Popstar-Leben und Geschlechterkampf
"Falco" dreht sich um das schillernde Leben des größten österreichischen Popstars. In "Ein verlockendes Spiel" geht es um Geschlechterkampf in den 20er Jahren. In "Cassandras Traum" vollendet Woody Allen seine London-Trilogie und erzählt die Geschichte von zwei Brüdern, die für ihren Traum vom Aufstieg über Leichen gehen.
"Falco - Verdammt, wir leben noch!"
Österreich / BRD 2007, Regie: Thomas Roth, Darsteller: Manuel Rubey, Nicholas Ofczarek, Christian Tramitz, Patricia Aulitzky, Susi Stach. FSK: ab 12. Länge: 109 Minuten
"Falco – Verdammt, wir leben noch!" ist von Thomas Roth, einem österreichischen Autor und Regisseur vom Jahrgang 65. Nach dem Akademischen Gymnasium in Graz war der Sohn des Wiener Schriftstellers Gerhard Roth, von 1985 bis 1994, Journalist und Regisseur im ORF-Landesstudio Steiermark tätig. Während dieser Zeit stellte er Dokumentationen, Musik-Videos, Werbespots, Konzert- und Kurzfilme her.
Danach schuf er Spielfilme für das Kino und Fernsehen. Hier nun hakt er in seinem Biopic die Lebensgeschichte eines der größten Popstars seines Landes ab: sie von Falco. Geboren am 19. Februar 1957 als Johann "Hans" Hölzel, gestorben am 6. Februar 1998 bei Puerto Plata in der Dominikanischen Republik. Mit seinem Lied "Rock me Amadeus" landete erstmals in der Popgeschichte ein deutschsprachiger Titel - am 20. März 1986 für drei Wochen - an der Spitze der US-Bilboard-Charts. Wenige Wochen später wurde der Titel dann auch in Großbritannien die Nummer eins in den Pop-Charts. In Rückblenden, beginnend mit den letzten Minuten vor seinem verhängnisvollen Auto-Crash fern der Heimat, erzählt der Film von einem völlig zerrissenen Menschen, einem typischen "Dr. Jekyll & Mr. Hyde": "Ich bin ein Grenzgänger, der mit seinem Leben spielt". Als kleiner Bub beginnt er in der Meisterklasse in Wien am Klavier; als junger Bassist träumt er vom unbedingten Erfolg. Spielt in den Bands "Hallucination Company" und "Drahdiwaberl", läßt sich vom DDR-Skispringer Falko Weißpflog zu seinem Künstlernamen inspirieren, kreiert sich zur Kunst- und Kultfigur Falco. Startet durch mit Hits wie "Der Kommissar", "Vienna Calling" und später "Jeanny". Zu Lebzeiten werden rd. 60 Millionen seiner Tonträger verkauft.
Seine Arroganz ist nicht nur gespielt und Teil seiner Kunstfigur Falco, sondern auch ein gewichtiger Teil seiner gespaltenen Persönlichkeit: "Ich bin in allem ein extremer Mensch, und ich weiß, dass ich für viele ein absolutes Brechmittel bin. Was i mach, das mach i bis zum Exzess." Alkohol, Drogen, Exzesse, Beziehungen, eine Kurzzeit-Ehe, eine vermeintliche Tochter; das ganze Programm; Falco läßt nichts aus. Lebt gleich mehrere Leben in einem: "Im Grunde meines Herzens bin ich halt einfach ein Gegenstromschwimmer".
Ein Exzentriker par excellance: Nach den glanzvollen, umjubelten Bühnen-Auftritten folgen immer häufiger die privaten Aussetzer und Abstürze: "So wie ich liebe, ist einmal auch genug". Ein tolles, weil ein packend-hochemotionales, dabei sehr dichtes, berührendes, phantastisch-musikalisches Pop-Star-Movie. Darstellerisch zudem grandios, brillant, exzellent-überzeugend. Das sich durchaus messen lassen kann mit Hollywood-Musiker-Biographien wie "Ray" (Ray Charles) oder "Walk The Line" (Johnny Cash). Weil eben er "funktioniert", dieser Film-Falco Manuel Rubey. Der 29-jährige Schauspieler-Sänger aus Wien mimt nicht nur Falco, er ist dieser "Doppel-Typ" mit Haut, Haaren und Stimme. Manuel Rubey ist - seit 2002 - Mitglied der österreichischen Rock-Gruppe "Mondscheiner" (die 2006 mit "Das was wir sind" einen Hit landete) und vermittelt als Falco Zerstörungs-Charisma, Seelen-Charme und Charakter-Tiefe. WIE er sich bewegt, wie er diesen Arroganz-Bolzen sensibel-kraftvoll ausdrückt, vermittelt, bewegt, wie er ihn körpersprachlich-stark aufsaugt und ausatmet, das ist eine grandiose Leistung sowohl als Akteur wie auch als Show-Man. Eine unterhaltsame, eine Klasse-Biographie über einen ganz und gar außergewöhnlichen Künstler-Menschen.
