Polizeiarbeit an der Ostsee

Der Inselsheriff von Hiddensee

Ein Elektroauto der Polizei auf der Insel Hiddensee
Das Dienstauto von Polizeioberkommissar Horst Henk. Im September 2015 wurde die Polizei auf Hiddensee mit einem Elektroauto ausgestattet. © imago/BildFunkMV
Von Alexa Hennings |
Acht Kilometer Straßennetz und rund 1000 Einwohner. Mord und Totschlag gab es auf Hiddensee schon lange nicht mehr. Polizeioberkommissar Horst Henk muss sich auf der Ostsee-Insel eher um gestohlene Fahrräder und eine verschwundene Nähmaschine kümmern.
Im Jahr 2005 besteigt Polizeioberkommissar Horst Henk in Stralsund ein Schiff. Zweieinhalb Stunden Überfahrt zur einzigen richtigen Insel an der deutschen Ostseeküste.
"Es war 'ne Ausschreibung 2004, da hat sich aber keiner beworben. Dann war die nächste Ausschreibung, da waren zwei Bewerber gewesen. Einmal aus Stralsund und ich war damals in Grimmen Verkehrslehrer und Präventionsbeamter. Und ich hab den Zuschlag damals bekommen. Die Goldmedaille. Im Nachhinein haben andere gesagt, sie wären auch gern hergegangen. Aber sie haben sich ja 2004 nicht beworben!"
Lautsprecheransage: "Werte Fahrgäste, ich begrüße Sie auf der Fahrt von Stralsund zur Insel Hiddensee…"
"Als ich hier 2005 herkam, da waren eine ältere und eine jüngere Frau aus Vitte. Ich saß eine Bankreihe weiter. Da sagt die Ältere zu der Jüngeren: Wir haben auf der Insel einen neuen Sheriff. Aber neue Besen kehren gut! Da ich das hörte und wir nachher angekommen sind, bin ich zu der älteren Dame hingegangen und hab zu ihr gesagt: Ich bin der neue Besen! Da wusste sie, dass ich der neue Polizist war."
Der im Polizeideutsch "Kontaktbeamter" heißt. Früher sagte man hier ABV: Abschnittsbevollmächtigter. Das war Horst Henk auch mal, ein Jahr lang in einem Dorf kurz hinter Stralsund.
Lautsprecheransage: "Für diejenigen, die das noch nicht so wissen, unsere Fahrt führt zunächst nach Neuendorf, das ist der erste Ort auf der Insel Hiddensee…"
Neuendorf, das kannte der neue Polizist schon, so ist es nicht, jenen letzten Hort der Zivilisation vor dem Betreten-Verboten-Zipfel namens Gellen, wo nur noch die Vögel hausen dürfen. Und die Phantasie der Krimi-Autoren…
"Um ein wenig Ruhe zu finden, lässt sich Hauptkommissar Stefan Rieder von Berlin auf die Ostseeinsel Hiddensee versetzen. Sehr zum Missfallen des hiesigen Inselpolizisten Ole Damp."
Gellen. Ein Hiddenseekrimi. Von Tim Herden.
"Als jedoch schon bald nahe dem Leuchtfeuer Gellen eine Leiche auftaucht, ist es schnell vorbei mit der erhofften Ruhe und das ungleiche Duo muss sich zusammenraufen. Die einzige Spur: eine kleine Goldmünze in der Hand des Toten…"
Auch wenn der Polizist damals nicht sehr viel wusste von der Insel, auf der er nun leben würde und schon gar nichts ahnte von den Leuten und wie sie so ticken hier, eines war gewiss:
"So ist es ja ruhiger hier. Ich brauche auch zu keinem G8-Gipfel und zu keinem Spiel von FC Hansa Rostock."
Leuchtturm von Hiddensee
Leuchtturm von Hiddensee. Auf der Insel braut sich eher selten etwas Kriminelles zusammen. © picture alliance / dpa / Foto: Jens Büttner
Auf Hiddensee ticken die Uhren anders. Haben sich dem langsamen Trott der Pferde angepasst, von denen es hier fast zehnmal soviel gibt wie Autos. Ganze zwanzig Fahrzeuge sind zugelassen auf der autofreien Insel. Eines davon ist ein nagelneuer Nissan, das erste Elektro-Polizeiauto von Mecklenburg-Vorpommern.
Anschnallen. Gilt auch für die Polizei.
Raffinessen wie ein Radio hatte das alte Auto nicht. Und auch keine Kamera, die beim Rückwärtsfahren hilft.
