Pop

Sinnliches Blubbern

Von Andreas Müller · 22.04.2014
Kelis ist zurück. Die New Yorker Sängerin mit dem Zeug zum Superstar, der sie nie wurde, überzeugt mit dem Album "Food", in dem es tatsächlich ganz schön häufig ums Essen geht.
Kelis Rogers aus Harlem war Ende der 90er-Jahre mit ihren 20 Jahren der heißeste Act, den Harlem zu bieten hatte. Eine neue, aggressive Stimme, physisch durchaus eine Erscheinung, mit den besten Beats jener Zeit versorgt. Der Weg zum Superstar schien vorprogrammiert. Es kam anders. Durchaus hatte sie ein paar Single-Hits – das große Geld aber verdienten Modelle à la Beyoncé.
Man kann die Texte auf dem Album, die sich explizit mit dem Essen beschäftigen, durchaus als sexuelle Metaphern verstehen. Vielleicht besingt sie aber auch wirklich nur leckere Gerichte. Denn vor ein paar Jahren zog sich die Sängerin und Rapperin aus dem Geschäft zurück, ließ sich von ihrem Mann, dem Rapper Nas, scheiden, kümmerte sich um ihren kleinen Sohn und lernte bei einem Sternekoch die Kunst der Saucenzubereitung. Sie ist also ausgebildete Saucier.
Die Künstlerin ist bei sich angekommen
Und wirklich – es blubbert auf diesem Album durchaus sinnlich und verführerisch. Nach Jahren durchwachsener Alben und permanenter Stilwechsel scheint Kelis bei sich angekommen zu sein. Einer der angesagten Produzenten unserer Zeit, der New Yorker David Sitek, hat ihr zudem einen zeitlosen Sound gebastelt, der ohne die üblichen Klischees auskommt. Sie mag sich damit vielleicht nicht an der vordersten Front des derzeit angesagten Klangs bewegen, aber es tut ihr gut. Auch wenn die Stimme ein wenig angegriffen wirkt. Der aggressive Meißel von einst ist nicht mehr zu hören. Kelis ist irgendwie geschmeidiger geworden. Vielleicht wie eine ihrer Saucen.
Label: Ninja Tune