"Das hat einen bitteren Beigeschmack"
May Ayim war eine Aktivisten und Feministin, die in den 1980er-Jahren in West-Berlin die "Initiative Schwarze Deutsche" mitgegründet hat. Der Internetkonzern Google ehrt sie auf seiner deutschen Homepage. Politikwissenschaftler Joshua Kwesi Aikins sieht das kritisch.
Geboren wurde May Ayim 1960 in Hamburg als Sylvia Brigitte Gertrud Opitz. Als Tochter eines Ghanaers und einer Deutschen wurde sie gleich nach der Geburt zur Adoption frei gegeben und wuchs im Heim und in einer Pflegefamilie auf. Zeitlebens verweigerte die leibliche Mutter die Kontaktaufnahme zu ihr. 1996 nahm sich May Ayim das Leben.
Eine zentrale Figur für die schwarze Bewegung
Sie wurde Krankschwester und Pädagogin und später war sie mit Gründungsmitglied der "Initiative Schwarze Deutsche" und "Schwarz in Deutschland". So sei May Ayim eine zentrale Figur für die schwarze und feministische Bewegung in Deutschland gewesen, sagt der Politikwissenschaftler und Menschenrechtsaktivist Joshua Kwesi Aikins im Deutschlandfunk Kultur.
"Sie war Poetin, Sozialwissenschaftlerin und Aktivistin. Und sie hat in ihrem ganzen Werk, in ihrer Poesie, aber auch in ihrer wissenschaftlichen Beschäftigung mit schwarzer Geschichte und ihrem Aktivismus immer versucht, schwarze Perspektiven sichtbar zu machen. Das schwarze Erleben in Deutschland, schwarze Geschichte in Deutschland über die Jahrhunderte, und auch Themen von Alltagsrassismus und aber strukturellen Rassismus in Deutschland anzusprechen, den Finger da in die Wunde zu legen. Auch gerade die Aspekte deutscher Geschichte, die viel zu lange verschwiegen wurden. Die deutsche Kolonialgeschichte, die deutsche Beteiligung am Versklavungshandel. Das sind Themen, die sie thematisiert hat."
"Sie war Poetin, Sozialwissenschaftlerin und Aktivistin. Und sie hat in ihrem ganzen Werk, in ihrer Poesie, aber auch in ihrer wissenschaftlichen Beschäftigung mit schwarzer Geschichte und ihrem Aktivismus immer versucht, schwarze Perspektiven sichtbar zu machen. Das schwarze Erleben in Deutschland, schwarze Geschichte in Deutschland über die Jahrhunderte, und auch Themen von Alltagsrassismus und aber strukturellen Rassismus in Deutschland anzusprechen, den Finger da in die Wunde zu legen. Auch gerade die Aspekte deutscher Geschichte, die viel zu lange verschwiegen wurden. Die deutsche Kolonialgeschichte, die deutsche Beteiligung am Versklavungshandel. Das sind Themen, die sie thematisiert hat."
Aber auch in ihrer Poesie hätte sie mit einer "entlarvenden Ironie" diese rassistischen Ideen bloßgestellt. Das sei eine ihrer großartigen Leistungen gewesen, die andere Menschen animierte habe, mit ihr gemeinsam aktiv zu werden, so Joshua Kwesi Aikins.
Umbenennung des Gröbenufer in May-Ayim-Ufer
Sie sei eine Pionierin in Deutschland auf diesem Gebiet gewesen, und als Ehrung und als Erinnerung an sie wurde deshalb vor acht Jahren das Gröbenufer in Berlin-Kreuzberg in May-Ayim-Ufer unbenannt.
"Das war deswegen so wichtig, weil das Gröbenufer ein Beispiel dafür ist, wie koloniales Gedenken, das Erinnern an Kolonialverbrecher ungebrochen im Berliner Stadtbild bis heute fortwirkt."
So habe Otto Friedrich von der Gröben (1657-1728) auf Geheiß des Großen Kurfürsten die Grundlagen für den Brandenburgischen Versklavungshandel geschaffen, sagt Joshua Kwesi Aikins. Ende des 19. Jahrhunderts sei er dafür mit der Benennung des Uferstreifens und einer Kolonialausstellung geehrt worden.
"Es war uns wichtig zu sagen: Es kann nicht sein, dass Menschen, die solche Verbrechen begangen haben, mit Straßennamen geehrt werden, denn in Berlin ist ja jeder Straßenname per se eine Ehrung. Und wir haben gesagt, es muss ein Perspektivwechsel stattfinden. Wir müssen an die Geschichte erinnern, aber nicht an diejenigen, die die Verbrechen begangen haben, sondern aus der Perspektive derjenigen, die diese Geschichte kritisch aufgearbeitet haben. Und da eignet sie sich natürlich als Wahl-Kreuzbergerin wie keine zweite. Gerade weil sie sich mit dieser Geschichte bis hin zur Kritik an diesen Berliner Straßennamen auseinandergesetzt hat."
Google wolle sich als guter Kreuzberger darstellen
Dass Google nun acht Jahre nach der Uferumbenennung in May-Ayim-Ufer die Feministin ehrt, freue Joshua Kwesi Aikins zwar, er vermutet aber, der Internetkonzern könnte noch andere Interessen damit verfolgen.
"Es scheint mir hier so zu sein, dass Google sich als guter Kreuzberger darstellen will. Und das hat ein bisschen einen bitteren Beigeschmack, denn Google schafft gerade einen sogenannten Google Campus, wo dann sozusagen mit Google-Geld Start-Ups gefördert werden im hippen Kreuzberg. Und das ist natürlich die klare Sorge: Das wird zur Verdrängung beitragen. Das wird sie beschleunigen. Und da muss man eben auch aus einer rassismuskritischen Perspektive sagen, es ist klar, wer bei Verdrängung besonders betroffen ist. Das wird auf jeden Fall auch weiterhin eine rassistische Komponente haben. Und da ist es, denke ich, auch wichtig, dass man May Ayims Werk sozusagen nicht vereinnahmt, heute am letzten Tag des Black History Month, den wir auch mit organisiert haben viele Jahre hier in Berlin."
(jde)
(jde)