Philosophieren am Kamin
Jeden Sonntag nach Mitternacht lädt Moderator Volker Panzer zu seiner wöchentlichen Talkrunde. Das "ZDF-nachtstudio" grenzt sich wohltuende ab vom üblichen Politikereinerlei und dem bekannten Austausch von Worthülsen. Nun feiert die Gesprächsrunde ihren zehnten Geburtstag.
"Es geht ein Gespenst um in deutschen Talkshows … Das bedingungslose Grundeinkommen. Herzlich willkommen zum ZDF-nachtstudio, der Talkshow für Nachhaltigkeit …"
Wenn Volker Panzer immer am Sonntagabend drei bis vier Gäste an den virtuellen Kamin bittet, dann werden Themen behandelt, die so meist nicht im Fernsehen besprochen werden: Das kann gehen von philosophischen Debatten über Kant und Hegel über Gentechnik oder das neue Frauenbild bis hin zur Geschichte der Homosexualität oder auch: Strategien der Weltverbesserung – im Prinzip kann alles Thema sein im Nachtstudio. Allerdings, so sagt Moderator Volker Panzer gehen die ganz aktuellen Themen im Nachtstudio nicht so gut:
"Was gut läuft, sind die Themen, die unerwartet sind. Also etwa, als wir über Einstein sprachen: E=mc2. Oder soziale Themen, als es ums Grundeinkommen ging: Was heißt das, wenn ein Mensch einfach Geld bekommt für Nichts? Da haben wir viel Feedback bekommen Da wir aber auch einen hohen Frauenanteil bei den Zuschauern haben, es gehen auch weiche Themen, zum Beispiel: 'Was ist Glück?', das ist sehr gut gelaufen mit zehn Prozent Marktanteil, oder 'Was ist eine deutsche Mutter?' – als damals das Buch von Eva Herman erschien, da haben wir Eva Herman und Thea Dorn zusammengesetzt. Das hätten die beiden in einer großen Talkshow nie gemacht."
Bei 33 Sendungen im Jahr geht manches allerdings auch daneben: Beispielsweise diskutieren manche der eingeladenen Wissenschaftler auf unverständlichem Niveau, und der Moderator besticht auch schon mal durch echte oder gespielte Ahnungslosigkeit. Da entstehen durchaus auch peinliche Momente. Die Abwesenheit von Politikern in der Sendung wirkt jedoch sehr erfrischend – und das, obwohl sehr häufig hoch-politische Themen besprochen werden. Meist sind die Gäste des Nachtstudios Wissenschaftler, Schriftsteller oder Künstler – "Menschen, die für ein Thema brennen", wie Volker Panzer sagt, das sind meist aber keine Politiker:
"Politiker haben ein anderes Geschäft als wir. Wenn sie bei Maybrit Illner sitzen, dann müssen sie um Themen und Mehrheiten kämpfen – so ist es halt in der Politik. Bei uns geht es eher um Reflektion, und da haben wir festgestellt, dass Politiker, die in Amt und Würden sind, nicht bereit sind, oder sie wollen es nicht, oder dürfen es auch nicht, was sie eigentlich verlautbaren hinaus, nachzudenken. Wir haben aber sehr wohl Politiker, die nicht mehr im Amt sind, etwa wird Heiner Geißler wieder bei uns sein, der ist ja so ein alter, zorniger Mann geworden - Einmal hat es sehr gut funktioniert mit Joschka Fischer: Da haben wir eine Sendung gemacht über das Thema 'Wo liegt Preußen?' ,da war Fischer aber nicht der Politiker, sondern wenn man so will der autodidaktische Historiker."
Auch wenn das Nachtstudio stets in tiefer Nacht, also meist nach Mitternacht läuft, so ist dennoch auch diese Sendung nicht frei von Quotendruck – sechs Prozent Marktanteil sollen es sein, und möglichst auch jüngere Zuschauer dabei - aber, so sagt Volker Panzer, es gehe auch um andere Faktoren:
"Bei uns zählt so was wie Renomée, was nicht unbedingt messbar ist, aber es ist messbar im Sinne von: Schreiben uns die Leute, reden sie über uns, also eher weiche Erfolgskriterien. Und da liegen wir ganz gut – über uns sind sogar schon Magisterarbeiten, Doktorarbeiten und sogar eine Habilitationsschrift geschrieben worden."
Das Nachtstudio profitiert auch vom Internet – auf der ZDF-Seite lässt sich die Sendung noch Monate danach zeitunabhängig anschauen.
Klar, nach zehn Jahren ist schon so gut wie jedes Thema im Nachtstudio behandelt worden, viele davon allerdings, wie beispielsweise die Gentechnik, kann man heute wieder aus ganz neuer Perspektive besprechen, meint Panzer. Ob es in zehn Jahren noch immer das ZDF-Nachtstudio geben wird, weiß derzeit niemand:
"Wenn es nach mir geht, würde ich sagen: Das nachtstudio ist ein Format, das den Öffentlich-rechtlichen Rundfunk schmückt. Es ist ja kein Geheimnis, das ich 60 bin, das heißt also, in fünf Jahren wird sich meine Moderation erledigt haben. Aber ich denke, das Format ist so stabil, das man es weiterführen kann, vielleicht mit einer anderen Konzeption, denn es hat einen großen Vorteil: Es bringt sehr viel und es kostet sehr wenig."
