Posaunen und Drehkreuzstangen

Von Mathias Mauersberger · 04.10.2013
"Sie werden das, was jetzt kommt, möglicherweise nicht verstehen." Mit diesem Satz kündigte Klaus Kleber vor etwa zwei Jahren im "Heute Journal" die Band Erdmöbel an. Und er hatte recht: Denn auch auf ihrem neuen Album geben uns die vier Kölner mit ihren poetischen Texten mal wieder Rätsel auf.
Was haben Frischhaltefolie und Drehkreuzstangen, der Rapper Tupac Shakur und Andy Warhol gemeinsam? Sie alle bevölkern die Texte von Markus Berges, Sänger der Kölner Band Erdmöbel. Der deutsche Feuilleton ist sich einig: Diese Band gehört zum Originellsten, was Deutschland in Sachen Pop zu bieten hat. Diesem Ruf wird das Quartett mit ihrem zehnten Album absolut gerecht.

Benannt nach einem nicht ganz geschmacksicheren Gassenhauer aus den Achtzigern, ist der Titel längst nicht das einzig Sonderbare an dieser Platte: Wenn Markus Berges scheinbar unsingbare Worte mühelos aneinanderreiht, dazu Flöten und Posaunen erklingen, verpackt in Easy Listening-Arrangements, die an den großen Burt Bacharach erinnern, dann kann man sich sicher sein: So machen das nur die mittlerweile ergrauten Exil-Westfalen aus der Domstadt.

Ihrer Heimat Köln widmen sie mit "Zollstockbad" nicht nur zum x-ten Mal einen Song, im eigenen Studio im Eigelstein-Viertel haben sie auch ihr neues Album aufgenommen. Eine ziemliche "Schwergeburt" sei das gewesen, sagte Produzent Ekki Maas in einem Interview. Groß war schließlich der Erfolgsdruck nach dem letzten Album "Krokus", das es immerhin bis ins Heute Journal schaffte. Ob Erdmöbel das toppen können, bleibt abzuwarten. So oder so stellen sie mit ihrem zehnten Werk klar: An den vier Pop-Poeten aus Köln kommt in Deutschland keiner mehr vorbei.

Erdmöbel: "Kung Fu Fighting”
Label: Jipee / Rough Trade