Politikpsychologe über Trump

"Er will vor allem Duftmarken setzen"

Donald Trump in Washington am Tag vor seiner Inauguration als 45. Präsident der USA
Donald Trumps größte Duftmarke: Die Macht, die ihm das Amt des Präsidenten gibt. © Imago
Thomas Kliche im Gespräch mit Liane von Billerbeck und Hans-Joachim Wiese · 31.01.2017
Ist es die Faszination des Grauens, die uns jede Nachricht über Donald Trump heftig diskutieren lässt? Wie geht man mit diesem Mann um? Der Psychologe Thomas Kliche sagt: Trump sei nicht krank, brauche aber Widerstand - sonst verfolge er ungebremst und erbarmungslos seine Ziele.
Sind wir von Donald Trump deshalb so fasziniert, weil wir in ihm eine Art Monster - einen gefährlichen Irren sehen? Ist Trump ein Fall für den Psychiater?
Der Politikpsychologe Thomas Kliche meint: Abgesehen davon, dass Trump sicherlich die nötige Einsicht fehlen würde, um sich in Behandlung zu begeben, sei festellbar: "Er ist durchaus funktionsfähig. Er ist kein Narr. Er ist in allen Lebensvollzügen außerordentlich erfolgreich. Insofern: Nein, er ist nicht krank."

Er verspricht viel - hat aber keine Überzeugungen

Seine Fasziniation auf viele Menschen rühre von seiner Unkonventionalität her. Und: Er verkörpere die Globalisierungkrise mit all ihren Begleiterscheinungen, die auch in Europa spürbar seien. Dazu gehöre Populismus und die brutale Ausgrenzung anderer. Weil er aber verspreche: "Die Zukunft ist machbar und ich bringe euch dahin", fühlten sich viele verunsicherte Wähler erst einmal in Sicherheit und sähen darüber hinweg, dass dahinter nur eine offenkundige Lust am Machtgebrauch stecke.
Denn schließlich tue er etliche Dinge, die seine Wähler wollen - etwa die Ausgrenzung von Muslimen und Flüchtlingen. Dazu passe, dass er selbst keine wirklichen Überzeugungen habe: "Das, was er den amerikanischen Wählern erzählt hat, das hat er selbst in seinem Leben nie gemacht."

Erfolg um jeden Preis

Kliche sagte weiter: Vermutlich würden all seine Maßnahmen juristisch kassiert: "Er will vor allem Duftmarken setzen." Darauf komme es ihm an.
"Er ist ein Mensch der seine Selbstregulation vor allem durch externen Widerstand leistet: Er probiert etwas aus, um jeden Preis, versucht Erfolg zu haben. Und wenn er dann auf Widerstand trifft, muss er einen anderen Weg wählen - sonst nicht. Sonst wird er sehr erbarmungslos und rücksichtslos."
Europäische Politiker seien also gut beraten, Trump gegenüber mit großer Entschlossenheit aufzutreten. (mkn)

Hören Sie zu diesem Thema und zu der Frage "Reagieren wir paranoid auf Trump?" auch das Gespräch mit dem Psychiater Borwin Bandelow in "Kompressor":

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