Pop

Zeitzonenkater aus Kanada

Ansicht des Covers der CD "Jetlag" von Milosh
CD-Cover: "Jetlag" von Milosh © Deadly
Von Martin Böttcher · 17.12.2013
Jetlag – ein seltsamer Zustand: Der Blick auf den Wecker sagt einem etwas völlig anderes als die innere Uhr. Ich zum Beispiel wache seit anderthalb Wochen jeden Tag so gegen 4 Uhr morgen auf und verbringe den Abend in einem zombieähnlichen Zustand. Schuld ist eine Reise nach Japan und eine Zeitverschiebung von acht Stunden. Dem kanadischen Musiker, Multinstrumentalisten und Produzenten Milosh, der häufig in der ganzen Welt unterwegs ist, scheint es ähnlich zu gehen – sein viertes Album trägt den Titel "Jetlag".
Ein Name, der passt, denn dieser Jetlag findet sich bei dieser Platte auf verschiedenen Ebenen. Milosh hat hier mit seiner Ehefrau Alexa zusammengearbeitet. Beide haben in die Musik diverse gefundene Klänge von ihren Reisen in die ganze Welt eingebaut. Jetlag ist in dieser Hinsicht also einfach nur ein Begriff, der auf die vielen Trips des Musikers hinweist.
Ruhige verwischte Songs
Jetlag passt aber auch aus einem ganz anderen Grund: Dieser "Zeitzonenkater" hat Schlafstörungen zur Folge, Ein- und Durchschlafstörungen, Müdigkeit, Schwindelgefühl, Stimmungsschwankungen, Appetitlosigkeit. Wer unter den Folgen von Jetlag leidet, scheint nie ganz wach zu sein – und genauso hören sich die sehr ruhigen, verwischten Songs von Milosh an: gedämpft, gebremst, wie in Trance. Milosh macht damit genau dort weiter, wo er vor Kurzem mit seinem Nebenprojekt "Rhye" aufgehört hatte. Ganz so, als sei sein Jetlag chronisch. Die Platte ist trotzdem – oder gerade deswegen – absolut hörenswert.
Milosh: "Jetlag"
Label: Deadly