Prekäre Künstlerexistenz

Ist jeder Künstler, der sich Künstler nennt?

Ein Gitarrenkoffer mit gespendetem Geld
Ein Gitarrenkoffer mit gespendetem Geld © picture alliance / dpa / Britta Pedersen
Jenni Zylka im Gespräch mit Korbinian Frenzel |
Die wenigsten Künstler können von ihrer Kunst leben. Brauchen wir also mehr Subventionen? Ein schwieriges Thema, meint Jenni Zylka. Denn wer entscheidet eigentlich, was förderungswürdige Kunst sei? Und gibt es vielleicht einfach zu viele, die sich Künstler nennen?
Künstler leben prekär. In Berlin auf jeden Fall: Einer aktuellen Studie zufolge liegt das Durchschnittseinkommen bildender Künstler in der Hauptstadt bei 20.000 Euro pro Jahr. Und darin ist schon der Verdienst eingerechnet, den Künstler über Nebenjobs wie Taxifahren oder durch Stipendien und Förderungen erwirtschaften.
Brauchen wir also eine bessere staatliche Förderung von Kunst und Künstlern? Die Journalistin und Autorin Jenni Zylka ist skeptisch.
"Ich finde es erstmal gut, das zu sagen, dass es schwer ist als Künstler, als Künstlerin", sagte sie im Deutschlandfunk Kultur. "Ich weiß aber auch nicht – glücklicherweise muss ich es auch nicht entscheiden – wie man dem jetzt begegnet oder was man jetzt dagegen macht."
Die Journalistin Jenni Zylka
Die Journalistin Jenni Zylka© Deutschlandradio / Andreas Buron
Einerseits fände sie gut, wenn man prinzipiell die Künstlersubventionen oder die Kunstsubventionen prinzipiell erhöhen würde. Andererseits stellt sich für sie in diesem Zusammenhang auch die Frage, wer sich eigentlich Künstler nennen darf und wer entscheidet, was gute Kunst ist. "Es gibt auch ganz viele Leute, die finde ich überhaupt nicht talentiert, und ich weiß auch nicht, warum die sich einbilden, dass ich, dass irgendjemand sich ihre Kunst anhören, angucken oder durchlesen sollte", so Zylka. "Die sagen aber auch: Ich bin aber Künstler."

Ist man Künstler, wenn keiner die Kunstwerke sehen will?

Zum Beispiel Menschen, die 90 Prozent ihres Einkommens aus irgendwelchen Jobs bestreiten würden und nur "zehn Prozent durch die Ausstellung, die ich in Eigenregie einmal im Jahr mache", trotzdem aber in der Künstlersozialkasse bleiben wollten. "Ja, was soll man da sagen? Wenn aber keiner deine Kunst möchte, dann ist es ganz schwierig. Aber andererseits darf das auch kein Kriterium sein. Man kann ja auch Kunst für sich selber machen. Ist man dann auch Künstler oder Künstlerin?"
Oder gibt es vielleicht einfach zu viel Kunst? "Wir könnten auch gerne zehn Jahre Pause machen, dann habe ich nämlich Zeit, mal die ganze alte Kunst durchzulesen, anzuhören, anzugucken. Aber was soll ich sagen? Ich bin ja selber eine von denen."
(uko)

Die gesamte Sendung "Der Tag mit Jenni Zylka" können Sie hier nachhören: Audio Player

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