Politologe Michael Lühmann

Welche Folgen Poggenburgs Austritt für die AfD hat

Der frühere AfD-Politiker André Poggenburg
André Poggenburg hat die AfD verlassen. © dpa / picture alliance / Klaus-Dietmar Gabbert
Michael Lühmann im Gespräch mit Nicole Dittmer · 11.01.2019
André Poggenburg ist aus der AfD ausgetreten und hat direkt eine neue Partei gegründet. Nach Einschätzung des Politologen Michael Lühmann könnte der Parteiaustritt der AfD schaden, aber auch nutzen.
Der AfD-Politiker André Poggenburg ist aus der Partei ausgetreten. Poggenburg gründete mit dem "Aufbruch deutscher Patrioten - Mitteldeutschland" (AdP) umgehend eine neue Partei. Damit wolle er bei den diesjährigen Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg antreten.
Nach Ansicht des Politologen Michael Lühmann von der Uni Göttingen könnte der Parteiaustritt Folgen für die AfD haben. Die Partei sei vor allem in Sachsen nervös. Eine Partei rechts der AfD sei für die Partei gefährlich, weil es das Ziel gefährden könnte, stärkste Kraft in dem Bundesland zu werden.
Das Einzige, was der AfD nutzen könnte, "wäre zu sagen, wir sind eben nicht diese ganz rechte Partei", sagt Lühmann. "Die Frage ist eben, ob ihr das nutzt." Bis jetzt habe ihr jeder Rechtsruck genutzt. Nach Einschätzung des Politologen passe zwischen Poggenburg und dem AfD-Politiker Björn Höcke "kein Papier, was die Ideologie angeht". Poggenburg spreche wie ein Elefant im Porzellanladen das aus, was Höcke denke.

"Mitteldeutschland ist ein hoch toxischer Begriff"

Mit dem Poggenburg-Austritt werde es höchstens sprachlich ein bisschen zivilisierter, weil Höcke eben das, was Poggenburg offen sagt, etwas verklausulierter sagen kann. "Solange ein Björn Höcke in dieser AfD ist, ist da eben nichts demokratischer oder irgendwie linker", erklärt Lühmann
Es gehe einfach nur um Stilfragen: "Wie offen bekenne ich mich zum Nationalsozialismus?" Das habe Poggenburg getan - wie etwa mit der blauen Kornblume, die ein Erkennungszeichen der österreichischen Nationalsozialisten war.
Auch mit dem Zusatz "Mitteldeutschland" seiner neuen rechten Bewegung begebe er sich in dieses Feld. "Das ist ja ein hoch toxischer Begriff, weil Mitteldeutschland geht bis an die Oder und Neiße in dieser Vorstellung." Man habe immer noch das Gefühl, da müsse noch ein Ostdeutschland kommen. "Das ist so einer der letzten Tabubrüche, an die sich die Rechten noch nicht gewagt haben."
(mhn)
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