Polyphonie war ihm Weltanschauung

05.11.2012
Kaminiskis Werk für Streichorchester galt als Meilenstein der damaligen Musikentwicklung. Kein Geringerer als Wilhelm Furtwängler gab den Auftrag, das Streichquintett für Orchester zu instrumentieren. Kaminski war noch in den 20er Jahren eine der bedeutendsten Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. Als er wegen politischer Anschauungen unliebsam wurde, "fand" man einen jüdischen Großvater. Er war zwar dadurch nicht direkt verboten, wurde aber auch aus Feigheit so gut wie nicht mehr aufgeführt.
"Heinrich Kaminski (1886-1946) verwirklicht in der Zeit des Umbruchs zur Moderne die Absicht, eine zeitlose, nicht an Äußeres gebundene Musik zu schaffen. Seine Werke sind ein Appell an die geistigen Kräfte im Menschen. Die sein Schaffen durchdringende Religiosität ist fundamental und nicht an Konfession und Konvention gebunden. Kaminski knüpft an die deutsche kontrapunktische Tradition von Johann Sebastian Bach über den späten Beethoven zu Anton Bruckner an und führt diese zu neuen Ufern.

Zu seinen engsten Künstlerfreunden zählen Franz Marc und Emil Nolde. Sein berühmtester Schüler Carl Orff berichtet: 'Kaminski, der Spätromantik entstammend, war Hymniker; alle seine Musik war Verkündigung. Polyphonie war ihm Weltanschauung. … Er arbeitete mit äußerster Konzentration. Ich bewunderte seine absolute Meisterschaft.'" (Christoph Schlüren)
kammersymphonie-berlin



Synagoge Oranienburger Straße, Berlin
Aufzeichnung vom 04.11.2012


Heinrich Kaminski
Streichquintett fis-Moll
Als "Werk für Streichorchester" instrumentiert
von Reinhard Schwarz-Schilling


Ulrike Petersen, Violine
Kammersymphonie Berlin
Leitung: Jürgen Bruns