"Schönes Auto, ne? Wo hab ich jetzt raufgedrückt? Da kommt, müsste – der Navi-Screen kommen…"
Braucht man auf Hiddensee eher weniger. Hier verirren sich höchstens mal Urlauber und das auch nur, wenn sie betrunken oder verwirrt sind. Horst Henk bringt sie dann zurück zu ihrem Quartier. Ist auch eine Aufgabe des Kontaktbeamten. Ebenso Auskünfte, wo es das beste Fischbrötchen gibt.
"Das Auto kann 199 Kilometer fahren mit einer Ladung. Ich kann jetzt aber nicht sagen, wie er im Gelände sein wird. Gellen ist unbefestigte Wege und gerade wenn es geregnet hat, da fahre ich mit diesem Auto nicht hin. Da muss ich zu Fuß gehen. Wir haben ja mehrere Möglichkeiten hier auf der Insel. Dienstfahrrad haben wir hier auch."
Sicher ein Elektrofahrrad.
"Nein! Muskelkraft. Schienbeinzündung!"
Fahrrad fahren tut gut, ebenso wie der allabendliche Gang mit den Walking-Stöcken. Bei einem dieser Gänge hat er mal eine Bank gefunden, die jemand aus einem Garten zum Strand getragen hatte. Danach stand in der Ostseezeitung: "Inselsheriff klärt beim Abendspaziergang Bankraub auf." Horst Henk muss man sich vorstellen wie Horst Krause, der Horst Krause spielt, den Dorfpolizisten in Brandenburg. Klein und rundlich, Brille, graue Stoppelhaare, schwarze Polizeiuniform, ausholender Gang.
Auftrag Nr. 1 führt Horst Henk heute nach Neuendorf. Keine Goldmünze in der Hand eines Toten. Sondern: Ein Boot wurde angetrieben. Nun liegt es herrenlos im Schilf, jemand hat es immerhin festgebunden.
"So, da wollen wir mal hier gucken, ob das Boot noch da ist."
Spannung – immerhin, ein Boot samt Motor.
"Tod auf Hiddensee. Nach ihrem Vortrag wird die geheimnisvolle Diva der Literaturszene tot am Dornbusch gefunden. "
Mord auf dem Dornbusch. Ein Hiddensee-Krimi. Von Lena Johannson.
"Die Art, wie die Leiche zur Schau gestellt ist, gleicht exakt der Darstellung in einem ihrer Romane. Hiddensee – so spannend und mörderisch, wie man es noch nicht gesehen hat."
Und wohl auch nicht sehen wird. Hofft der Inselpolizist. Er muss lange nachdenken, fragt man ihn nach dem Schlimmsten, was hier so passiert ist.
"Totschlag soll es mal vor 55, 60 Jahren hier mal gegeben haben. Ansonsten - nee. Wir hatten das auch schon mal gehabt mit einer versuchten Vergewaltigung. Das Verfahren wurde aber eingestellt. Weil die Anzeigenerstatterin, die habe ich dann befragt, wie das abgelaufen ist. Und sie hat gesagt: Ja, er hat mich auf die Bettkante geschubst. Ich frag: Und wie ging’s dann weiter? Ja, dann wollte er mein Nachthemd zerreißen. Und dann hat sie aber gesagt, sie hat es alleine ausgezogen!"
Horst Kaiser:"Das Schlimmste, was passiert ist? Da war er noch nicht hier, da haben sie einen Geldautomaten ausgeräumt. Ansonsten Körperverletzung auf`m Dorffest, wenn sich da welche das Prügeln kriegen. Nichts Weltbewegendes. So`ne Sachen, wo es meist nicht mal ´ne Anzeige gibt, weil man sich wieder verträgt und denn ist wieder gut. Aber ansonsten ist das hier ein ziemlich ruhiges Leben für einen Polizisten. Würd ich mal so sagen. Ist meine Sicht."
Horst Kaiser, Anfang 30, ist auf Hiddensee geboren. Der weite Horizont, den man hier hat, das immer gleiche Rauschen des Meeres, die Abwesenheit jeglichen Tempos, all das dimmt hier das Gemüt herunter. Als Inselkind stand Horst Kaiser natürlich klar auf der Seite der Seinen, als der "neue Besen" – also der damals neue Dorfpolizist Henk – zu scharf zu kehren anfing.
"Wie das so ist, ein Polizist, der nicht von hier kommt, der denkt dann: Ich muss dat noch machen und dat noch machen und dieses und jenes. Er musste erstmal ruhiger werden. Zu Anfang erstmal alle Fahrräder konfisziert und so was alles. Weil sie nicht gehört haben. Kein Licht dran, kein dat nicht, absolut nicht verkehrstüchtig. Kein Katzenauge, DDR-Fahrrad, total verrostet, Hauptsache das fährt noch."
