Piraterie und Penetration
Auf ihrer Jahrespressekonferenz klagt die deutsche Phono-Wrtischaft über Piraterie, einen schrumpfenden Markt und über kaum gewachsene CD-Preise im Vergleich zu anderen Kulturprodukten – und verkennt, dass die Silberscheiben schon immer zu teuer waren.
„Das Jahr 2005, durchaus mit großen Erwartungen gestartet, hat sich leider nicht als das Jahr erwiesen, in dem die Wende stattfindet. Trotz sehr erfolgreicher Entwicklungen im Bereich von Downloads haben wir im letzten Jahr weiterhin einen schrumpfenden Markt gehabt.“
Peter Zombik, Geschäftsführer des Bundesverbandes der Phono-Wirtschaft meint damit allerdings den Umsatz der großen Plattenfirmen, der der kleinen so genannten Independents ist stetig gestiegen. Man klagt über kaum gewachsene CD-Preise im Vergleich zu anderen Kulturprodukten – und verkennt, dass die Silberscheiben schon immer zu teuer waren.
„Die Entwicklung der letzten Jahre nach jetzt insgesamt sieben Jahren mit Umsatzrückgängen kumuliert zu einem Umsatzverlust von nahezu 45 Prozent. Natürlich hat es sich nicht vermeiden lassen, dass damit Arbeitsplatzverluste verbunden sind – verloren gegangen sind über 30 Prozent.“
Viele qualifizierte Mitarbeiter, auch leitende, wurden gegangen. Will man als Musikjournalist die Plattenpromoterin anrufen, heißt sie heute Sabrina, morgen Franziska und übermorgen Laura. Praktikantinnen sind gefragt im Musikbusiness. Und dann fragt einen doch so eine Laura: „Hmmmhh, das Deutschlandradio Kultur, ist das eigentlich ein öffentlicher Sender?“
Und fragt man dann weiter nach der neuen CD, die man im Radio vorstellen will, dann heißt es: „Die Ware wird erst Freitag ausgeliefert.“
Ware? Ich dachte, es geht um Musik. Oder – wie Ole Seelenmeyer vom deutschen Pop- und Rockmusikverband es ausdrückt:
„Hier geht’s um Kultur. Und ich bin der Meinung, gemäß dem Urheberrecht sollte man Kultur ruhig ausleihen dürfen. Ich bin dafür, dass nicht Hunderttausende von Jugendlichen kriminalisiert werden, nur wenn sie mal ein paar Kopien privat downloaden.“
Nun müsste noch geklärt werden, was privat downloaden bedeutet. Aber es geht dem Musikerverbandssprecher um das neue Urheberrecht. Viele Musiker – und auch die Grünen – wollen das gar nicht verbessert sehen, wie inzwischen die meisten anderen Parteien, ganz im Einklang mit der Industrie. Selbst die sieht in ihren Zahlen die deutschen Produktionen weiter ansteigen, wenn auch noch nicht überall im Radio zu hören. Da sind weiterhin nur wenige der deutschen Musiker vertreten – wie auch in der Phonographischen Wirtschaft.
„Sie müssen wissen, dass es in Deutschland fast 50.000 Musikgruppen gibt. Von diesen hat die deutsche Tonträgerindustrie nur fast hundert unter Vertrag. Die vertritt nur ihre eigenen Interessen, das heißt ihr eigenes Portemonnaie, aber nicht unser Portemonnaie.“
Wie die Band Geschmeido gehören auch Ole Seelenmeyer und sein Verband nicht zu den wesentlichen Stimmen der deutschen Musikszene. Aber sie sind Teil der breiten Basis. Und wenn die schon im eigenen Land kaum zu hören ist, dann erst recht kaum im Ausland. Um die dortige Vermarktung vieler professioneller deutscher Bands kümmert sich mehr schlecht als recht, weil kaum unterstützt: German Sounds. Das deutsche Musikexportbüro bleibt das unterernährte Stiefkind der Branche. Bei den Franzosen hätte man sich vor Jahren schon abgucken können, wie man erfolgreich exportiert in gewandelten Zeiten.
„Ich versteh überhaupt nicht, warum man überhaupt jemals daran denken konnte, so was zu etablieren. Ich halte das für eine Marktverzerrung und bin immer dafür, dass man solche Dinge auf privatwirtschaftlicher Basis und nicht auf Subventionsbasis erledigt.“
Michael Haentjes ist seit vergangenem Jahr neuer Vorstandsvorsitzender der Deutschen Phono-Wirtschaft und schon bei seiner ersten Jahrespressekonferenz in solche Widersprüche verstrickt. Hier wird nach Freiheit des Marktes geschrieen, dann wieder nach dirigistischen Maßnahmen gegen die neuen Techniken. Und deren Vorschreiten wird von der Musikwirtschaft weiterhin konsequent verschlafen. Immerhin: Kaum Raubkopien im Klassikbereich. Und der ist mit knapp acht Prozent Marktanteil sogar leicht gestiegen.