"Ein verlockendes Spiel"
USA 2008. Regie: George Clooney. Darsteller: George Clooney, Renée Zellweger, John Krasinski. FSK: ab 6. Länge: 114 Minuten
Das ist - nach "Geständnisse - Confessions Of A Dangerous Mind" (2002) und "Good Night, and Good Luck" (2005) - der dritte und bislang kommerziellste Regie-Film des 47-jährigen Schauspielers und "Oscar"-Preisträgers ("Syriana"/2006). Der ist zwar im Amerika des Jahres 1925 angesiedelt, hat aber durchaus auch ein aktuelles Themen-Motiv: Wie der Sport seine Unschuld verlor.
College-Football ist in jenen Tagen in den USA mächtig populär. Mit landesweit gefeierten Stars und imposanten Zuschauerkulissen. Der Profi-Football dagegen steckt noch in den Kinderschuhen, trampelt auf schlammigen Wiesen vor einem überschaubaren Publikum herum, ganz nah an den Kühen auf den Nachbarwiesen. Jimmy Connelly ist ein altgedienter Kapitän einer solchen Profi-Footballmannschaft. Die setzt sich aus ehemaligen Minenarbeitern und Veteranen des Ersten Weltkriegs zusammen. Als der Sponsor des Teams den Vertrag kündigt, engagiert Connelly (Clooney himself) den aufstrebenden Collegestar und Kriegshelden Carter Rutherford (John Krasinski), um sein Team vor der Auflösung zu retten. Der Plan geht auf. Dank der ungeheuren Popularität des "neuen Heros" füllen sich jetzt auch bei den Profis die Zuschauerränge. Doch dann, natürlich, ziehen erste Wolken auf. Mit daran schuld ist die schlagfertige Reporterin Lexie Littleton ("Oscar"-Preisträgerin Renée Zellweger/ "Unterwegs nach Cold Mountain"/2004), die ihre eigenen (Karriere-)Interessen verfolgt. Auf der einen Seite der "komische" Sport. Der hier kaum interessiert. Dessen Regeln hier wenig bekannt sind. Der aber nicht einen solchen breiten Raum einnimmt, dass er es langweilt. Ganz im Gegenteil, urige Typen bedeuten einige vielversprechende Nebendarsteller-Kracher. Während der Hauptaugenmerk natürlich dieser wunderbaren - siehe auch den doppelbödigen Titel - Romanze zwischen Clooney & Zellweger gehört.
Wie die sich "piksen", wie die fein-pointiert miteinander umgehen, spielen, spotten, das erinnert doch stark an das Liebespaar des Kinos überhaupt von einst: Humphrey Bogart & Lauren Bacall ("To Have And Have Not"). Es knistert und funkelt prächtig zwischen den Beiden, wenn sie sich nur begegnen, wenn sie sich ansehen, wenn sie sich unterhalten, wenn sie sich kurz berühren. Das hat was, "das gewisse Etwas", was nicht zu erspielen, sondern intuitiv vorhanden ist. Es ist ein prächtiges Vergnügen, es besitzt viel feinen Lässig-Charme, diese gut gelaunten und prächtig aufeinander abgestimmten Beiden zu erleben. Dazu die lakonische Kritik-Botschaft: Überall dort, wo das große Geschäft, das Big Business, die Fäden zu ziehen beginnt, egal ob beim Sport oder beim Journalismus, ob bei der Kunst oder der Liebe, ist es mit dem Spaß und der Freiheit vorbei. Dazu Football-Szenen mit komödiantischem Augenzwinkern, mit viel choreographischem Slapstick-Dampf; dazu dieser atmosphärische, an den Klassiker "Der Clou" erinnernde süffisante Randy-Newman-Soundtrack; ein wirklich verlockendes, ein rundum prima-gelungenes, überzeugendes Unterhaltungsspiel aus Hollywood.
