Auf dem Weg zu einem Wir
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Die Initiative DOMiD widmet sich seit 30 Jahren der Geschichte der Migration in Deutschland. Mehr als 150.000 Dokumente und Objekte zeugen davon. Bisher nur online, aber für 2025 plant der Verein ein Museum, so Mitbegründer Ahmet Sezer.
Vor 30 Jahren wurde DOMiD, das "Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland" von Einwanderern türkischer Herkunft als Verein in Essen gegründet. "Wir wollten das Erbe der türkischen Migration sammeln, aufbewahren und öffentlich zugänglich machen", sagt Mitbegründer Ahmet Sezer, denn diese Geschichte sollte nicht verloren gehen. "Das wollten wir nicht zulassen."
Von "Gastarbeiter"-Kultur zum Einwanderungsland
Mittlerweile ist aus dem DOMiT "Dokumentationszentrum und Museum über die Migration aus der Türkei", wie es zur Gründung hieß, das DOMiD mit Sitz in Köln geworden. Die Namensänderung betrifft die Transformation, die das Haus vollzogen hat: vom Statement, dass die "Gastarbeiter"-Kultur und ihr Wandel über die Jahre überhaupt als Geschichte festgestellt und durch die Sammlung von Spuren und Zeitdokumenten festgehalten werden sollte, hin zur bundesweit bedeutenden Institution eines Migrationsmuseums und -wissenszentrums.
Ausgehend von einem Online-Dokumentationszentrum mit Bildungsprojekten und einer virtuellen Ausstellung, soll nun ein Migrationsmuseum mit einer ständigen Sammlung entstehen. Der Standort soll Köln werden. 2025 soll das Museum eröffnen.
"Migration hat die Gesellschaft mitgeprägt"
Es gehe darum, "Migration als prägendes Element der Gesellschaft darzustellen, also nicht nur als eine Parallelwelt", sagt Ahmet Sezer, der auch seine Erfahrung als Integrationsbeauftragter der Stadt Gronau in den Verein mit einbringt. "Migration hat die Gesellschaft maßgeblich mitgeprägt. Und das wird sehr oft nicht in dem Maße zur Kenntnis genommen und gewürdigt."
"Wir sammeln alles, was Migration ausmacht", erklärt Sezer. Wichtig seien vor allem Elemente wie Musik, Filme und Bücher. Über 150.000 Exponate umfasse die Sammlung mittlerweile.
Jede einzelne Erinnerung ist wichtig
Das Ansinnen der Austellungsmacher sei, zu zeigen, dass Migrantinnen und Migranten ein Teil der Gesellschaft sind. "Wir sind auch auf dem Weg eine Gesellschaft zu werden, wo wir von dem 'Wir' sprechen und damit die Gesamtgesellschaft meinen", so Sezer. "Aber bis dahin müssen wir wahrscheinlich noch eine Weile gehen."
Um ein Bewusstsein dafür zu schaffen, mit welchen Problemlagen eine migratische Gesellschaft konfrontiert werde, komme es darauf an, möglichst viele Perspektiven einzelner Migrantinnen und Migranten darzustellen und ihren Werdegang nachvollziehbar zu machen, betont Sezer. "Die einzelnen Geschichten sind wichtig für uns."
(nho)