Photovoltaik in Bayern

Volle Sonnenkraft voraus

Fotovoltaik-Anlagen liefern sauberen Strom. Das gefällt dennoch nicht allen.
Fotovoltaik-Anlagen liefern sauberen Strom. Das gefällt dennoch nicht allen. © dpa / David Ebener
Von Michael Watzke · 20.03.2015
Sie knattern nicht, sie stinken nicht - und doch sind Solarparks in Bayern nicht überall beliebt. Der 76-jährige Unternehmer Klaus Krinner aber hat sich durchgesetzt: Er baute eine der weltweit größten Freiflächenanlagen - mit Unterstützung der Bürger.
Klaus Krinner pflanzt gerade einen Wald. Nicht aus Bäumen, sondern aus silbrig glänzenden Solarmodulen. Ein Sonnenwald.
"Das sind Schlagschrauber, die schrauben jetzt die nachgeführte Aufständerung zusammen. Das ist eine Testanlage."
Hier, im niederbayerischen Straßkirchen, steht Deutschlands größter Photovoltaik-Park. Auf einer Fläche von 250 Fußballfeldern schimmert ein Ozean aus 100.000 Siliziumplatten. Ein Schatz im Silbersee. Unternehmer Klaus Krinner hat ihn gebaut.
"Da sehen wir die Anlage mit 54 Megawatt. Das ist ein Fond mit etwa 5000 Investoren. Das ist eine Bürger-Solaranlage für die Bürger von Straßkirchen."
150 Millionen Euro hat der Solarpark gekostet. Jedes Jahr erzeugt er Strom im Wert von 20 Millionen Euro. Ein gutes Geschäft, weil für Krinner und seinen Fonds noch die alten, lukrativen Einspeisevergütungen gelten. Mit den heutigen, niedrigeren Vergütungen lohnt sich ein Solarpark in Deutschland nicht mehr. In Frankreich schon. Dort, bei Bordeaux, baut Krinner gerade den größten Solarpark Europas. Und morgen fliegt er nach Ägypten.
"Schau mer mal. Das ist das erste Mal. Ich schau mir den Boden dort an. Da geht's um eine große Anlage mit 700 bis 800 Megawatt."
800 Megawatt – das ist fast so viel wie ein älteres Atomkraftwerk schafft. Klaus Krinner hat den Bau solch gewaltiger Solarparks revolutioniert – durch die Erfindung von riesigen Stahlschrauben. Mit denen werden die Solar-Module schnell und kostengünstig in den Boden gedreht, ohne Betonfundament. Krinner, 76 Jahre alt, deutet auf den Schlagbohrer, der die stählernen Spezialschrauben auf der Testanlage in Straßkirchen festnietet.
"Wenn ich nur dran denke, wenn man betonieren würde. Das wäre Wahnsinn. Da hätte man eine Versiegelung vom Boden, und der Rückbau wäre so aufwendig, dass man es fast nicht bezahlen könnte. Und der Boden wäre kaputt."
Viele Bürger stören sich am Anblick der Anlage
Auf Krinners Anlage in Niederbayern wächst Gras unter den Solarmodulen, die wie Pilze aus dem Boden sprießen. Ab und zu hoppelt ein Hase durch den Sonnenwald. Trotzdem stören sich viele Bürger am Anblick der Anlage. Die Adelsfamilie Thurn und Taxis, die im nahegelegenen Regensburg residiert, wollte auch einen Solarpark bauen, scheiterte aber an Bürgerprotesten. Die Gloria hat es halt falsch angepackt, sagt Klaus Krinner. Die Fürstin plante über die Köpfe der Anwohner hinweg.
"Wissen Sie, ich hab folgendes gemacht: erst die Landwirte gefragt, die Anrainer. Ohne etwas in der Gemeinde zu sagen. Die haben zugestimmt. Dann hab ich die Bürger der Gemeinde eingeladen und informiert. Dann haben die Gemeinderäte und der Bürgermeister gesehen – niemand ist dagegen. Und haben einstimmig dafür gestimmt."
Mittlerweile spült der Solarpark jeden Tag rund 3000 Euro Gewerbesteuer in die Gemeindekasse. Am heutigen Freitag allerdings, dem Tag der Sonnenfinsternis, wird es etwas weniger sein, schmunzelt Krinner. Netzschwankungen oder gar Stromausfälle befürchtet er aber nicht.
"Es kommt öfters vor, dass eine Wolke drüber geht, dann kommt auch kein Strom raus, und es funktioniert trotzdem. Natürlich ist die unterschiedliche Leistung der Photovoltaik-Anlagen grundsätzlich schon ein Problem. Deshalb brauchen wir unbedingt mehr Speicherkapazitäten. Da müsste man viel mehr in die Forschung reinstecken."
Krinner deutet zum Horizont. Dort zeichnet sich die Hügelkette des Bayerischen Waldes ab. Ein Pumpspeicherkraftwerk in den Bergen könnte Strom für die ganze Region sichern. Doch der Widerstand gegen einen solchen Stausee wäre noch erbitterter als gegen einen Solarpark. Krinner hofft deshalb auf kleine, dezentrale Lösungen. Etwa Elektro-Autos, die in ihren Batterien Strom speichern.
"Wissen Sie, das bringt unheimlich viele Vorteile, wenn wir den Strom selber erzeugen und speichern können. Unabhängig von Öl und Gas sind. Es tut sich sicherlich noch viel."
Es müsste nur viel schneller gehen, sagt Krinner, 76 Jahre alt. Am besten so schnell, wie er eine seiner Spezialschrauben in die Erde bohrt.
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