„Wenn Sie in die Klassik-Marktzahlen gehen, dann stellen wir fest, dass wir fast zehn Millionen Klassik-Tonträger verkauft haben. Das zeigt, das reflektiert sich im Pirateriemarkt nur noch verschärft. Es sind die wirtschaftlich erfolgreichen Produkte, die piraterisiert, äähh, die … piratisiert werden.“
Hat ja doch noch mal geklappt bei Peter Zombik. Die Piraterie gab der Musikwirtschaft ihre zuletzt liebsten Meldungen: „25.000 russische Raubkopien in Lagerhalle in Bielefeld beschlagnahmt. Oder: 51-jähriger Mann zahlt 15.000 Euro Schadensersatz wegen illegaler ‚Tauschbörse’ und ist vorbestraft.“
„Und wenn man das mit der heutigen Situation und der Brenner-Penetration in Haushalten vergleicht …“
Und manchmal lernt man dann doch noch was dazu bei so einer Jahrespressekonferenz:
„Brenner-Penetration, damit bezeichnen Marktforscher den Durchdringungsgrad von Brennern in deutschen Haushalten. Also die Penetration von 60 Prozent heißt einfach nur, 60 Prozent deutscher Haushalte sind im Besitz mindestens eines Brenners.“
CD- Brenner, sind gemeint, keine Ölbrenner. Was bleibt also? Keine besonderen Erfolge durch hoch gehängte Ereignisse wie Echo-Verleihung oder Freitag als neuer Musiktag, kein Wort mehr vom letztjährigen Charts-Skandal, aber – und das macht dann wirklich mal Sinn: Man will mehr für die Musik in Schulen tun.
Dem drittgrößten Musikmarkt der Welt blüht kein Frühling: Keine Hoffnung auf das laufende Jahr, auch wenn das Urheberrecht nun wohl doch zugunsten der Industrie verbessert wird. Michael Haentjes fasst – fast frustriert – zusammen:
„Privatkopie wächst, wir haben nach wie vor nicht die entsprechenden Rahmenbedingungen, die wir gerne im Urheberrecht durchgesetzt haben wollen. Darüber hinaus das, was den Konsum in Deutschland angeht … Das im Gesamtkonzert liefert uns wenig Grund für Optimus, für Optimismus.“
Peter Zombik, Geschäftsführer des Bundesverbandes der Phono-Wirtschaft meint damit allerdings den Umsatz der großen Plattenfirmen, der der kleinen so genannten Independents ist stetig gestiegen. Man klagt über kaum gewachsene CD-Preise im Vergleich zu anderen Kulturprodukten – und verkennt, dass die Silberscheiben schon immer zu teuer waren.
„Die Entwicklung der letzten Jahre nach jetzt insgesamt sieben Jahren mit Umsatzrückgängen kumuliert zu einem Umsatzverlust von nahezu 45 Prozent. Natürlich hat es sich nicht vermeiden lassen, dass damit Arbeitsplatzverluste verbunden sind – verloren gegangen sind über 30 Prozent.“
Viele qualifizierte Mitarbeiter, auch leitende, wurden gegangen. Will man als Musikjournalist die Plattenpromoterin anrufen, heißt sie heute Sabrina, morgen Franziska und übermorgen Laura. Praktikantinnen sind gefragt im Musikbusiness. Und dann fragt einen doch so eine Laura: „Hmmmhh, das Deutschlandradio Kultur, ist das eigentlich ein öffentlicher Sender?“
Und fragt man dann weiter nach der neuen CD, die man im Radio vorstellen will, dann heißt es: „Die Ware wird erst Freitag ausgeliefert.“
Ware? Ich dachte, es geht um Musik. Oder – wie Ole Seelenmeyer vom deutschen Pop- und Rockmusikverband es ausdrückt:
„Hier geht’s um Kultur. Und ich bin der Meinung, gemäß dem Urheberrecht sollte man Kultur ruhig ausleihen dürfen. Ich bin dafür, dass nicht Hunderttausende von Jugendlichen kriminalisiert werden, nur wenn sie mal ein paar Kopien privat downloaden.“
Nun müsste noch geklärt werden, was privat downloaden bedeutet. Aber es geht dem Musikerverbandssprecher um das neue Urheberrecht. Viele Musiker – und auch die Grünen – wollen das gar nicht verbessert sehen, wie inzwischen die meisten anderen Parteien, ganz im Einklang mit der Industrie. Selbst die sieht in ihren Zahlen die deutschen Produktionen weiter ansteigen, wenn auch noch nicht überall im Radio zu hören. Da sind weiterhin nur wenige der deutschen Musiker vertreten – wie auch in der Phonographischen Wirtschaft.
