Poesie und Sinnlichkeit

Philippe Jordan
Philippe Jordan © Jean-François Leclercq
06.02.2014
Tannhäuser, Don Juan, Salome und Till Eulenspiegel – eine so merkwürdige Figurenkonstellation hat wohl selten zusammengefunden. Doch alle vier folgen ihren Leidenschaften, pfeifen auf Konventionen – und gehen am Ende daran zugrunde. Sinnlichkeit und Liebestaumel, Verderbtheit und Tod prägen ihre Geschichten.
Don Juan und Till Eulenspiegel bilden das Zentrum des Abends, in Tondichtungen von Richard Strauss, die dessen Aufbruch in die musikalische Moderne manifestierten. Obgleich programmatisch angelegt, sollten diese nicht etwa eine Handlung illustrieren; die Protagonisten stehen vielmehr für poetische Ideen, die es zu vertonen galt.
Mit dem farbprächtigen und kunstvoll instrumentierten "Don Juan" hatte der 24-Jährige zu seiner eigenen, prägnanten Stimme gefunden. Er sah seine Tondichtungen später selbst als "Vorbereitungen" auf dem Weg zur "Salome".

Für die hypnotisierende, rauschhafte Klangwelt dieser skandalumwitterten Oper ist das DSO nicht zuletzt seit seiner Residenz im Festspielhaus Baden-Baden bestens präpariert. Der "Tanz der sieben Schleier", dramatischer Wendepunkt der Handlung, erklingt im zweiten Teil des Konzertabends, im großartigen Schlussgesang der Salome findet er seinen Abschluss.

Am Pult steht dabei der Schweizer Philippe Jordan. Er überzeugte zuletzt 2011 beim DSO mit chorsymphonischen Werken; im Februar kommen dem Musikdirektor der Opéra National de Paris seine ausgeprägten Strauss- und Wagner-Erfahrungen zugute. An den Anfang seines Programms hat er die Ouvertüre und die "Venusberg"-Musik aus Richard Wagners "Tannhäuser" gestellt – Ausgangspunkt nicht nur für den Abend, sondern auch für Strauss:
Ohne die Bewunderung für den Meister vom grünen Hügel ist dessen Werk nicht denkbar. Erst mit Anfang zwanzig konnte sich der junge Kapellmeister aus den Fesseln seines erzkonservativen Geschmackskorsetts befreien, als ein Freund "zum Kummer meines guten Vaters einen Wagnerianer aus mir machte ...". Der Rest ist Musikgeschichte.
(nach: Maximilian Rauscher in: DSO-Nachrichten 01/02/2014)

Philharmonie Berlin
Aufzeichnung vom 05.02.2014
Richard Wagner
Ouvertüre und "Venusberg"-Musik aus "Tannhäuser"

Richard Strauss
"Till Eulenspiegels lustige Streiche"
Nach alter Schelmenweise - in Rondeauform - für großes Orchester op. 28

ca. 20:55 Uhr Konzertpause mit Nachrichten
Richard Strauss
"Don Juan" ,Tondichtung für großes Orchester op. 20

Richard Strauss
"Tanz der sieben Schleier" und Schlussgesang aus "Salome"

Catherine Naglestad, Sopran
Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
Leitung: Philippe Jordan
Programmheft als PDF