Photochrome aus der Belle Epoque

Sehnsüchte nach der weiten Welt

Die Badeanstalt Pfalzbadhysli am Rhein und das Münster in Basel in der Schweiz, aufgenommen um 1900.
Ein Photochrom von 1900: Die Badeanstalt Pfalzbadhysli am Rhein und das Münster in Basel in der Schweiz. © dpa / picture alliance / Keystone Photochrom Collection
Jochen Hesse im Gespräch mit Britta Bürger · 01.06.2015
Die Zürcher Zentralbibliothek hat 7000 Photochrom-Bilder online gestellt − farbige Drucke von Sehenswürdigkeiten aus einer Zeit, die noch keine Farbfotografie kannte. Ihren besonderen Charme erklärt Jochen Hesse, Leiter der Graphischen Sammlung der Zürcher Zentralbibliothek.
Farbfotos aus einer Zeit, in der es noch gar keine Farbfotografie gibt – eigentlich ein Paradox, und doch gibt es sie, sogenannte Photochrom-Drucke aus der Belle Epoque. Da sieht man Bergsteiger um 1900 auf einer Gletschertour, üppig ausgestattete Salons von Luxusdampfern oder den prunkvollen Konzertsaal der Tonhalle Zürich.
Die Zürcher Zentralbibliothek besitzt mit 11.000 Photochrom-Bildern eine der größten Sammlungen weltweit und hat davon jetzt 7000 Motive online gestellt. Jochen Hesse, der Leiter der Graphischen Sammlung der Zürcher Zentralbibliothek, sagte im Gespräch mit Deutschlandradio Kultur:
"Der Charme, das sind verschiedene Ebenen, die da angesprochen werden. Zum einen ist es die satte Farbigkeit, die heute einfach den Charme ausmacht jener Werke, die um 1900, also in der Belle Epoque entstanden sind. Dann sind es Werke, die Sehnsuchtsbilder sind, das heißt, verschiedene Sehnsüchte der damaligen Menschen wurden angesprochen, also Sehnsüchte nach der weiten exotischen Welt, die man damals noch nicht so bereisen konnte wie heutzutage. Und aus heutiger Zeit ist es natürlich im Rückblick das Bild, das die damalige Epoche von der Welt gemacht hat, die Aufsehen erregt."