Der "Neue" monierte nicht nur fehlende Beleuchtung, sondern auch wackelige Fahrradanhänger und das Mitführen derselben per Hand statt wie vorgeschrieben ans Fahrrad montiert – in dieser Disziplin hatten manche Hiddenseer einige Virtuosität erlangt. Der Polizist hatte etwas gegen schlenkernde Einkaufsbeutel am Lenker, mehr als ein, zwei Bier beim Fahren, mehr als ein, zwei Personen auf dem Rad und vieles andere, was für die Insulaner gang und gäbe war. Seit Menschengedenken.
"Ja, und dann gab’s die erste Demo, eine Demo gegen die Polizei. Mein Kollege war zu diesem Zeitpunkt im Urlaub, also musste ich meine eigene Demo begleiten. Hab mich natürlich mit demjenigen, der das angemeldet hat, unterhalten. Und der sagte: Ist ja bloß nach außen hin, wir wollen bloß demonstrieren, damit Sie nicht weiter so hart durchgreifen. Aber ansonsten haben Sie ja recht. Ich hab dann gesagt, jetzt muss ich erst mal bisschen zurücktreten, damit ich nicht noch mehr Demos hier kriege – aber die Kontrollen habe ich trotzdem weiter durchgeführt. Und es ist alles gut!"
Na ja, zum Teil. Einige haben an ihren Rädern geschraubt, andere beharrten auf dem Standpunkt, dass der Zustand ihres Fahrrades schon immer so war und bisher ja auch nie beanstandet wurde.
Kaiser:"Deswegen haben die das nicht eingesehen, die alten Leute oder Fischer oder sonst was. Und haben auch nichts weiter gemacht mit den Fahrrädern, die fahren immer noch mit den Fahrräder, teilweise. Ja, und jetzt geht's eigentlich, ist er ganz entspannt. Strafzettel verteilt er immer noch, aber er ist nicht mehr ganz so scharf wie zu Anfang."
Wenn man mal so richtig ins Detail geht – und das tut Horst Henk – dann tun sich überall Lücken auf. Lücken im Gesetzeswerk. Wenn er Streife fährt über die Insel, nimmt er – in Ermangelung von Autos - nicht nur die Radfahrer, sondern auch die Kutscher ins Visier.
"Es gibt ja Situationen, wo ich sage, das könnte man ja auch mal verändern. Zum Beispiel: Die Fahrradfahrer, wenn sie beim Fahren mit dem Handy telefonieren, bezahlen sie eine Geldstrafe. Und was ist mit Kutschen? Das steht im Verwarngeldkatalog auch nicht drin! Muss auch mit reingenommen werden!"
Nächster Tatort in Kloster
Nächster Auftrag. Fahrt nach Kloster, ans nördliche Ende der Insel. Im Seglerhafen wurde eine Stromsäule beschädigt, aus einem Keller ist eine Nähmaschine verschwunden und vorm Gerhart-Hauptmann-Haus wurde ein herrenloses Fahrrad entdeckt.
"…Wenn wat sein sollte, dann melden die sich auch über Handy. Vor vier Wochen habe ich auch so einen Einsatz gehabt. Drei von einem Boot wollten in eine Gaststätte. Und mussten dann nochmal austreten und plötzlich war die dritte Person weg gewesen. Sie haben eine Stunde gesucht und die Person nicht gefunden. War aber auch alkoholisiert…"
Horst Henk, heute Polizeihauptkommissar, fand den Segler dann auf dem Hubschrauberlandeplatz. Er war eingeschlafen. Ging glimpflicher ab die Sache als mit dem Kneipengänger, der eine Abkürzung über die Wiese nehmen wollte.
"Er ist ertrunken. Nicht in der Ostsee oder im Bodden, sondern in einem sogenannten Suploch. Er hätte ja die befestigte Straße weiterlaufen können, die wir hier jetzt gerade fahren. Der hätte heute noch leben können. Das ist leichtsinnig gewesen. Ich glaub, im nüchternen Zustand wäre er da auch nicht lang gegangen."
An solchen Tagen steht der Inselpolizist dann vor jener Aufgabe, die für ihn die schwerste ist.
