Pilgerstätte für Fans
Wahrscheinlich wird in keinem anderen Museum so viel gelacht. Das Valentin-Karlstadt-Musäum im Münchner Isartor erinnert an Leben und Schaffen des begnadeten Komikers. Historische Dokumente und Exponate wie der pelzbesetzte Winterzahnstocher oder die Kindernasenbohrmaschine haben das Haus zu einer Pilgerstätte für Karl-Valentin-Fans gemacht.
München, Isartor. Im winzigen Eingangsbereich des südlichen Turms der alten Stadtbefestigung drängen sich die Besucher. Kein Wunder, denn dies ist der einzige Ort, wo Karl Valentin in seiner Heimatstadt heute noch dauerhaft präsent ist.
Sabine Rinberger, die Leiterin dieses in jeder Hinsicht ungewöhnlichen Museums, bahnt uns den Weg durch eine Gruppe fröhlicher Touristen.
„Also hier ist es immer sehr eng, das werden Sie gleich merken. Wenn man auf der Wendeltreppe zur ersten Etage hinauf geht, da kommen einem gleich die Leute entgegen. Aber schon hier sollte man aufmerksam sein. Sie sehen gleich rechts den berühmten Nagel, an den Karl Valentin seinen Beruf gehängt hat, den Schreinerberuf.“
Dieses Handwerk hatte Karl Valentin nämlich nur seinen Eltern zuliebe erlernt. Eigentlich wollte er Volkssänger werden. Das waren Humoristen und Musiker, von denen es um 1900 in München mehrere Hundert gab, die in Wirtschaften und Festsälen allabendlich das einfache Volk unterhielten.
Statt Möbel baute Karl Valentin fortan lieber Bühnenrequisiten, aber auch allerlei Kuriosa, die er später in einem Panoptikum zeigte. Zum Beispiel den berühmten pelzbesetzten Winterzahnstocher, einen liegenden Stehkragen oder auch die Kindernasenbohrmaschine. Mit skurrilen Gemälden wie dem „Kaminkehrer bei Nacht“, einer schwarzen Farbfläche, ordentlich gerahmt, machte er sich über den Kunstbetrieb seiner Zeit lustig.
Eine enorme Zahl solcher Objekte kann man im Valentin-Museum bestaunen, darüber hinaus jede Menge historischer Fotos, Programmzettel, Zeichnungen und Instrumente. Sogar Valentins Schminkkasten ist in einer alten Vitrine ausgestellt. Und alles auf engstem Raum. Sabine Rinberger hat also vollkommen Recht: Man muss wirklich aufpassen, dass einem nichts entgeht.
„Auch am Aufgang zu sehen, das erste Objekt aus dem berühmten Panoptikum von Karl Valentin: der Tiefseetaucher, der in voller Montur ins Bett gehen musste, weil er leider den Schlüssel für seine Taucherausrüstung verloren hatte.“
Sabine Rinberger hat sichtlich großen Spaß an ihrem Job. Was nicht verwunderlich ist, denn wahrscheinlich gibt es kaum ein zweites Museum, in dem so viel gelacht wird wie hier.
Als der Bühnenbildner und Kunstmaler Hannes König diese Pilgerstätte für Valentin-Fans 1959 einrichtete, hatte er allerdings nicht so viel zu lachen. Von Seiten der Stadt München bekam er nämlich – bis auf die Bereitstellung des kriegsbeschädigten Isartors – keinerlei Unterstützung.
Und Valentins Nachlass war wenige Jahre zuvor nach Köln gewandert, weil seine Heimatstadt ihn nicht ankaufen wollte. Hannes König musste sich seine Exponate also aus anderen Quellen beschaffen.