"Cassandras Traum"
Regie: Woody Allen. Mit: Ewan McGregor, Colin Farrell, Tom Wilkinson, Sally Hawkins. Farbe, 108 Minuten
"Cassandras Traum" von Woody Allen: Der Typ ist inzwischen 72 und dreht immer noch jedes Jahr seinen Film. Der dreifache "Oscar"-Preisträger ("Der Stadtneurotiker"/"Hannah und ihre Schwestern"), der insgesamt bislang 21 mal für die begehrte Trophäe nominiert wurde, hat ja bekanntlich inzwischen sein geliebtes New York verlassen und ist gen Europa gezogen. London war seine erste Film-Station.
Nach "Match Point" (2004) und "Scoop - Der Knüller" (2005) drehte er hier auch dieses düstere Familien-Thriller-Drama. Darin im Mittelpunkt: Die aus der unteren Mittelschicht stammenden Brüder Ian (Ewan McGregor / "Trainspotting") und Terry (Colin Farrell/kürzlich: "Brügge sehen...und sterben?"). Die wollen gut leben, haben aber längst nicht die ausreichenden Mittel und Fähigkeiten dafür. Als sich erhebliche (Spiel-)Schulden angesammelt haben, kommt ihnen ihr reicher Onkel Howard (Tom Wilkinson/gerade brillant als George-Clooney-Partner in "Michael Clayton") gerade recht. Denn der verspricht einen hübschen Obulus, wenn sie ihm einen mörderischen Gefallen tun: Einen unliebsamen Geschäftspartner aus dem Weg zu räumen. Abzumurksen. Erst zögern sie, dann stimmen die Brüder dem unmoralischen Angebot zu. Doch auch "danach" will sich der "Erfolg" im Leben einfach nicht einstellen, ganz im Gegenteil. Schon der Titel, der bekanntlich Böses, sprich Tod und Verderben, prophezeit, lässt erkennen, dass es ein Luxus-Dasein in der Oberklasse einfach nicht geben kann. Ein klassisches Gesellschaftsdrama, ein spannender Psycho-Thriller, ein schwarzhumoriger Schuld-und-Sühne-Akt marke Allen: Mit amüsanten Neurosen, schrägen, gefährlichen Nett-Typen und mancherlei überraschenden Wendungen. Sowie einer hochkarätigen Besetzung: Mit Farrell, McGregor und Wilkinson duelliert sich die darstellerische Verbal-Spitzenklasse. Auf Woody Allen ist weiterhin Verlass, sein Kino zählt weiterhin zu den besten Bonmots der Leinwand-Kunst.
Österreich / BRD 2007, Regie: Thomas Roth, Darsteller: Manuel Rubey, Nicholas Ofczarek, Christian Tramitz, Patricia Aulitzky, Susi Stach. FSK: ab 12. Länge: 109 Minuten
"Falco – Verdammt, wir leben noch!" ist von Thomas Roth, einem österreichischen Autor und Regisseur vom Jahrgang 65. Nach dem Akademischen Gymnasium in Graz war der Sohn des Wiener Schriftstellers Gerhard Roth, von 1985 bis 1994, Journalist und Regisseur im ORF-Landesstudio Steiermark tätig. Während dieser Zeit stellte er Dokumentationen, Musik-Videos, Werbespots, Konzert- und Kurzfilme her.
Danach schuf er Spielfilme für das Kino und Fernsehen. Hier nun hakt er in seinem Biopic die Lebensgeschichte eines der größten Popstars seines Landes ab: sie von Falco. Geboren am 19. Februar 1957 als Johann "Hans" Hölzel, gestorben am 6. Februar 1998 bei Puerto Plata in der Dominikanischen Republik. Mit seinem Lied "Rock me Amadeus" landete erstmals in der Popgeschichte ein deutschsprachiger Titel - am 20. März 1986 für drei Wochen - an der Spitze der US-Bilboard-Charts. Wenige Wochen später wurde der Titel dann auch in Großbritannien die Nummer eins in den Pop-Charts. In Rückblenden, beginnend mit den letzten Minuten vor seinem verhängnisvollen Auto-Crash fern der Heimat, erzählt der Film von einem völlig zerrissenen Menschen, einem typischen "Dr. Jekyll & Mr. Hyde": "Ich bin ein Grenzgänger, der mit seinem Leben spielt". Als kleiner Bub beginnt er in der Meisterklasse in Wien am Klavier; als junger Bassist träumt er vom unbedingten Erfolg. Spielt in den Bands "Hallucination Company" und "Drahdiwaberl", läßt sich vom DDR-Skispringer Falko Weißpflog zu seinem Künstlernamen inspirieren, kreiert sich zur Kunst- und Kultfigur Falco. Startet durch mit Hits wie "Der Kommissar", "Vienna Calling" und später "Jeanny". Zu Lebzeiten werden rd. 60 Millionen seiner Tonträger verkauft.
