Präsidentschaftswahl in Frankreich

Fillon räumt "Irrtum" ein, macht aber weiter

Der französische Präsidentschaftskandidat Francois Fillon während einer Pressekonferenz
Der Präsidentschaftskandidat der französischen Konservativen, Fillon, hat die Beschäftigung seiner Ehefrau Penelope als Fehler bezeichnet. © picture alliance / dpa / Quentin Veuillet
Von Jürgen König · 06.02.2017
Der französische Präsidentschaftskandidat François Fillon hat die Beschäftigung von Familienmitgliedern auf Parlamentskosten bedauert. Der Konservative behauptete aber, dass die Beschäftigung seiner Frau Penelope als parlamentarische Mitarbeiterin legal und das Gehalt gerechtfertigt gewesen sei.
François Fillon musste handeln. Viel zu lange habe er gewartet, kritisieren ihn auch Parteifreunde: Um endlich den seit fast zwei Wochen kursierenden Presseberichten etwas entgegenzusetzen, wonach er seine Ehefrau wie auch zwei seiner Kinder zum Schein nur als parlamentarische Assistenten auf Staatskosten beschäftigt haben soll.
Der großen Mehrheit der Franzosen war Fillon durch sein Schweigen immer unglaubwürdiger geworden, zumal seit Bekanntwerden eines Interviews seiner Frau von 2007, in dem sie angab, sie sei nie die Assistentin ihres Mannes gewesen. Insofern wartete heute nicht nur das politische Paris, sondern ganz Frankreich sehr gespannt darauf, was François Fillon der Öffentlichkeit zu sagen, zu erklären, vielleicht zu beichten haben würde.
"Ich verstehe die Fragen. Ich verstehe, das Bedürfnis, die Dinge von mir aufgeklärt zu sehen und ich tue das, denn ich habe nichts zu verbergen."

Arbeit in der Heimat

15 Jahre lang habe er seine Frau beschäftigt, sagte François Fillon, gegen eine Bezahlung von durchschnittlich 3.677 Euro netto monatlich, alle Verträge seien legal gewesen und transparent, ab sofort seien sie auf seiner Internetseite einsehbar. Das Interview seiner Frau von 2007 sei nur in Ausschnitten und aus dem Zusammenhang heraus zitiert worden, und der Vorwurf, seine Frau sei nicht in der Nationalversammlung präsent gewesen, ginge ebenfalls ins Leere: Viele parlamentarische Assistenten würden nicht dauerhaft in Paris arbeiten. Tatsächlich sei seine Frau immer vom Heimatort Sablé-sur-Sarthe aus für ihn tätig gewesen: Habe seinen beruflichen Tagesablauf organisiert, Termine verwaltet, öffentliche Veranstaltungen organisiert, ihn auch bei solchen Veranstaltungen vertreten.
"Alles das war legal. Aber moralisch gesehen konfrontiert das, was damals war, mich heute mit meinem Gewissen – und so mit den Franzosen, und nur mit ihnen. Es ist nicht Sache der Medien, über mich zu richten: Die Franzosen müssen entscheiden."

Entschuldigung bei den Franzosen

In der Politik müsse man mutig sein, so François Fillon, zu allererst darin, seine Irrtümer zu bekennen.
"Familienangehörige zu beschäftigen, ist in der Politik verbreitete Praxis, wird aber heutzutage von immer mehr Franzosen abgelehnt. Was gestern zu akzeptieren war, ist es heute nicht mehr. Ich habe diese enge, vertrauensvolle Zusammenarbeit mit meiner Frau und meinen Kindern der Zusammenarbeit mit anderen Assistenten vorgezogen – und das sorgt heute für Misstrauen. Und das war ein Irrtum, den ich tief bedauere und für den ich mich bei den Franzosen entschuldige."
Ab sofort werde er den Wahlkampf wieder aufnehmen, sagte François Fillon entschlossen – und kämpferisch. Es könne nicht sein, dass die Franzosen am Ende nur zwischen Marine Le Pen und Emmanuel Macron zu wählen hätten. Nein, der beste Präsident Frankreichs sei ein Konservativer: er selbst.