Preisverleihung ohne Preisträger

Von Wolfgang Martin Hamdorf |
Bei der diesjährigen Verleihung der "Goyas", der spanischen Filmpreise, gewann Pedro Almodovar den Preis für den besten Film und die beste Regie für "Volver", seine Hauptdarstellerin Penelope Cruz den Preis für die beste Schauspielerin. Doch der Regisseur blieb der Zeremonie fern. Großer Abräumer war die mexikanisch-spanische Coproduktion "El Labirinto del Fauno" mit sieben Goyas.
Weder Publikum noch Kritik hatten "Volver", das Frauendrama aus der Mancha, als seinen besten Film gesehen, aber am Ende ging Pedro Almodovar mit fünf Goyas als Sieger des Abends hervor. Nicht nur für die beste Regie und den besten Film, sondern auch für die beste Musik und für die beste Haupt- und Nebendarstellerin.

Die Gala fand ohne den Sieger statt, der Mann aus der Mancha ließ ausrichten, Preisverleihungen machten ihn nervös, und blieb lieber zu Hause.

Aber sonst kamen die bedeutendsten Figuren des spanischen Films über den grünen Teppich in den Madrider Kongresspalast. Es war eine humorvolle, aber brave Gala. Weit zurück lagen die politischen Polemiken vergangener Jahre, etwa gegen den Golfkrieg und die konservative Regierung Aznar.

Im Gegensatz zu Deutschland vergibt die spanische Akademie keine dotierten Filmpreise, die "Goyas” sind Ehrenauszeichnungen mit großem Werbeeffekt, sagt die langjährige Direktorin der "Academia de Cine” Ana Arrieta:

"Wir wollen den spanischen Films auf allen Ebenen fördern. Zum einen die Goyas, die machen uns bekannter, bringen uns mehr Zuschauer und vielleicht auch mehr internationale Anerkennung. Wir möchten den spanischen Film allen nahebringen auch über Publikationen, Ausstellungen oder Podiumsdiskussionen."

Als zweiter Sieger des Abends ging die mexikanisch-spanische Coproduktion "El Labirinto del Fauno" (Pans Labyrinth) mit sieben Goyas hervor. Die dramatische und gewalttätigen Geschichte aus der Zeit unmittelbar nach dem spanischen Bürgerkrieg verbindet über den Blick eines zwölfjährigen Mädchens eine opulente unterirdische Phantasiewelt mit der brutalen Repression der Francodiktatur.

Hier zeichnete die Akademie nicht nur einen eigenwilligen politischen Film aus, sondern auch die zunehmende Bedeutung der Kooperation mit Lateinamerika für den spanischen Film. Der mexikanische Regisseur Guillermo de Toro wurde für das beste Drehbuch ausgezeichnet, sein Landsmann Guillermo Navarro mit dem Goya für die beste Bildgestaltung:

Guillermo Navarro: "Guillermo del Toro musste seinen Film und sein Drehbuch mit Händen und Füßen verteidigen, die Geldgeber meinten, die Geschichte sei viel zu hart, zu gewalttätig, aber er ging keine Kompromisse ein. So hat der Film gerade in dieser Kombination etwas sehr Wahrhaftiges bekommen, und ermuntert vielleicht auch andere, dass man auch so Geschichten über den Faschismus erzählen kann, ohne ein Pamphlet zu machen."

Wenig erfolgreich dagegen ein anderer politischer Film. "Salvador" zeigt konventionell und stellenweise rührselig die letzten Monate des katalanischen Anarchisten Salvador Puig Anticht, der 1974 noch in der letzten Phase des Francoregimes hingerichtet wurde. Sehr überzeugend ist Hauptdarsteller Daniel Brühl. Er war als bester Darsteller nominiert, konnte sich aber nicht gegen den charismatischen spanischen Schauspieler Juan Diego durchsetzten.

2006 verlor der spanische Film sechs Millionen Zuschauer. Auch in Spanien findet die DVD und Fernsehauswertung der Kinofilme immer früher statt, und allein im letzten Jahr wurden 200 Kinos in den Zentren der großen spanischen Städte geschlossen.

Vor wenigen Tagen hat die sozialistische Kulturministerin Carmen Calvo den Entwurf für das lange versprochene Filmgesetz vorgelegt. Es soll die Position spanischer und europäischer Filme gegenüber der Konkurrenz aus Hollywood stärken, die unabhängigen Produzenten stärker fördern und auch die Fernsehkanäle stärker zur Finanzierung des spanischen Films heranziehen.

Der Präsident der spanischen Produzentenvereinigung Pedro Perez sieht in einem stärkerem staatliches Engagement für die internationale Vermarktung und Steuervorteilen für Investoren die Lösung für die Krise des spanischen Films:

"Wir wollen keine weitere Filmförderung, denn wir glauben, dass diese direkte Subvention beim Bürger nicht gut ankommt. Wir wollen aber eine intelligente Steuerpolitik, wie sie auch in anderen Ländern erfolgreich gemacht wurde. Wir reden immer sehr schlecht über den sogenannten europäischen Protektionismus, dabei vergessen wir aber, dass über Jahrzehnte hinweg in den USA die Filmindustrie nicht nur mit Steuererleichterungen, sondern sogar mit Steuerbefreiungen so weit hochgepäppelt wurde, bis sie zur Nummer Eins weltweit wurde. Wir halten das für eine sehr intelligente Politik, um Investitionen von außen in die Filmindustrie zu erleichtern."