Präsidentschaftswahl in Österreich

"Ein rot-weiß-rotes Signal der Hoffnung"

Jubel bei den Anhängern des Präsidentschaftskandidaten Alexander Van der Bellen
Jubel bei den Anhängern des Präsidentschaftskandidaten Alexander Van der Bellen © Roland Schlager / APA / AFP
Von Ralf Borchardt · 05.12.2016
Der Gewinner der Präsidentenwahl in Österreich, Alexander van der Bellen, sieht seine Wahl auch als Signal an die EU. Der unterlegene Kandidat der FPÖ, Norbert Hofer, kündigte derweil an, in sechs Jahren erneut zu kandidieren.
Der Jubel kam schneller als erwartet bei der Wahlparty des Van der Bellen-Lagers. Schon die erste Hochrechnung war eindeutig: Der frühere Parteichef der Grünen lag uneinholbar vorn. Seine Anhänger: begeistert.
"Überglücklich, Wahnsinn, erleichtert."
"Ganz, ganz froh."
"Ich hoffe, dass unser gespaltenes Land wieder vereint wird. Und ich glaube, dass er das sehr gut lösen wird."
Von seinem deutlichen Vorsprung war auch der Wahlsieger selbst überrascht.
"Mir geht’s hervorragend."
Alexander Van der Bellen betonte, er sehe die Wahl als Signal an die EU:
"Es ist keine Übertreibung zu sagen, dass von Wien aus ein rot-weiß-rotes Signal der Hoffnung und der positiven Veränderung durch Europa geht, ein rot-weiß-rotes Signal, das in den Hauptstädten der Europäischen Union aufgenommen und sehr sorgfältig analysiert werden wird."

Enttäuschung bei der FPÖ

Enttäuschung in der Parteizentrale der FPÖ – und Versuche, das Ergebnis von Norbert Hofer nicht nur als Niederlage zu sehen:
Umfrage Wahparty FPÖ:
"Es ist insgesamt ein unglaubliches tolles Ergebnis der FPÖ, im Vergleich zu dem, was wir vor einem Jahr erwartet hätten."
"Die Österreicher haben sich für das Gewohnte entschieden und nicht für das Ungewohnte."
Der unterlegene Norbert Hofer selbst gratulierte Van der Bellen, gab aber zu:
"Ich bin enttäuscht, weil ich hätte gern auf dieses Land gut aufgepasst. Es ist jetzt anders gekommen, das tut natürlich sehr weh, muss ich ehrlich zugeben. Aber: der Wähler hat immer recht."
Hofer kündigte an, in sechs Jahren bei der nächsten Präsidentenwahl wieder zu kandidieren.

Erleichterung bei der Regierung

Erleichtert zeigt sich auch der sozialdemokratische Bundeskanzler. Christian Kern hatte sich für die Wahl Van der Bellens ausgesprochen und kann nun davon ausgehen, dass die Regierungskoalition aus SPÖ und Volkspartei ÖVP zunächst weitermachen kann:
"Ich bin davon überzeugt, dass Alexander Van der Bellen ein sehr guter Partner sein wird, wenn es darum geht, eine weltoffene, zukunftsgewandte Politik der Chancen und Hoffnungen zu betreiben."
FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache machte deutlich, dass seine Partei keineswegs dauerhaft auf Versöhnung umschalten will:
"Was wir erleben ist, dass es eine massive Angstkampagne und eine massive Walze des Systems gegen Norbert Hofer gegeben hat. Es haben sich ja fast alle Parteien eingehängt gegen Norbert Hofer."
Erneut anfechten will die FPÖ die Präsidenten-Stichwahl aber nicht. Zwar gilt eine Einspruchsfrist bis 22. Dezember, doch in Wien gehen alle Beobachter davon aus, dass Alexander Van der Bellen tatsächlich Ende Januar vereidigt werden kann.
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