"Überbringen einer Todesnachricht. Ich habe ja selbst bei einem Verkehrsunfall meine Freundin auch verloren damals. Weil ein LKW in einer Kurve überholt hatte, und wie er dann vorgeschossen kam, dann knallte es auch schon. Ich war Fahrer. Die ganzen Jahre habe ich dann Todesnachrichten überbracht, das fiel mir schwer, weil ich es ja selbst durch hatte. Auch wenn ich hier auf der Insel diese Verkehrsunfälle nicht aufnehmen brauche, aber Todesnachricht überbringen passiert öfter. An Angehörige, die hier gerade Urlaub verbringen."
Vor solchen schweren Aufgaben steht der Inselpolizist heute gottlob nicht. Er überholt vier Pferdekutschen und hält dann vor dem Gerhart-Hauptmann-Haus in Kloster.
"…hier hat einer ein Fahrrad gefunden. Nun müssen wir gucken, ob das in Fahndung steht oder ob das einer entsorgt hat… aussteigen… laufen… na so schlecht sieht es ja gar nicht aus. Platten hat es zwar. So, das ist ein Taifun, 24er, mal gucken, ob wir hier ´ne Rahmennummer finden. Da ist nichts. Vorne ist nichts. Aber wir haben ja noch mehr Möglichkeiten…"
Der Polizist stellt das Fahrrad auf den Kopf. Da, ein Stück der Rahmennummer! Jetzt ist der ehemalige Verkehrslehrer in seinem Element. Er hat auch die Fahrradcodierung eingeführt auf der Insel. Immer wachsam sein. Den Dieben keinen Chance!
"So. 0375. Ist da noch ein Buchstabe oder sowas vor? Lupe nehmen?"
Er läuft nach einem Putzlappen.
"Aha. 5096110375. So, werden wir mal anfragen, ob das Ding zur Fahndung steht…"
"Silvesterabend auf Hiddensee. Bevor es zum feucht-fröhlichen Treffen ins Gasthaus Godewind geht, feiern Inselbewohner und Touristen in Pastor Harmsens kleiner Kirche den Gottesdienst zum Jahreswechsel."
"Ja Henk, Hiddensee, Morjen! Du, einmal Sachfahndung Rahmennummer Fahrrad…"
"Dörte, die wichtige zweite Altstimme im Chor, allerdings fehlt."
Klara Klühs und das rote Fahrrad: Ein Hiddensee-Krimi von Christian Bauer.
"Erst am nächsten Tag findet man sie, verscharrt am Strand, erwürgt mit einem rosaroten Schal."
"…Fahndung negativ, alles klar. Gut, danke. Tschüss…"
Schade eigentlich. Nun muss der Hausmeister informiert werden, er soll dann das Fahrrad ins Fundbüro ins Inselrathaus bringen.
Henk:"Ist Herr Bose da?"
Museumsmitarbeiter:"Der macht Aufsicht. Der beaufsichtigt gerade den Leichnam von Herrn Hauptmann!"
Henk:"Ach so. Aber das ist nicht so wichtig.
Museumsmitarbeiter: "Geh mal hoch."
Frau:"Herr Henk, ganz kurz: Das alte Konfirmationsfahrrad meiner Mutter ist nie wieder aufgetaucht, oder?
Henk:"Nee, nie gefunden."
Museumsmitarbeiter:"Dann liegt das wohl im Hafen."
Frau: "Ja, ich vernute das auch, dass das irgendwo im Hafenbecken liegt."
Henk:"Sonst würden wir es wieder auffinden. Dieses Jahr ist ein einziges Fahrrad hier weggekommen, was ich auch noch finden werde. Soviel Fahrräder kommen ja hier nicht weg. Gut, wir sagen erstmal Bescheid…"
War natürlich – wie fast jedes Fahrrad der Einheimischen – nicht angeschlossen. Wieder nicht auf den Polizisten gehört.
"Was sag ich immer? Wenn man die Fahrräder anschließt, werden sie auch nicht geklaut! Mir hat noch nie jemand ein Fahrrad geklaut!"
Der Schauspieler Horst Krause als Revierpolizist Horst Krause 
Der Schauspieler Horst Krause. Der echte Polizeioberkommissar Horst Henk auf Hiddensee wird oft mit dem Revierpolizist Horst Krause im "Polizeiruf 110" verglichen. © picture alliance / dpa / Foto: Bernd Settnik
Die Besucher im Gerhart-Hauptmann-Haus, als sie den schwarz uniformierten Polizisten mit der Pistole am Gürtel sehen, scherzen: Sie hätten eben den Nobelpreis des Dichters geklaut.
Der Hausmeister bleibt jedoch unauffindbar. Auch im Weinkeller ist er nicht. Die Regale sind ohnehin leer.
"Da ist er aber auch nicht… Oder ist da jemand?"
