Politsatire

Ein Selbstdarsteller in Italien

Der Regisseur Roberto Ando
Der Regisseur Roberto Ando © dpa / picture alliance
Von Jörg Taszman |
Italiens Oppositionschef kehrt der Politik den Rücken, sein exzentrischer Zwillingsbruder springt ein - und macht reichlich Wirbel. "Viva la Liberta" unterhält mit vielen Seitenhieben auf die italienische Politik und einer hinreißenden Doppelperformance von Toni Servillo.
Italien ist das Land der vielen Regierungswechsel und politischen Intrigen und erlebt gerade in diesen Tagen wieder einmal einen Neubeginn. So mutet das Thema von Roberto Andos Film "Viva la Liberta" fast zeitlos an. Enrico Oliveri, der farblose Oppositionschef, hat genug von seiner Partei und der Politik. Er haut einfach ab, flieht nach Frankreich zu einer ehemaligen Geliebten und nistet sich bei ihrer neuen Familie ein.
Seine Partei ist nun völlig kopflos, bis sich herausstellt, dass Enrico noch einen Zwillingsbruder hat, den exzentrischen Philosophen Giovanni, zu dem Enrico jedoch seit Jahren keinen Kontakt mehr pflegte. Und dieser geborene Selbstdarsteller findet Gefallen an seiner neuen Rolle und mischt die Politik auf. Er sagt einfach die Wahrheit und punktet damit in den Umfragen. Das spricht sich auch international herum bis nach Paris.
Toni Servillo zieht alle Register
Auch wenn die Prämisse vielleicht zunächst etwas abgedroschen und klischeehaft klingt, ist "Viva la Liberta" ein wirklich unterhaltsamer Film mit vielen Seitenhieben auf italienische Politik im Besonderen und Politik im Allgemeinen. Hauptdarsteller Toni Servillo, der für "La Grande Bellezza" kürzlich mit dem Europäischen Filmpreis ausgezeichnet wurde, zieht alle Register und legt eine hinreißende Doppelperformance hin. Und so darf man sich über einen gelungenen, sehenswerten Film aus Italien freuen.
Italien 2013; Regie: Roberto Ando; Hauptdarsteller: Toni Servillo, Valerio Mastandrea, Valeria Bruni Tedeschi