Portrait

Aus Eupen ans Set

Filmset von "Hin und Weg" Drehbuchautorin Ariane Schröder (ganz rechts) neben Jürgen Vogel
Filmset von "Hin und Weg" Drehbuchautorin Ariane Schröder (ganz rechts) neben Jürgen Vogel © picture alliance / dpa / Frank Rumpenhorst
Von Noemi Schneider · 18.10.2014
Drehbuchautoren hauchen den Filmfiguren Leben ein. Den meisten Zuschauern ist diese wichtige Rolle oft nicht bewusst. Im Fall des Films "Hin und Weg" soll das nun anders sein: Die 29-jährigen Filmhochschulabsolventin Ariane Schröder im Portrait
Ariane Schröder sitzt mir gegenüber. Die 29-jährige streicht sich die langen blonden Haare aus der Stirn und zündet sich eine Zigarette an. Sie ist aufgeregt, denn der deutsche Kinostart des Films "Hin und Weg" steht kurz bevor.
Geboren wurde Ariane Schröder 1985 in der Kleinstadt Eupen, in der deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens. Schon früh hatte sie den Traum, Schriftstellerin zu werden.
"Ja, das ist ein Klischee, aber das kam schon so in Kindertagen. Also mit sieben, acht, war für mich schon klar, ich will mal Geschichten schreiben. Und in das Drehbuchschreiben bin ich dann tatsächlich reingerutscht. Ich hab durch Zufall erfahren, dass man das Studieren kann und hab mich dann sehr blauäugig beworben, ich hatte vorher in meiner Schulzeit ein Theaterstück geschrieben und habe da gemerkt, ich hab da so eine Faszination fürs Dialogschreiben und dann hab ich mich beworben und das hat dann geklappt und so bin ich da reingerutscht."
2007 beginnt Ariane ihr Studium an der renommierten Hochschule für Fernsehen und Film in München. Jetzt ist sie überzeugt: Dialogschreiben kann man nicht wirklich lernen.
"Ich glaube, das ist was, was sehr intuitiv passiert. Aber was ganz konkret vermittelt wurde ist, dass der Film als Medium ja ein wahnsinnig konkretes Medium ist. Also man muss ganz konkret erzählen, man muss alles in Bilder übersetzen und dann gibt’s natürlich die Dramaturgie, da gibt’s ja ganz klare Regeln in der Dramaturgie, die kriegt man natürlich beigebracht aber es ist vor allem trainieren. Und das Sprechen über die Geschichten, die man geschrieben hat und die Kritik, die man von den Professoren und Kommilitonen bekommt. Ich glaube so lernt man das, man muss es wirklich ausprobieren."
Ariane hat ihre ganz eigene Methode, wie sie ihre Dialoge auf Tauglichkeit überprüft.
"Also, ich spiel sie mir tatsächlich selber vor, die Dialoge und versuch dann zu hören, ob das, ob das funktioniert"
In "Hin und Weg" bricht der Mittdreißiger Hannes gemeinsam mit seiner Frau Kikki und der Clique von früher zur alljährlichen Radtour auf. Was die Freunde nicht wissen, in diesem Jahr geht es nach Belgien, weil Hannes dort selbstbestimmt sterben möchte.
"Was’n los?
Könnt ihr uns mal sagen, was hier los ist? Da kriegt man ja richtig Angst.
Bitte sag’s ihnen, komm!
Was denn?
Hannes, bitte!
Ich hab ALS.
Was?
Ist das die Scheiße, an der dein Vater gestorben ist?
Ja. Lebenserwartung 3-5 Jahre, unheilbar.
Seit wann weißt’n das?
Seit zwei Jahren. Seit nem halben Jahr geht’s bergab.
Aber warum machen wir jetzt hier ne Radtour, ich..!"
Gespür für die Geschichte
Die Idee zu "Hin und Weg" trug Ariane schon länger mit sich herum. In einem Seminar an der Filmhochschule begegnet sie dem Regisseur und Produzenten Florian Gallenberger und schickt ihm ihren ersten Drehbuchentwirf. Gallenberger ist begeistert und sagt, das machen wir.
Nach mehreren Drehbuchfassungen kommt der Regisseur Christian Zübert hinzu und bringt eigene Vorschläge in das Drehbuch mit ein. Auf einmal reden alle mit. Wird man da als Autorin nicht irgendwann bockig?
"Ich glaub, der Vorteil war, dass alle Beteiligten, also die beiden Produzenten und Christian Zübert, die haben von Anfang an gespürt, was mir bei der Geschichte wichtig ist und daran wurde auch nicht gerüttelt, an dem, was mir wirklich wichtig war. Die anderen Dinge waren auch viele äußerliche Dinge und ich hab da natürlich sehr auf ihre Erfahrung vertraut. Und ich glaub, hätte man jetzt, ganz grob an den Figuren rumgebastelt, da wär ich glaub ich bockig geworden, aber das ist nicht passiert."
Ariane hat Glück und das weiß sie auch. Denn in der Regel haben Drehbuchautoren nach getaner Arbeit, der Abgabe des Buches, nicht mehr viel zu melden. Doch die Produzenten und der Regisseur laden die Autorin sogar zu den Dreharbeiten ein und beim Filmfestival in Locarno, wo „Hin und Weg“ in diesem Jahr seine Weltpremiere feierte, darf natürlich auch Ariane mit über den Roten Teppich spazieren.
Drehbuchautorin, für viele mit Sicherheit ein Traumberuf. Im Alltag braucht man jedoch vor allem Disziplin.
Ariane Schröder:"Ich bin da sehr spießig, wenn es um meinen Schreibprozess geht. Das ist tatsächlich für mich so ein From-9-to-5 – Job. Ich steh morgens auf und dann setz ich mich an meinen Schreibtisch und nehm mir immer ein Pensum vor, für den Tag und dann auch so ein Wochenpensum und dann arbeite ich mit Belohnung und Bestrafung. Wenn ich mein Pensum nicht erreiche, dann bestrafe ich mich, indem ich noch abends weiterschreibe oder am Wochenende und wenn ich früher fertig werde, dann belohne ich mich."
Momentan arbeitet Ariane gleichzeitig an fünf Projekten über die sie natürlich noch nichts verraten darf. Ideen von Anderen und eigene Stoffe, die sie im Auftrag mehrerer Produktionsfirmen aus- und umarbeitet. An ihrem Traum aus Kindertagen hält sie weiterhin fest.
Ariane Schröder: "Ich hab ne gute Freundin, mit der schreib ich an Kindergeschichten. Das war auch früher immer mein Traum, tatsächlich Kinderbücher zu schreiben und der ist noch immer da und den werde ich mir dann auch irgendwann erfüllen".