Na egal, die Zeit drängt.
"Er muss so klein sein wie ´ne Maus! Wir haben ihn nicht gefunden."
"Nee?"
"Nee. Ich ruf ihn an. Wir haben noch einen anderen Auftrag!"
"Noch ´ne Leiche?"
"Ja, ja!"
"Zwei Stück an einem Tag?"
"Warum nicht?"
Die Sache mit der verschwundenen Nähmaschine. Auftrag Nummer drei.
"Sabine ist nach Berlin gezogen und die hat in ihrem Keller ´ne Nähmaschine von Singer und die ist weg. Da wohnt nur noch eine Frau drin, wollen wir die mal fragen, ob sie was gehen oder gehört hat…"
Die Frau arbeitet in einem Andenkenladen.
Frau:"Morgen! Na, mein Süßer."

Henk:"Da wo du wohnst, haben sie im Keller eine Singer-Nähmaschine entwendet. Hat du da was gesehen oder gehört?"
Frau: "Also, da kann ich nichts dazu sagen, das Haus ist zugeschlossen, wenn ich zur Arbeit bin. Es hat jemand noch den Schlüssel, der Hausverwalter."
Henk:"Na, dann muss ich den Hausverwalter nochmal fragen. Gut. Das war`s schon.
Frau: "Das war´s schon?"
Henk: "Ab und zu schaue ich hier mal rein."
Henk: "Wir sind glücklich, dass wir ihn haben. Wenn er hier ist, kommt er immer mal lang und guckt, ob alles in Ordnung ist. Wir können uns verlassen auf ihn. Hilfsbereit. Super."
Im Hintergrund des Ladens läuft gerade die Horst-Krause-Nummer: Zwei Urlauber bitten den Inselpolizisten, der sie an den Fernseh-Polizisten erinnert, um ein gemeinsames Foto. Horst Krause lebt! sagen manche zu ihm, oder?
Mann: "Horst Krause zwei!"
Henk: "Das hab ich fünfmal am Tag, das sind die Berliner dann immer."
Draußen begrüßt ihn der Mann vom Laden gegenüber.
Mann: "Ist ein sehr Guter. Könnte nur Gutes über ihn reden, wirklich."
Henk: "Am Anfang haben sie nicht gut gesprochen, aber jetzt geht`s."
Mann: "Am Anfang war die Gewöhnungsphase, da mußte er sich erst mal selber reinfinden. Aber im großen und Ganzen sind wir alle mit ihm zufrieden. Er ist da, wenn man ihn braucht. Und das ist wichtig. Ein ganz Strenger ist er, wirklich, ein ganz Harter. Und auf der Insel ist es ein bisschen gediegener. Aber er hat sich den Leuten angepasst und wir haben uns angepasst."
Die letzten Tage vor Weihnachten sind besonders ruhig auf der Insel. Über die Feiertage dann pumpt sich das 1000-Seelen-Eiland zur Kleinstadtgröße auf. Bleibt aber weitgehend frei von Verbrechen, sieht man mal von einem Ladendiebstahl bei Edeka ab am Heiligabend. Ist aber auch schon Jahre her. Da ist der Bereitschaftsdienst in der Silvesternacht für den Inselpolizisten etwas anstrengender: Dann gilt es gegen den Leichtsinn der Urlauber anzutreten, die Raketen in der Nähe der reetgedeckten Häuser abfeuern wollen. Der Inselpolizist steht am Meer, fast weht ihm die Schirmmütze vom Kopf. Wird Zeit, dass er die Pudelmütze rausholt. Aber Sturm, so sagt man auf der Insel, ist erst, wenn die Schafe keine Locken mehr haben.
"Das ganze Jahr ist wieder so schnell vergangen. Nur noch fünfeinhalb Jahre arbeiten. Wie ich hierher kam, waren es noch 17. Einige haben ja damit gerechnet, dass ich gleich wieder gehe. Aber ich bin ein Mensch, der sich mit den Leuten unterhält. Wenn ich das nicht machen würde, wäre ich auch weg gewesen. Ich helfe gern. Und das ist wichtig, dass man bei den Leuten auch anerkannt wird. Ich bin so, wie ich bin, und werde mich auch nicht mehr ändern... Wenn ich nachher nach Hause gehe, dann nehme ich mir meine Nordic-Walking-Stöcke und dreh noch mal `ne Runde über die Insel. Dadurch stelle ich ja manche Straftaten auch noch fest hier. Aber ich stelle fest, die Zeit, wenn man älter wird, die rennt einem weg."
Mehr zum Thema