Preis der Leipziger Buchmesse

Das Ausreizen sprachlicher Möglichkeiten

06:51 Minuten
Iris Hanika blickt in Richtung des Betrachters.
Iris Hanika möchte nicht als schwer lesbare Autorin wahrgenommen werden. © picture alliance / dpa / Erwin Elsner
Iris Hanika im Gespräch mit Marietta Schwarz · 28.05.2021
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Mit ihrem Roman „Echos Kammern“ hat Iris Hanika den Preis der Leipziger Buchmesse in der Sparte Belletristik gewonnen. Der Mythos der Nymphe Echo habe sie bei der Arbeit an dem Buch besonders gereizt, sagt die Schriftstellerin.
Die Schriftstellerin Iris Hanika hat den Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Belletristik gewonnen. In ihrem Roman "Echos Kammern" überträgt sie die Geschichte von Echo und Narziss in die Gegenwart und in das Leben in den modernen Städten New York und Berlin. Hanika sei es dabei gelungen, "buchstäblich eine neue, eigene Sprache" zu finden, begründet die Jury ihre Wahl.

Schreiben kommt von Schreiben wollen

Literatur sei für sie immer auch das Ausreizen sprachlicher Möglichkeiten, sagt Iris Hanika. Sie berufe sich bei ihrer "Translit"-Dozentur an der Universität Köln deswegen immer mal gerne auf den französischen Philosoph Roland Barthes, der gesagt habe, dass vor dem Schreiben das Schreiben wollen komme. "Ich möchte immer gerne schreiben, und meistens weiß ich aber gar nicht genau, was ich eigentlich schreiben will."
Sie glaube aber nicht, dass ihre Bücher wegen dieses Ansatzes schwer zu lesen seien. Zwar gebe es in "Echos Kammern" Passagen in einer Kunstsprache, "die ich leicht zu lesen finde, weil sie mich beglücken. Es gibt aber Leute, die kriegen davon Kopfschmerzen. Das weiß ich auch. Es gibt aber auch andere Leute, die das beglückt!"

Der Mythos von Echo und Narziss

Außerdem sei der größte Teil des Buches in einem "extrem lesbaren" Deutsch geschrieben, sagt Hanika lachend. Sie bemühe sich keineswegs mit Bedacht, "schwer lesbar" zu sein. "Das tue ich auf gar keinen Fall. Ganz im Gegenteil."
An dem Mythos von Echo und Narziss, den sie in ihrem Buch in eine moderne Form bringt, habe sie vor allem die Rolle der Nymphe Echo gereizt, die Rolle einer Frau, die sich selber nicht als Person sehe, die "selber die Ansagen macht, die die ganzen Sätze spricht, sondern in Anbetung immer nachspricht, was ihr vorgesprochen wird oder denkt, sie dürfe selber gar nichts sagen".
(rja)

Iris Hanika: "Echos Kammern"
Literaturverlag Droschl, Graz 2020
240 Seiten, 22 Euro

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