„Sie müssen wissen, dass es in Deutschland fast 50.000 Musikgruppen gibt. Von diesen hat die deutsche Tonträgerindustrie nur fast hundert unter Vertrag. Die vertritt nur ihre eigenen Interessen, das heißt ihr eigenes Portemonnaie, aber nicht unser Portemonnaie.“
Wie die Band Geschmeido gehören auch Ole Seelenmeyer und sein Verband nicht zu den wesentlichen Stimmen der deutschen Musikszene. Aber sie sind Teil der breiten Basis. Und wenn die schon im eigenen Land kaum zu hören ist, dann erst recht kaum im Ausland. Um die dortige Vermarktung vieler professioneller deutscher Bands kümmert sich mehr schlecht als recht, weil kaum unterstützt: German Sounds. Das deutsche Musikexportbüro bleibt das unterernährte Stiefkind der Branche. Bei den Franzosen hätte man sich vor Jahren schon abgucken können, wie man erfolgreich exportiert in gewandelten Zeiten.
„Ich versteh überhaupt nicht, warum man überhaupt jemals daran denken konnte, so was zu etablieren. Ich halte das für eine Marktverzerrung und bin immer dafür, dass man solche Dinge auf privatwirtschaftlicher Basis und nicht auf Subventionsbasis erledigt.“
Michael Haentjes ist seit vergangenem Jahr neuer Vorstandsvorsitzender der Deutschen Phono-Wirtschaft und schon bei seiner ersten Jahrespressekonferenz in solche Widersprüche verstrickt. Hier wird nach Freiheit des Marktes geschrieen, dann wieder nach dirigistischen Maßnahmen gegen die neuen Techniken. Und deren Vorschreiten wird von der Musikwirtschaft weiterhin konsequent verschlafen. Immerhin: Kaum Raubkopien im Klassikbereich. Und der ist mit knapp acht Prozent Marktanteil sogar leicht gestiegen.
„Wenn Sie in die Klassik-Marktzahlen gehen, dann stellen wir fest, dass wir fast zehn Millionen Klassik-Tonträger verkauft haben. Das zeigt, das reflektiert sich im Pirateriemarkt nur noch verschärft. Es sind die wirtschaftlich erfolgreichen Produkte, die piraterisiert, äähh, die … piratisiert werden.“
Hat ja doch noch mal geklappt bei Peter Zombik. Die Piraterie gab der Musikwirtschaft ihre zuletzt liebsten Meldungen: „25.000 russische Raubkopien in Lagerhalle in Bielefeld beschlagnahmt. Oder: 51-jähriger Mann zahlt 15.000 Euro Schadensersatz wegen illegaler ‚Tauschbörse’ und ist vorbestraft.“
„Und wenn man das mit der heutigen Situation und der Brenner-Penetration in Haushalten vergleicht …“
Und manchmal lernt man dann doch noch was dazu bei so einer Jahrespressekonferenz:
„Brenner-Penetration, damit bezeichnen Marktforscher den Durchdringungsgrad von Brennern in deutschen Haushalten. Also die Penetration von 60 Prozent heißt einfach nur, 60 Prozent deutscher Haushalte sind im Besitz mindestens eines Brenners.“
CD- Brenner, sind gemeint, keine Ölbrenner. Was bleibt also? Keine besonderen Erfolge durch hoch gehängte Ereignisse wie Echo-Verleihung oder Freitag als neuer Musiktag, kein Wort mehr vom letztjährigen Charts-Skandal, aber – und das macht dann wirklich mal Sinn: Man will mehr für die Musik in Schulen tun.
Dem drittgrößten Musikmarkt der Welt blüht kein Frühling: Keine Hoffnung auf das laufende Jahr, auch wenn das Urheberrecht nun wohl doch zugunsten der Industrie verbessert wird. Michael Haentjes fasst – fast frustriert – zusammen:
„Privatkopie wächst, wir haben nach wie vor nicht die entsprechenden Rahmenbedingungen, die wir gerne im Urheberrecht durchgesetzt haben wollen. Darüber hinaus das, was den Konsum in Deutschland angeht … Das im Gesamtkonzert liefert uns wenig Grund für Optimus, für Optimismus.“