Preiswerte Landschaftspflege

Die Schafe von Walhalla

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Schafe und Ziegen fressen uns den Blick auf die Walhalla frei © Deutschlandradio / Constanze Lehmann
Von Gerhard Richter · 02.02.2016
Um den Rasen vor seinem Haus kurz zu halten, schaffte sich Pierre Steinkamp einst Schafe an. Inzwischen ist daraus eine Geschäft geworden. Denn Schafe, Ziegen und Kühe eignen sich auch als Landschaftspfleger, zum Beispiel an der Walhalla.
"Na kommt!" – "Mäh!"
Pierre Steinkamp klatscht in die Hände. Zwanzig Schafe und ein paar Ziegen kommen auf ihn zugelaufen. Ein urtümliches Bild, das es so erst ab 2009 gibt. Bis dahin haben Arbeiter mit Motorsensen die Wiese gemäht, das war schweißtreibend, laut und teuer. Leiser, idyllischer und gründlicher machen das die Tiere von Pierre Steinkamp.
"Die Ziegen sind dafür, da den Gehölzanflug kurz zu halten und zurückzudrängen, und die Schafe halten die Fläche offen."
Die Schafe sind eine Zusatzattraktion für Besucher
Rechts und links der Säulenhalle steht schon dichter Wald, der Abhang zur Donau hin soll aber frei bleiben. Um den Eindruck einer arkadischen Landschaft zu erhalten. Für diese landschaftspflegerische Leistung bezahlt der Freistaat dem Schäfer ein Honorar und bekommt ganz nebenbei noch eine Zusatzattraktion.
"Walhalla ist ein Nationaldokument, das eher ein älteres Publikum anspricht, und die Schafe sprechen ganz junges und ganz altes Publikum an."
Überleben ohne Stall und Futterkrippe
Und oft plaudert Pierre Steinkamp mit den Leuten, und erklärt ihnen auch, was die Schafe so fressen und wo sie übernachten. Weit und breit gibt es keinen Stall und keine Futterkrippe.
"Wir haben durch die Bank alte, vom Aussterben bedrohte Hausstierrassen in Betrieb, im Einsatz, weil die mit den schlechten Futtergrundlagen auf diesen schlecht nutzbaren Flächen am besten klarkommen."
Aber nicht alle glauben das. Pierre Steinkamp wurde von einem anonymen Tierschützer angezeigt und musste sich vor dem Regensburger Verwaltungsgericht gegen den Vorwurf wehren, seine Tiere würden hungern und frieren. Also hat der Walhalla-Schäfer auch dem Gericht erklärt: Seine Waldschafe, Coburger Fuchsschafe oder das Bentheimer Landschaf sind von Natur aus wetterfest und beim Futter nicht wählerisch. Ganz anders als die modernen Rassen, die eine fette Weide brauchen.
"Man hat ja bei der Zucht der Tiere die Bedingungen für die Tiere immer weiter verbessert, damit die höhere Leistung bringen können. Unsere Tiere müssen mit widrigen Bedingungen klarkommen und müssen als Leistung eigentlich ein Pflegeergebnis bringen. Wir brauchen nicht unbedingt eine hohe Milchleistung, wir brauchen nicht unbedingt eine hohe tägliche Zunahme beim Schlachtgewicht, wir brauchen ein sauberes Fressergebnis."
Auch an Stromtrassen, Solaranlagen und Brachen werden die Tiere eingesetzt
Das Gericht hat die Anklage fallengelassen. Pierre Steinkamp wurde freigesprochen. Mittlerweile haben er und sein Partner über 350 Tiere. Die Schafe, Ziegen, Kühe weiden an Stromtrassen, Solaranlagen, und Brachen und pflegen auf diese Art die Landschaft. Alles Flächen, die nicht intensiv als Weide genutzt werden können. Dafür hat die Walhalla-Schäferei einen bayerischen Staatspreis gewonnen für zukunftsfähige Landwirtschaft:
"Dieses Koppelprodukt, wir produzieren Fleisch und Pflege gleichzeitig, das ist mir schon gelungen, Pflegeleistung in Geld umzuwandeln."
Die meistgestellte Frage der Besucher an Pierre Steinkamp ist: Machen Sie das als Hobby? Macht er nicht. Er lebt davon. Er bekommt Geld für die Pflege, verkauft Schaffleisch und auch lebende Tiere.Das Schäferhandwerk hat er sich nach und nach angeeignet. Steinkamp ist studierter Kaufmann und hat mit Immobilien schon ziemlich viel Geld verdient. So viel, dass er sich eine Auszeit leisten konnte.
Walhallalamm lässt sich gut vermarkten
"Da habe ich mir in der Stadt Regensburg ein Einfamilienhaus mit großem Grundstück gekauft und einen Sommer lang Rasen gemäht. Und im nächsten Jahr habe ich mir Schafe angeschafft, zum Rasen Kurz-Halten. Und in dem gleichen Sommer hat der Nachbar einen Schlaganfall gehabt und darum gebeten, sich die Schafe ausleihen zu dürfen. Und dafür gab´s dann Äpfel und Apfelsaft. Und da ist der Kaufmann dann wieder erwacht."
Dazu nutzt der clevere Kaufmann auch alle Marketingtricks. Der Weidestandort am Fuße der Walhalla zum Beispiel ist eine echte Steilvorlage, um die Bekanntheit seiner Schafe und seines Lammfleischs zu steigern.
"Also Walhallalamm ist so eine Wortkombination, die Sie nie mehr vergessen, wenn Sie es einmal gehört haben."
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