Pop / Hip-Hop

Mit Wucht zurück

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Neneh Cherry: "Blank Project" © Label: Smalltown Supersound
Von Jutta Petermann · 03.03.2014
Sängerin, Rapperin und Millionensellerin Neneh Cherry feiert ein ungewöhnliches Comeback, mit ihrem ersten Soloalbum seit 16 Jahren. "Blank Project" ist soundmäßig sehr viel rauher, kantiger, gebrochener als das, was man bisher mit ihr verbindet. Ein aufregendes Erlebnis von roher Schönheit.
"Lass mich allein, lass mich allein, aber verlass mich nicht …. Zu oft kamst Du zu spät angekrochen, um Dich zu entschuldigen, aber Bedauern für den Mülleimer bleibt nicht haften…" So lauten ein paar Zeilen aus dem Titelstück des Albums. Liebeszerrissenheit also ist das Thema. Knapp 50 Jahre alt ist die gebürtige Schwedin jetzt. Mit ihrem Mann, dem Musikproduzenten Cameron McVey, ist sie seit 25 Jahren zusammen und auch musikalisch sehr eng verknüpft. Ihre wichtigsten Songs hat er mit geschrieben und teilweise produziert.
Persönliche Krise verarbeitet
Gemeinsam haben sie einige Höhenflüge hinter sich mit weltweiten Chartbreakern wie "Buffalo Stance", "I‘ve got you under my skin" oder "Woman", aber keine, zumindest keine öffentlich ausgelebten, Abstürze. Heftige innere Kämpfe scheint Neneh Cherry doch auszustehen, denn sie habe mit diesem Album eine persönliche Krise verarbeitet. Das ist auf dem Waschzettel der Plattenfirma zur CD nachzulesen. Nach den zitierten Zeilen aus dem Song liegt Vermutung nahe, dass es um ihre Ehe geht. Ihre Zerrissenheit und Verzweiflung hat Neneh Cherry eindrücklich in Musik übersetzt.
Die Tendenz geht in Richtung kantig instrumentierte Spoken Word Poetry oder punkigen Rap. Diese Klänge erzählen aber auch von einer Frau mit starkem Kampfeswillen. Wie wuchtig Neneh Cherry ihr aufgewühltes Inneres nach außen kehrt und Klang und Kunst werden lässt, ist beeindruckend. Ihre Stimme, ihr Rap, ihr Gesang sind der Anker für den Hörer, dessen Gehörgänge ein Meer aus rohen, wilden, holprigen, beatlastigen Sounds zu verarbeiten hat. Und das hat seine eigene, wilde Schönheit.