Seine Arroganz ist nicht nur gespielt und Teil seiner Kunstfigur Falco, sondern auch ein gewichtiger Teil seiner gespaltenen Persönlichkeit: "Ich bin in allem ein extremer Mensch, und ich weiß, dass ich für viele ein absolutes Brechmittel bin. Was i mach, das mach i bis zum Exzess." Alkohol, Drogen, Exzesse, Beziehungen, eine Kurzzeit-Ehe, eine vermeintliche Tochter; das ganze Programm; Falco läßt nichts aus. Lebt gleich mehrere Leben in einem: "Im Grunde meines Herzens bin ich halt einfach ein Gegenstromschwimmer".
Ein Exzentriker par excellance: Nach den glanzvollen, umjubelten Bühnen-Auftritten folgen immer häufiger die privaten Aussetzer und Abstürze: "So wie ich liebe, ist einmal auch genug". Ein tolles, weil ein packend-hochemotionales, dabei sehr dichtes, berührendes, phantastisch-musikalisches Pop-Star-Movie. Darstellerisch zudem grandios, brillant, exzellent-überzeugend. Das sich durchaus messen lassen kann mit Hollywood-Musiker-Biographien wie "Ray" (Ray Charles) oder "Walk The Line" (Johnny Cash). Weil eben er "funktioniert", dieser Film-Falco Manuel Rubey. Der 29-jährige Schauspieler-Sänger aus Wien mimt nicht nur Falco, er ist dieser "Doppel-Typ" mit Haut, Haaren und Stimme. Manuel Rubey ist - seit 2002 - Mitglied der österreichischen Rock-Gruppe "Mondscheiner" (die 2006 mit "Das was wir sind" einen Hit landete) und vermittelt als Falco Zerstörungs-Charisma, Seelen-Charme und Charakter-Tiefe. WIE er sich bewegt, wie er diesen Arroganz-Bolzen sensibel-kraftvoll ausdrückt, vermittelt, bewegt, wie er ihn körpersprachlich-stark aufsaugt und ausatmet, das ist eine grandiose Leistung sowohl als Akteur wie auch als Show-Man. Eine unterhaltsame, eine Klasse-Biographie über einen ganz und gar außergewöhnlichen Künstler-Menschen.
"Ein verlockendes Spiel"
USA 2008. Regie: George Clooney. Darsteller: George Clooney, Renée Zellweger, John Krasinski. FSK: ab 6. Länge: 114 Minuten
Das ist - nach "Geständnisse - Confessions Of A Dangerous Mind" (2002) und "Good Night, and Good Luck" (2005) - der dritte und bislang kommerziellste Regie-Film des 47-jährigen Schauspielers und "Oscar"-Preisträgers ("Syriana"/2006). Der ist zwar im Amerika des Jahres 1925 angesiedelt, hat aber durchaus auch ein aktuelles Themen-Motiv: Wie der Sport seine Unschuld verlor.
College-Football ist in jenen Tagen in den USA mächtig populär. Mit landesweit gefeierten Stars und imposanten Zuschauerkulissen. Der Profi-Football dagegen steckt noch in den Kinderschuhen, trampelt auf schlammigen Wiesen vor einem überschaubaren Publikum herum, ganz nah an den Kühen auf den Nachbarwiesen. Jimmy Connelly ist ein altgedienter Kapitän einer solchen Profi-Footballmannschaft. Die setzt sich aus ehemaligen Minenarbeitern und Veteranen des Ersten Weltkriegs zusammen. Als der Sponsor des Teams den Vertrag kündigt, engagiert Connelly (Clooney himself) den aufstrebenden Collegestar und Kriegshelden Carter Rutherford (John Krasinski), um sein Team vor der Auflösung zu retten. Der Plan geht auf. Dank der ungeheuren Popularität des "neuen Heros" füllen sich jetzt auch bei den Profis die Zuschauerränge. Doch dann, natürlich, ziehen erste Wolken auf. Mit daran schuld ist die schlagfertige Reporterin Lexie Littleton ("Oscar"-Preisträgerin Renée Zellweger/ "Unterwegs nach Cold Mountain"/2004), die ihre eigenen (Karriere-)Interessen verfolgt. Auf der einen Seite der "komische" Sport. Der hier kaum interessiert. Dessen Regeln hier wenig bekannt sind. Der aber nicht einen solchen breiten Raum einnimmt, dass er es langweilt. Ganz im Gegenteil, urige Typen bedeuten einige vielversprechende Nebendarsteller-Kracher. Während der Hauptaugenmerk natürlich dieser wunderbaren - siehe auch den doppelbödigen Titel - Romanze zwischen Clooney & Zellweger gehört.