"Aber das letzte Wort hat ein Physiker: Albert Einstein sagt zu recht: Wir können Probleme nicht mit den Denkmustern lösen, die zu ihnen geführt haben. So ist es! Bis bald …"
Wenn Volker Panzer immer am Sonntagabend drei bis vier Gäste an den virtuellen Kamin bittet, dann werden Themen behandelt, die so meist nicht im Fernsehen besprochen werden: Das kann gehen von philosophischen Debatten über Kant und Hegel über Gentechnik oder das neue Frauenbild bis hin zur Geschichte der Homosexualität oder auch: Strategien der Weltverbesserung – im Prinzip kann alles Thema sein im Nachtstudio. Allerdings, so sagt Moderator Volker Panzer gehen die ganz aktuellen Themen im Nachtstudio nicht so gut:
"Was gut läuft, sind die Themen, die unerwartet sind. Also etwa, als wir über Einstein sprachen: E=mc2. Oder soziale Themen, als es ums Grundeinkommen ging: Was heißt das, wenn ein Mensch einfach Geld bekommt für Nichts? Da haben wir viel Feedback bekommen Da wir aber auch einen hohen Frauenanteil bei den Zuschauern haben, es gehen auch weiche Themen, zum Beispiel: 'Was ist Glück?', das ist sehr gut gelaufen mit zehn Prozent Marktanteil, oder 'Was ist eine deutsche Mutter?' – als damals das Buch von Eva Herman erschien, da haben wir Eva Herman und Thea Dorn zusammengesetzt. Das hätten die beiden in einer großen Talkshow nie gemacht."
Bei 33 Sendungen im Jahr geht manches allerdings auch daneben: Beispielsweise diskutieren manche der eingeladenen Wissenschaftler auf unverständlichem Niveau, und der Moderator besticht auch schon mal durch echte oder gespielte Ahnungslosigkeit. Da entstehen durchaus auch peinliche Momente. Die Abwesenheit von Politikern in der Sendung wirkt jedoch sehr erfrischend – und das, obwohl sehr häufig hoch-politische Themen besprochen werden. Meist sind die Gäste des Nachtstudios Wissenschaftler, Schriftsteller oder Künstler – "Menschen, die für ein Thema brennen", wie Volker Panzer sagt, das sind meist aber keine Politiker:
"Politiker haben ein anderes Geschäft als wir. Wenn sie bei Maybrit Illner sitzen, dann müssen sie um Themen und Mehrheiten kämpfen – so ist es halt in der Politik. Bei uns geht es eher um Reflektion, und da haben wir festgestellt, dass Politiker, die in Amt und Würden sind, nicht bereit sind, oder sie wollen es nicht, oder dürfen es auch nicht, was sie eigentlich verlautbaren hinaus, nachzudenken. Wir haben aber sehr wohl Politiker, die nicht mehr im Amt sind, etwa wird Heiner Geißler wieder bei uns sein, der ist ja so ein alter, zorniger Mann geworden - Einmal hat es sehr gut funktioniert mit Joschka Fischer: Da haben wir eine Sendung gemacht über das Thema 'Wo liegt Preußen?' ,da war Fischer aber nicht der Politiker, sondern wenn man so will der autodidaktische Historiker."
Auch wenn das Nachtstudio stets in tiefer Nacht, also meist nach Mitternacht läuft, so ist dennoch auch diese Sendung nicht frei von Quotendruck – sechs Prozent Marktanteil sollen es sein, und möglichst auch jüngere Zuschauer dabei - aber, so sagt Volker Panzer, es gehe auch um andere Faktoren:
"Bei uns zählt so was wie Renomée, was nicht unbedingt messbar ist, aber es ist messbar im Sinne von: Schreiben uns die Leute, reden sie über uns, also eher weiche Erfolgskriterien. Und da liegen wir ganz gut – über uns sind sogar schon Magisterarbeiten, Doktorarbeiten und sogar eine Habilitationsschrift geschrieben worden."
Das Nachtstudio profitiert auch vom Internet – auf der ZDF-Seite lässt sich die Sendung noch Monate danach zeitunabhängig anschauen.
Klar, nach zehn Jahren ist schon so gut wie jedes Thema im Nachtstudio behandelt worden, viele davon allerdings, wie beispielsweise die Gentechnik, kann man heute wieder aus ganz neuer Perspektive besprechen, meint Panzer. Ob es in zehn Jahren noch immer das ZDF-Nachtstudio geben wird, weiß derzeit niemand:
"Wenn es nach mir geht, würde ich sagen: Das nachtstudio ist ein Format, das den Öffentlich-rechtlichen Rundfunk schmückt. Es ist ja kein Geheimnis, das ich 60 bin, das heißt also, in fünf Jahren wird sich meine Moderation erledigt haben. Aber ich denke, das Format ist so stabil, das man es weiterführen kann, vielleicht mit einer anderen Konzeption, denn es hat einen großen Vorteil: Es bringt sehr viel und es kostet sehr wenig."
"Aber das letzte Wort hat ein Physiker: Albert Einstein sagt zu recht: Wir können Probleme nicht mit den Denkmustern lösen, die zu ihnen geführt haben. So ist es! Bis bald …"