„Was hier steht und hängt im Museum ist zusammengesammelt zum Teil von der Familie, was noch übrig war, von Flohmärkten, von der Auer Dult und Künstlerkollegen. Später kam noch ein Teil des Nachlasses von der Liesl Karlstadt dazu, und es gab damals schon Aufrufe in Zeitungen, dass wer noch was hat von Karl Valentin oder den Münchner Volkssängern, der möge es im Museum abgeben.“
So ist es dann doch gelungen, das Leben und Werk Karl Valentins interessierten Besuchern aus aller Welt zugänglich zu machen: von seinen Anfängen als Lausbub in der Münchner Vorstadt Au über die Zeit seiner größten Erfolge in den 1920er und 30er Jahren bis hin zu seinem tragischen Ende. Einsam und verarmt starb der berühmte Komiker am Rosenmontag des Jahres 1948 in Planegg, einem kleinen Ort südlich von München. Dass ausgerechnet seine geliebten Münchner nach dem Krieg nichts mehr mit ihm anzufangen wussten, hat ihn tief verletzt.
Auch Valentins kongenialer Bühnenpartnerin Liesl Karlstadt ist im Isarturm ein eigenes Kabinett gewidmet, darüber hinaus gibt es eine vorzügliche Ausstellung zur Geschichte der Volkssänger. Und ganz oben, im Turmstüberl, sorgt die Komödiantin Petra Perle für das leibliche Wohl der Besucher.
„Wir haben die besten Weißwürste, es gibt einen himmlischen selbst gemachten Senf, aber ich versuche auch, dass die Vegetarier nicht hungrig aus dem Turmstüberl heraus gehen: es gibt selbst gemachte Kuchen, das ist auch schon was Besonderes.“
Dank großzügiger Spender wird das Museum derzeit umfassend renoviert. Dabei soll der besondere Charme dieser unkonventionellen Ausstellung erhalten bleiben, aber auch besser vermittelt werden, dass Karl Valentin viel mehr war als ein begnadeter Komiker in der Tradition der Münchner Volkssänger, nämlich auch Regisseur, Objektkünstler, Rundfunk- und Film-Pionier.
„Valentin hatte auf der Bühne regelrechte Multimedia-Spektakel, Dia-Shows mit Ton-Einspielungen, damit hat er experimentiert. Von daher ist es legitim, wenn wir das hier auch machen, das wollen die Leute ja auch sehen. Vor allem ein jüngeres Publikum, die muss man schon mit ins Boot nehmen, die sind ganz andere Dinge gewohnt, für die muss das auch spannend bleiben.“
Sabine Rinberger, die Leiterin dieses in jeder Hinsicht ungewöhnlichen Museums, bahnt uns den Weg durch eine Gruppe fröhlicher Touristen.
„Also hier ist es immer sehr eng, das werden Sie gleich merken. Wenn man auf der Wendeltreppe zur ersten Etage hinauf geht, da kommen einem gleich die Leute entgegen. Aber schon hier sollte man aufmerksam sein. Sie sehen gleich rechts den berühmten Nagel, an den Karl Valentin seinen Beruf gehängt hat, den Schreinerberuf.“
Dieses Handwerk hatte Karl Valentin nämlich nur seinen Eltern zuliebe erlernt. Eigentlich wollte er Volkssänger werden. Das waren Humoristen und Musiker, von denen es um 1900 in München mehrere Hundert gab, die in Wirtschaften und Festsälen allabendlich das einfache Volk unterhielten.
Statt Möbel baute Karl Valentin fortan lieber Bühnenrequisiten, aber auch allerlei Kuriosa, die er später in einem Panoptikum zeigte. Zum Beispiel den berühmten pelzbesetzten Winterzahnstocher, einen liegenden Stehkragen oder auch die Kindernasenbohrmaschine. Mit skurrilen Gemälden wie dem „Kaminkehrer bei Nacht“, einer schwarzen Farbfläche, ordentlich gerahmt, machte er sich über den Kunstbetrieb seiner Zeit lustig.