Wie die sich "piksen", wie die fein-pointiert miteinander umgehen, spielen, spotten, das erinnert doch stark an das Liebespaar des Kinos überhaupt von einst: Humphrey Bogart & Lauren Bacall ("To Have And Have Not"). Es knistert und funkelt prächtig zwischen den Beiden, wenn sie sich nur begegnen, wenn sie sich ansehen, wenn sie sich unterhalten, wenn sie sich kurz berühren. Das hat was, "das gewisse Etwas", was nicht zu erspielen, sondern intuitiv vorhanden ist. Es ist ein prächtiges Vergnügen, es besitzt viel feinen Lässig-Charme, diese gut gelaunten und prächtig aufeinander abgestimmten Beiden zu erleben. Dazu die lakonische Kritik-Botschaft: Überall dort, wo das große Geschäft, das Big Business, die Fäden zu ziehen beginnt, egal ob beim Sport oder beim Journalismus, ob bei der Kunst oder der Liebe, ist es mit dem Spaß und der Freiheit vorbei. Dazu Football-Szenen mit komödiantischem Augenzwinkern, mit viel choreographischem Slapstick-Dampf; dazu dieser atmosphärische, an den Klassiker "Der Clou" erinnernde süffisante Randy-Newman-Soundtrack; ein wirklich verlockendes, ein rundum prima-gelungenes, überzeugendes Unterhaltungsspiel aus Hollywood.
"Cassandras Traum"
Regie: Woody Allen. Mit: Ewan McGregor, Colin Farrell, Tom Wilkinson, Sally Hawkins. Farbe, 108 Minuten
"Cassandras Traum" von Woody Allen: Der Typ ist inzwischen 72 und dreht immer noch jedes Jahr seinen Film. Der dreifache "Oscar"-Preisträger ("Der Stadtneurotiker"/"Hannah und ihre Schwestern"), der insgesamt bislang 21 mal für die begehrte Trophäe nominiert wurde, hat ja bekanntlich inzwischen sein geliebtes New York verlassen und ist gen Europa gezogen. London war seine erste Film-Station.
Nach "Match Point" (2004) und "Scoop - Der Knüller" (2005) drehte er hier auch dieses düstere Familien-Thriller-Drama. Darin im Mittelpunkt: Die aus der unteren Mittelschicht stammenden Brüder Ian (Ewan McGregor / "Trainspotting") und Terry (Colin Farrell/kürzlich: "Brügge sehen...und sterben?"). Die wollen gut leben, haben aber längst nicht die ausreichenden Mittel und Fähigkeiten dafür. Als sich erhebliche (Spiel-)Schulden angesammelt haben, kommt ihnen ihr reicher Onkel Howard (Tom Wilkinson/gerade brillant als George-Clooney-Partner in "Michael Clayton") gerade recht. Denn der verspricht einen hübschen Obulus, wenn sie ihm einen mörderischen Gefallen tun: Einen unliebsamen Geschäftspartner aus dem Weg zu räumen. Abzumurksen. Erst zögern sie, dann stimmen die Brüder dem unmoralischen Angebot zu. Doch auch "danach" will sich der "Erfolg" im Leben einfach nicht einstellen, ganz im Gegenteil. Schon der Titel, der bekanntlich Böses, sprich Tod und Verderben, prophezeit, lässt erkennen, dass es ein Luxus-Dasein in der Oberklasse einfach nicht geben kann. Ein klassisches Gesellschaftsdrama, ein spannender Psycho-Thriller, ein schwarzhumoriger Schuld-und-Sühne-Akt marke Allen: Mit amüsanten Neurosen, schrägen, gefährlichen Nett-Typen und mancherlei überraschenden Wendungen. Sowie einer hochkarätigen Besetzung: Mit Farrell, McGregor und Wilkinson duelliert sich die darstellerische Verbal-Spitzenklasse. Auf Woody Allen ist weiterhin Verlass, sein Kino zählt weiterhin zu den besten Bonmots der Leinwand-Kunst.