Polnischer Publizist: Polen sind nicht Schwulen-feindlich

08.06.2006
Der Großteil der polnischen Gesellschaft hat nach Ansicht des Publizisten Janusz Tycner nichts gegen Homosexualität einzuwenden. Bei der Bewertung der öffentlichen Meinung dürfe man das Extreme nicht zum Maßstab machen, sagte Tycner im Deutschlandradio Kultur mit Blick auf die Äußerungen des Vorsitzenden der Regierungspartei LPR, wonach Schwule als "abartig und krankhaft" einzustufen seien.
Die Grundstimmung der Bevölkerung sei zwar konservativ. "Sexuelle Neigungen gehören für die Polen ins Schlafzimmer und nicht in die Öffentlichkeit". Anti-schwule Gewalt und Verleumdung lehnten die Menschen jedoch eindeutig ab.
Für homosexuelle Demonstrationszüge wie in Berlin oder Los Angeles ist es nach Auffassung Tyncers dennoch zu früh. In dem katholisch geprägten Land fühlten sich viele "von den Ideologen der Gleichberechtigung in Westeuropa überrumpelt". Der Publizist warnte westliche Politiker davor, sich an den Demonstrationen zum "Tag der Gleichheit" am kommenden Wochenende zu beteiligen. Die Art, wie viele Homosexuellen-Aktivisten aufträten, sei kontraproduktiv. Vielmehr bedürfe es in Polen einer behutsamen und langwierigen Diskussion über Homosexualität: "Das sind Dinge, die nicht von heute auf morgen passieren werden."

Das vollständige Gespräch mit Janusz Tycner können Sie für begrenzte Zeit in unserem Audio-on-Demand-Angebot hören.