Pläne für Bundesstiftung

In der Krise an Demokratiegeschichte erinnern

04:30 Minuten
Die Paulskirche in Frankfurt am Main.
Die Frankfurter Paulskirche als "Leuchtturm der Demokratie": Wir brauchen Orientierung, sagt Christian Höppner. © imago / Reiner Zensen
Christian Höppner im Gespräch mit Anke Schaefer · 24.11.2020
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Kulturstaatsministerin Monika Grütters will mit einer Stiftung an positive Ereignisse unserer Demokratiegeschichte erinnern. Gute Idee, findet Christian Höppner vom Deutschen Musikrat. Gerade jetzt, in Zeiten der Krise und der Verschwörungsmythen.
"Das Ringen um Freiheit zeigen": In einem Beitrag für die Frankfurter Allgemeine Zeitung wirbt Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) für eine Bundesstiftung "Orte der deutschen Demokratiegeschichte". Sitz sollte nach Vorstellung der Staatsministerin Frankfurt am Main sein, nahe der Paulskirche. Dort hatte 1848 zum ersten Mal die Nationalversammlung getagt, die erste deutsche Volksvertretung. Es müsse in Deutschland Orte geben, an denen den freudigen und hoffnungsvollen historischen Ereignissen ein Denkmal gesetzt werde, so Grütters. Ihr Anspruch: "mehr Demokratiegeschichte wagen" und Schlüsselorte der demokratischen Entwicklung "aus ihrem Schattendasein" befreien.
Christian Höppner, Generalsekretär des Deutschen Musikrates und ehemals Präsident des Deutschen Kulturrates, in der Akademie der Künste mit dem Brandenburger Tor im Hintergrund.
Christian Höppner, Generalsekretär des Deutschen Musikrates und ehemals Präsident des Deutschen Kulturrates. © Christoph Soeder/dpa/picture alliance
Dieser Vorschlag komme zur rechten Zeit, meint Christian Höppner, Generalsekretär des Deutschen Musikrates. Orte wie die Frankfurter Paulskirche, die ein "Leuchtturm der Demokratieentwicklung" sei, müssten stärker ins gesellschaftliche Bewusstsein gerückt werden: "Gerade jetzt, wo wir eine zunehmend gespaltene Gesellschaft haben und wo Verschwörungsmythen wieder Urständ' feiern, gerade jetzt ist es wichtig, dieses Zeichen zu setzen", ist Höppner überzeugt. Zumindest in Teilen der Bevölkerung werde die Demokratie infrage gestellt. In der Krise werde uns die Brisanz dessen bewusst.

Eine breit gestreute Debattenkultur

Höppner betont aber auch, dass es "wichtig und verpflichtend" sei, "an die dunklen Seiten deutscher Geschichte zu erinnern". Insbesondere angesichts der "Querdenker"-Entwicklung zeige sich, dass das offenbar noch nicht ausreichend getan werde und es noch "gehörige Defizite in der Kommunikation" gebe. Von einer Stiftung in Frankfurt am Main erhofft er sich eine bundesweite Wirkung und eine breit gestreute Debattenkultur: "Wir brauchen Orientierung. Dieser Ort ist ein Orientierungspunkt, wo kulturelle Auseinandersetzung stattfinden kann", so Höppner.
(bth)
Das gesamte Gespräch mit Christian Höppner hören Sie hier:
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Christian Höppner, Jahrgang 1956, ist Cellist, Dirigent, Generalsekretär des Deutschen Musikrates und ehemaliger Präsident des Deutschen Kulturrates. Seit 1986 unterrichtet er Violoncello an der Universität der Künste in Berlin.

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