienst "MI 5" gesteuert wird, der eine mögliche Staatsaffäre zu verhindern gedenkt. Und so lassen sich Terry, Eddie und einige Kumpels zu dem spektakulären Einbruch animieren. Und stecken mitten drin in einem Katz-und-Maus-Schlamassel. Denn nun befinden sich die Amateure plötzlich in der Oberliga der Geheimdienste und des organisierten Verbrechens.

Hochrangige Politiker, bedeutende Mafiagrößen und der britische Hochadel sowie unbedarfte Scotland-Yard-Beamte keuzen fortan wie ununterbrochen ihren Weg. Dabei den Kopf aus der "vorbereiteten" Schlinge zu bekommen, scheint aussichtslos.

Nach etwas unübersichtlichem, verzwacktem Beginn entwickelt sich "Bank Job" zu einem höchst spannenden wie amüsanten wie prickelnden Thriller. Mit augenzwinkerndem britischen Gesellschafts- und feinem Komödien-Geschmack. In bester Tradition von schwarzhumorigen britischen Stimmungsmachern wie "Bube, Dame, König, Gras", "Still Crazy", "Snatch - Schweine und Diamanten" oder aktuell "Brügge sehen...und sterben?" ist nicht nur urig-schweißtreibende Handarbeit angesagt, sondern überzeugt auch die exzellente Mixtur aus Spannung, Komik und Typen-Charme.

Der bislang vor allem als filmischer "Radaubruder" populäre 35-jährige Jason Statham ("The Transporter"; "The Italian Job - Jagd auf Millionen"; "Crank"), der mittlerweile auch als "britischer Bruce Willis" gehandelt wird, liefert in der Rolle des schlitzohrigen Terry einen blitzblanken Anführer-Auftritt ab. Als pfiffiger Klein-Ganove, der plötzlich mächtig gefordert ist und über sich hinaus wachsen muss, um in diesem raffinierten Verwirrspiel einigermaßen den Überblick und die Oberhand behalten zu können.

Ihm zuzusehen, bereitet ebensolches Vergnügen wie dieses vorzügliche Typen-Karrusell zu erleben (unter anderem mit David Suchet als Unterwelt-Boß), das mit vielen verblüffenden, furiosen Wendungen und Überraschungen zu kämpfen hat. Eine antiquierte Krimi-Geschichte als erfrischend junger, frecher Plot; ein fesselnder Unterhaltungs-Film.

Insel der Abenteuer
USA 2008, Regie: Jennifer Flackett und Mark Levin, Darsteller: Jodie Foster, Abigal Breslin, Gerard Butler, Länge: 96 Minuten

"Die Insel der Abenteuer" ist der zweite Spielfilm des filmenden Ehepaares, die hier auch am Drehbuch mitschrieben. Ihr Leinwand-Debüt hatten die beiden Autoren (und ehemaligen Stoffentwickler für das Fernsehen) im Jahr 2005 mit dem Film "Little Manhattan". Hier nun adaptierten sie das Kinderbuch "Wie versteckt man eine Insel?" von Wendy Orr aus dem Jahr 2002.

Story: Als einzige Menschen auf einer abgelegenen Pazifikinsel leben der Meeresbiologe Jack Rusoe und seine minderjährige Tochter Nim ein paradiesisches Leben. Während er - mittels vernetztem Computer - seine erfolgreichen Forschungen betreibt, wird der Alltag von Nim von der Fantasie eines pfiffigen kleinen Mädchens bestimmt. Die ihrem Vater hilft, die mit "ihren (wilden) Tieren" spielt und die ebenso gerne wie unaufhörlich liest.

Vor allem die Geschichten über ihren Lieblingshelden Alex Rover haben es ihr angetan. Denn der ist - auf dem Papier - der größte Abenteurer der Welt und führt ein aufregendes wie locker-buntes Leben. Als Daddy von einer Bootsfahrt nicht zurückkehrt, schickt Nim einen E-Mail-Hilferuf an ihn. Doch Alex Rover ist bloß eine Romanfigur, erfunden von der Schriftstellerin Alexandra Rover. Und die zeigt sich als ziemlich ängstliches, verklemmtes Psycho-Wrack. Die mit Schreibblockaden zu kämpfen und ihre Wohnung in San Franzisco schon seit ewigen Zeiten nicht mehr verlassen hat.

Dennoch will sie hier helfen und begibt sich - mühevoll-tapfer - auf eine "große Reise" zu ihrem Fan. In ihrem - fiktiven - Schlepptau: Ihr "kommentierender" wie motivierender Roman-Held. Diese Robinson-ähnliche Show bedient souverän die Palette des Kinderfilms. Funktioniert unterhaltungsmäßig aber nur begrenzt, weil Typen wie Späße immer nur angerissen, aber nie voll ausgereizt werden.

Zwar sind die drollig-tierischen Helfer-Kumpels wie Seelöwe, Eidechse und Pelikan ebenso nett anzusehen wie die opulente Naturkulisse, aber abendfüllend kommt das nicht rüber. Ebenso wirken die Probleme mit grimmigen, tollpatschigen Gegenspielern von der gierigen Kommerz-Schiffahrt zu dick aufgesetzt, mitunter sogar ein bisschen (zu) dämlich und beliebig.

Dass aber das namhafte Trumpf-As hier, "Oscar"-Preisträgerin Jodie Foster ("Das Schweigen der Lämmer"), einmal darstellerisch so danebenliegen würde, das hätte man sich auch nicht träumen lassen, denn: Als Alexandra Rover nervt sie nur. Sie muss sich permanent überhysterisch bewegen und ständig dumm-batzerisch-ängstlich so aufregen, dass es nicht mehr schön und schon gar nicht komisch ist und wirkt, sondern dass es einfach nur graust.

Zudem ist ihre überkandidelte Reise-Story nur als nervig-fade und viel zu lange Slapstick-Show angelegt, die wenig vergnügt. Da kann sich "Darling" Abigal Breslin, die heute 12-jährige Süße, bekannt aus dem Independent-Hit "Little Miss Sunshine" von 2006 ("Oscar"-Nominierung), noch so anstrengen - gegen diese dürftige Unterhaltungschose kommt sie nicht an.

Als ihr Papa hat übrigens der schottische Schauspieler Gerard Butler ("Lieber Frankie"; "Das Phantom der Oper"; "300") nur vermittelnde Stichworte und fällt auch nicht weiter auf. Eine 37 Millionen-Dollar-(Fond-)Produktion, die einfach nicht in die Unterhaltungspuschen kommt und ziemlich lahm "dahinplätschert".
Die Hauptdarstellerinnen Jodie Foster und Abigail Breslin in Las Vegas
Die Hauptdarstellerinnen von "Insel der Abenteuer", Jodie Foster und Abigail Breslin.© AP