Philosophischer Jahresrück- und Ausblick

Bankenkollaps, Wirtschaftskrise, apokalyptische Prognosen – das Jahr 2008 dürfte als ein Jahr der Krisen in die Geschichte eingehen. Nicht umsonst ist die "Finanzkrise" zum "Wort des Jahres 2008" gekürt worden.
Eine Hiobsbotschaft jagt die nächste, die Politiker bereiten uns in Salamitaktik auf weitere düstere Zeiten vor, und viele Menschen fragen sich bang: Was kommt auf uns zu? Bin ich betroffen? Für den Philosophen Gerd Achenbach bieten gerade solche Krisenzeiten eine Möglichkeit, innezuhalten und zu schauen, wo man selbst steht.

Sind Krisenzeiten "gute" Zeiten für Philosophen?
"Das wäre recht witzig, wenn man sagen würde, je schlechter es der Welt geht, desto besser geht es der Philosophie. Nein, natürlich nicht, weil es mich nicht unberührt lässt oder gleichgültig. Hinzu kommt, dass wir gerade Zeuge des größten Kollaps` der Wirtschaft werden. Hier geht eine Epoche zu Ende, das ganz große Selbstverständnis dieses Systems wurde weggefegt. Das war zu System gemachter Betrug und kein Betrug lässt sich auf Dauer aufrecht erhalten. Andererseits war es schon nötig, dass das auffliegt. Das ist ähnlich wie im Privaten. Wenn jemand jahrelang im Kleinen mit einer Lüge lebt, dann ist das Desaster da, wenn sie an den Tag kommt. Aber es ist gut, dass die Wahrheit an den Tag gekommen ist, auch, wenn sie mit Schmerzen und Problemen verbunden ist. Sie ist auch mit Vertrauensverlust verbunden, aber auch da muss man vernünftiger weise sagen: es ist gut."

Gerd Achenbach war 1981 weltweit der erste Philosoph, der eine "Philosophische Praxis" eröffnete, um Ratsuchenden Hilfe und Lebensberatung anzubieten. "Die Themen sind in der Regel das eigene Leben, die eigene Geschichte, Unglücke, nicht bewältigte Lebensprobleme oder Lebensbilanzen. Die Menschen sitzen auf Problemen, die sie weder lösen können, noch los werden. Dieses ´Was soll das alles?`. Das sind richtige Rechtfertigungsfragen. Kurz: Sie suchen die Praxis des Philosophen auf, weil sie verstehen und verstanden werden wollen."
Gerd Achenbach will dabei kein abgehobener Denker sein: "Der Philosoph – so wie ich mich verstehe – ist nicht dadurch charakterisiert, dass er andere Themen aufgreift, sondern, dass er genau die Themen der anderen hat, er geht sie nur anders an."

Seine Überzeugung:
"Die Philosophie hilft uns, ein besserer Fachmann für uns selbst zu werden",
In einem seiner Bücher widmet er sich der "Lebenskönnerschaft" und Fragen wie:
Wie führe ich mein Leben, damit es sinnvoll und lebenswert ist? Was
bringt mein Leben in Form und Fassung? Was ist ein Leben, das gelungen
und gut heißen darf und verdient, "glücklich" genannt zu werden?

Ist er selbst ein Lebenskönner?
"Ich bemühe mich um ein Leben, dem man selber unter Anlegen der strengsten Kriterien zustimmen kann, um Kardinaltugenden. Um ein Leben, das sich im höchsten Maß an Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit orientiert und sich nicht selbst etwas vormachen muss. So zu leben, dass man im Nachhinein sagen kann, es war sinnvoll und das nicht nur für einen selbst, sondern auch für andere, die im Leben gestrandet sind."

"Wie hilft uns die Philosophie im Alltag?"
Gemeinsam mit Gerd Achenbach wirft Gisela Steinhauer heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr einen Philosophischen Jahresrück- und Ausblick.
Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der kostenlosen Telefonnummer 00800 / 2254 2254 und per E-Mail unter gespraech@dradio.de.

Informationen im Internet:
Gerd Achenbach