Poppig, gefühlvoll und melancholisch

Von Carola Hoffmeister · 04.07.2011
Mimi ist die Tochter der 80er-Jahre Rock-Ikone Marius Müller-Westernhagen. Aufgewachsen in London bei der Mutter, lebt die 25-Jährige inzwischen in Hamburg. Poppiger als die Musik ihres Vaters und voller Melancholie ist ihr eben erschienenes Debüt-Album "Road to Last Night", mit dem sie durch Deutschland tourt.
"Der Song 'My Eyes' beschreibt mich. Darin drückt sich meine Angst vor großen Menschenmengen aus, Partys und lauten Geräuschen!"

Mimi Müller-Westernhagen ist eine zierliche Person mit blasser Haut, einem strubbeligen Kurzhaarschnitt und großen, braunen Augen.

Sie sitzt in einem Konferenzzimmer in der Hamburger Speicherstadt, vor der Tür wartet ihr Manager mit einem Terminkalender voller Interviews. Die 25-jährige Tochter von Marius Müller-Westernhagen hat gerade ihr Debüt "Road to Last Night" veröffentlicht, und das Medieninteresse an ihr ist riesengroß:

"Es ist schwierig für mich mit dem Namen. Aber meine Musik ist 'kleine Musik'. Ich baue Landhäuser, keine Hochhäuser."

Mimi Müller-Westernhagen singt über private Gefühle. Sie will sich nicht von einer großen Erwartungshaltung einschüchtern lassen.

Als einziges Kind des Rocksängers und der Fotografin Polly Eltes wächst Mimi Müller-Westernhagen in London bei der Mutter auf. Den Vater sieht sie nur zu Weihnachten oder an Geburtstagen. Dass er in Deutschland ein berühmter Star ist, merkt Mimi Müller-Westernhagen erst, als sie ein Konzert besucht. Damals, mit zehn Jahren:

"Ich dachte: Wer sind all diese Leute? Es war absolut verrückt, ihn auf der Bühne zu sehen. Ich war sehr stolz – Aber ich war auch sehr verwirrt. Es ist merkwürdig für ein Kind, vor allem, wenn man nicht von klein an daran gewöhnt ist. In England kennt niemand meinen Vater."

Auch ohne den Vater ist Mimi Müller-Westernhagen in ihrer Kindheit von Musikern umgegeben. Mitglieder der Rolling Stones leben in London gleich um die Ecke, und die Sommerferien verbringt sie in Frankreich mit der deutschen Band Can – Freunde der Mutter:

"Ein Freund meiner Mutter hat mir einige Akkorde auf der Gitarre beigebracht. So habe ich mit sieben meinen ersten Song geschrieben. Ich musste mich irgendwie ausdrücken. Ich bin sehr emotional und teile gerne mit anderen Menschen."

Mit 19 Jahren tritt Mimi Müller-Westernhagen als Sängerin der Band Battlekat in kleinen Londonern Clubs auf. Die Haare weißblond gefärbt, die Lippen knallrot geschminkt, kreischt sie in bester Punkrock-Manier ins Mikrofon.

Geld verdient Mimi Müller-Westernhagen mit ihren ersten Auftritten als Musikerin kaum. Die 1,70 Meter große Frau jobbt als Model – genau wie die Mutter, die sich in den 80er-Jahren für die italienische Vogue fotografieren ließ.

Ist es schwer, den eigenen Weg zu finden, wenn beide Eltern so berühmt sind?

"Ich glaube, ich habe rebelliert, indem ich keine Drogen genommen habe, nicht zu Partys gegangen bin. Das ist die Art meiner Generation zu rebellieren. Man kann nicht mehr Drogen nehmen als damals. Du kannst nicht noch verrückter sein. Sie haben den Rock 'n Roll erfunden."

Mimi Müller-Westernhagen singt in ihren elf Pop-Songs über Liebe, Verlassen-Werden, Angst und Wut. Für das Booklet hat sie ein Alphabet entworfen, bei dem sich die Buchstaben in kleine Katzen verwandeln. "Ich mache fast alles selbst", sagt die Sängerin mit den rot und grün lackierten Fingernägeln. Sie trägt eine geblümte Hose und ein aufgeknöpftes, buntes Hemd:

"Heute bin ich ganz in meine Sachen gekleidet (lacht)! Nur die Schuhe sind nicht von mir. Ich kann keine Schuhe machen (lacht)!""

Mimi Müller-Westernhagen ist von London nach Hamburg gezogen und lebt nun in der Heimat ihres Vaters - dort wo sie die Nachbarn auf ihren berühmten Nachnamen ansprechen. Doch Mimi Müller-Westernhagen möchte auf eigenen Beinen stehen.

""Ich habe eine Vereinbarung mit meinem Vater getroffen: Wir sprechen nicht über das Musik-Business. Er versteht mich sehr gut: Bei ihm haben auch alle Leute gesagt: Ach, du bist der Sohn von ... Sein Vater war Schauspieler."

Ich bin einfach gespannt auf meine eigene kleine Reise und möchte nicht die letzte Seite des Buches zuerst lesen.


Service:
Mimi tritt am 4. Juli in Köln im Studio 672 auf, am 5.7. ist sie im Kellerklub in Stuttgart, am 6.7. in München in der Ampere und am 7.7. ist sie im Nachtleben in Frankfurt.

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