"Pressefreiheit wird bis zur Unkenntlichkeit strapaziert"

Der Geschäftsführer des Deutschen Presserats, Lutz Tillmanns, sieht trotz des vorliegenden Schäfer-Berichts zur BND-Affäre weiteren Recherche- und Handlungsbedarf. Der Gesetzgeber müsse sich sehr konkret Gedanken darüber machen, wie er die Arbeit des BND oder anderer Sicherheitsdienste in der Bundesrepublik im Hinblick auf den Umgang mit Journalisten verbessere, sagte Tillmans im Deutschlandradio Kultur.
Der Deutsche Presserat werde sich mit diesem Thema in der nächsten Zeit intensiver beschäftigen, kündigte Tillmanns an. Die jüngste BND-Affäre stelle eine Verletzung der Pressefreiheit dar und gefährde außerdem den journalistischen Quellenschutz, sagte er. Der Fall müsse in Zusammenhang mit anderen Vorgängen wie etwa der Durchsuchungsaktion in den Räumen der "Cicero"-Redaktion oder Telefon-Lauschangriffen auf Journalisten beurteilt werden: "Das fällt alles in einen Topf und strapaziert die Pressefreiheit bis zur Unkenntlichkeit", äußerte Tillmanns. In den letzten Jahren zeige sich ein deutlicher Trend zur Aufweichung der Pressefreiheit.
Ferner sprach sich Tillmanns für eine bessere Journalistenausbildung im Bereich des Umgangs mit Quellen und Informanten aus: "Da ist sicherlich auch ein Thema: wie weit kann ich gehen im Rahmen einer investigativen Recherche etwa im Gespräch mit Nachrichtendienstlern."

Das gesamte Gespräch mit Lutz Tillmanns können Sie für begrenzet Zeit in unserem Audio-On-Demand-Angebot nachhören.