Eine enorme Zahl solcher Objekte kann man im Valentin-Museum bestaunen, darüber hinaus jede Menge historischer Fotos, Programmzettel, Zeichnungen und Instrumente. Sogar Valentins Schminkkasten ist in einer alten Vitrine ausgestellt. Und alles auf engstem Raum. Sabine Rinberger hat also vollkommen Recht: Man muss wirklich aufpassen, dass einem nichts entgeht.
„Auch am Aufgang zu sehen, das erste Objekt aus dem berühmten Panoptikum von Karl Valentin: der Tiefseetaucher, der in voller Montur ins Bett gehen musste, weil er leider den Schlüssel für seine Taucherausrüstung verloren hatte.“
Sabine Rinberger hat sichtlich großen Spaß an ihrem Job. Was nicht verwunderlich ist, denn wahrscheinlich gibt es kaum ein zweites Museum, in dem so viel gelacht wird wie hier.
Als der Bühnenbildner und Kunstmaler Hannes König diese Pilgerstätte für Valentin-Fans 1959 einrichtete, hatte er allerdings nicht so viel zu lachen. Von Seiten der Stadt München bekam er nämlich – bis auf die Bereitstellung des kriegsbeschädigten Isartors – keinerlei Unterstützung.
Und Valentins Nachlass war wenige Jahre zuvor nach Köln gewandert, weil seine Heimatstadt ihn nicht ankaufen wollte. Hannes König musste sich seine Exponate also aus anderen Quellen beschaffen.
„Was hier steht und hängt im Museum ist zusammengesammelt zum Teil von der Familie, was noch übrig war, von Flohmärkten, von der Auer Dult und Künstlerkollegen. Später kam noch ein Teil des Nachlasses von der Liesl Karlstadt dazu, und es gab damals schon Aufrufe in Zeitungen, dass wer noch was hat von Karl Valentin oder den Münchner Volkssängern, der möge es im Museum abgeben.“
So ist es dann doch gelungen, das Leben und Werk Karl Valentins interessierten Besuchern aus aller Welt zugänglich zu machen: von seinen Anfängen als Lausbub in der Münchner Vorstadt Au über die Zeit seiner größten Erfolge in den 1920er und 30er Jahren bis hin zu seinem tragischen Ende. Einsam und verarmt starb der berühmte Komiker am Rosenmontag des Jahres 1948 in Planegg, einem kleinen Ort südlich von München. Dass ausgerechnet seine geliebten Münchner nach dem Krieg nichts mehr mit ihm anzufangen wussten, hat ihn tief verletzt.
Auch Valentins kongenialer Bühnenpartnerin Liesl Karlstadt ist im Isarturm ein eigenes Kabinett gewidmet, darüber hinaus gibt es eine vorzügliche Ausstellung zur Geschichte der Volkssänger. Und ganz oben, im Turmstüberl, sorgt die Komödiantin Petra Perle für das leibliche Wohl der Besucher.
„Wir haben die besten Weißwürste, es gibt einen himmlischen selbst gemachten Senf, aber ich versuche auch, dass die Vegetarier nicht hungrig aus dem Turmstüberl heraus gehen: es gibt selbst gemachte Kuchen, das ist auch schon was Besonderes.“
Dank großzügiger Spender wird das Museum derzeit umfassend renoviert. Dabei soll der besondere Charme dieser unkonventionellen Ausstellung erhalten bleiben, aber auch besser vermittelt werden, dass Karl Valentin viel mehr war als ein begnadeter Komiker in der Tradition der Münchner Volkssänger, nämlich auch Regisseur, Objektkünstler, Rundfunk- und Film-Pionier.
„Valentin hatte auf der Bühne regelrechte Multimedia-Spektakel, Dia-Shows mit Ton-Einspielungen, damit hat er experimentiert. Von daher ist es legitim, wenn wir das hier auch machen, das wollen die Leute ja auch sehen. Vor allem ein jüngeres Publikum, die muss man schon mit ins Boot nehmen, die sind ganz andere Dinge gewohnt, für die muss das auch spannend bleiben.“