Plädoyer für eine Energiewende

31.08.2009
Sein Unternehmen ist eines der größten der Solarbranche. Dieses Jahr strebt Firmengründer Frank H. Asbeck eine Milliarde Umsatz an und alles spricht dafür, dass er das trotz Krise auch schafft.
Der drastische Preisverfall für Photovoltaikmodule scheint bei SolarWorld nur wenige Spuren hinterlassen zu haben. Das spricht für eine intelligente Unternehmensausrichtung, auch wenn die Aktienmärkte den ungebrochenen Erfolgskurs ignorieren. Entsprechend selbstbewusst gibt sich der Gründer. Und das gilt auch für sein Buch "Eine solare Welt". Es ist ein selbstbewusstes, gut begründetes und informatives Plädoyer für einen raschen weltweiten Einstieg in das Solarzeitalter und Ausstieg aus den fossilen Energien.

Frank Asbeck kennt sein Metier gut, formuliert locker und leicht verständlich, erschlägt niemanden mit Zahlenbergen und Statistiken. Wer sich mit dem Thema schon öfter auseinandergesetzt hat, wird viele vertraute Daten und Fakten wiederfinden – allerdings zugespitzt auf den Solarbereich. Wie Photovoltaik im Einzelnen funktioniert, welche verschiedenen Techniken da miteinander konkurrieren, spart das Buch aus. Frank Asbeck geht es vielmehr um Grundsätzliches: die Sonne als ewigen Energielieferanten im Unterschied zu den endlichen fossilen Energien. Schon in den nächsten Jahren, die Krise mit einem drastischen Preisverfall hat hier den Zeitpunkt vorverschoben, wird Solarstrom gegenüber den fossilen Energien konkurrenzfähig sein. In den sonnenreichen Ländern etwas früher, hierzulande etwas später. Daher warnt der Unternehmer denn auch dringend vor falschen Weichenstellungen der Politik. Neue Kohlekraftwerke würden Deutschland für 40 Jahre auf fossile Energiegewinnung festlegen. Angesichts des Klimawandels mit seinen dramatischen Folgen für ihn eine katastrophale Entscheidung. Stattdessen sollte man auf Energieeffizienz und Erneuerbare Energien setzen. Das schafft viele Arbeitsplätze und garantiert Deutschland technische Führerschaft. Solarenergie ist für ihn zudem dezentral und demokratisch, denn sobald jeder Häuslebauer seinen eigenen Strom produzieren kann, werden die Energiemonopole, die derzeit den deutschen Markt beherrschen, ihre Marktmacht verlieren.

Frank Asbeck ist kein Finanzhai, der eine Marktlücke erkannt hat und nun Superprofite einfahren will, sondern der Typ eines durchaus gewinnorientierten, aber eben auch sozial und ökologisch engagierten Unternehmers. In seiner Jugend war er Kommunist, trat dann den Grünen bei, mischte in der Kommunalpolitik mit. Sein Herz, so formuliert er es in seinem Buch, schlägt bis heute links. Das erklärt sicherlich die gemeinnützigen Solar-Projekte seines Unternehmens in Afrika, denn der überzeugte Katholik möchte, wie eine Kapitelüberschrift verkündet, "ein bisschen die Welt retten". Das sind offenkundig nicht bloß Worte. Der 50-jährige Unternehmer setzt auch im eigenen Unternehmen auf Nachhaltigkeit und umweltfreundliche Produktionsbedingungen, legt viel Wert auf eine möglichst giftfreie, wiederverwertbare und leicht zu wartende Photovoltaiktechnik.

Frank Asbecks bisweilen ironisches, manchmal bissiges, aber nie ideologisch verbohrtes Plädoyer für die Sonnenenergie überzeugt gerade durch die Nüchternheit des Praktikers, der handfeste Tatsachen liebt und nicht Hirngespinsten nachjagt. Aber eben das hat ihn und sein Unternehmen auch so erfolgreich werden lassen.

Besprochen von Johannes Kaiser

Frank H. Asbeck: Eine solare Welt - Der SolarWorld-Chef über die Zukunft unserer Energieversorgung
Kiepenheuer & Witsch Verlag Köln 2009
215 Seiten, 14,95 Euro