Philosophie gut verständlich
Die Philosophie ist ein Gespräch mit 3000-jähriger Geschichte. Robert C. Solomon macht mit der Kunst des Philosophierens vertraut, indem er von diesem Gespräch erzählt. Im Spaziergang durch die Geschichte der Philosophie lässt er die wichtigsten europäischen, chinesischen und indischen Denker zu Wort kommen.
Es gibt zwei einander eng verwandte Genres von Büchern, welche Philosophen meist erst gegen Ende ihres Lebens schreiben: Da sind die großen Was-ist-Philosophie?-Abhandlungen, in denen sie sich und der Fachwelt klar machen wollen, was sie ihr Leben lang getrieben haben und warum. Und zweitens die kleinen Einführungen in die Philosophie, in denen sie interessierten Laien möglichst knapp und klar erzählen möchten, was es mit der Philosophie auf sich hat.
Zur letzteren Sorte gehört "Das kleine Buch der Philosophie" des amerikanischen Philosophen Robert C. Solomon, das jetzt ins Deutsche übertragen wurde – und es ist ein besonders schönes Exemplar seiner Art. Solomon gelingt es ganz hervorragend, in sieben kurzen Kapiteln einige der wichtigsten klassischen Themen der Philosophie gut verständlich, ohne Fachjargon und auf anregende Weise einzuführen: vom Rätsel des Bewusstseins und der Frage nach Gott und Natur, über Rationalität und Skeptizismus bis hin zum Problem von Freiheit und Verantwortung und der Suche nach dem guten Leben.
Dabei steht für Solomon weniger die Vermittlung von Wissen im Vordergrund; es geht ihm ganz offensichtlich nicht darum, Philosophie im Sinne eines Grundkurses zu lehren. Vielmehr bemüht er sich überall darum, ganz allgemein zu zeigen, wie philosophische Fragen entstanden sind, und warum sie immer noch relevant sind. Etwa im ersten Kapitel über die Anfänge der Philosophie. Wer spricht zum ersten Mal über unsere "Seele", und warum? Wann und wo wird die Frage nach dem Sinn des Lebens gestellt und welche Antworten geben die unterschiedlichen Denker und Kulturen darauf?
Solomon beschränkt sich hier nicht wie viele Philosophiehistoriker auf die alten Griechen und die westliche Philosophietradition, sondern er zeigt die Verbindung dieser Tradition erstens mit den gleichzeitig sich entwickelnden Religionen und zweitens auch mit außereuropäischen Denktraditionen, der Philosophie im alten China, dem indischen Denken.
Auch wenn das Buch natürlich hauptsächlich in die abendländische Philosophie einführt, Solomon bemüht sich auch in späteren Kapiteln immer wieder, die Brücke zu anderen Denktraditionen zu schlagen: ist das Universum von Gott geschaffen, wie die monotheistischen Religionen glauben, oder ist es vielmehr immer schon da, wie die chinesischen und indischen und auch manche neuzeitlichen Philosophen meinen? Wie grundlegend müssen wir an der menschlichen Vernunft und Fähigkeit, überhaupt etwas zu wissen, zweifeln? Eine Frage, die westliche Philosophen genauso wie altindische Denker umtreibt.
Neben dem Bemühen um nicht-westliche Denktraditionen ist ein zweiter besonders schöner Zug an Solomons Darstellung seine Betonung der Rolle, welche Emotionen in der Philosophie spielen – auch wenn sie oft gegenüber der Rationalität stiefmütterlich behandelt werden. Aber auch die Liebe zur Weisheit ist ein Gefühl; und wenn wir über Ethik sprechen, dann kommen wir um die Frage nach unseren Wünschen und Neigungen nicht herum. Diese Betonung ist kein Zufall: Solomon, der Anfang 2007 im Alter von 65 Jahren verstarb, war in der philosophischen Fachwelt vor allem dank seiner grundlegenden Arbeiten zu den Emotionen bekannt; seit den siebziger Jahren trug er damit maßgeblich dazu bei, dass Gefühle in der Philosophie wieder ernst genommen werden.
Sein jetzt posthum erschienenes letztes Buch hat demgegenüber allem Anschein nach eine erweiterte Absicht: nämlich dazu anzuregen, philosophisches Fragen und Nachdenken überhaupt wieder ernst zu nehmen und zu zeigen, dass darin eine schöne und emotional befriedigende Tätigkeit liegt.
Rezensiert von Catherine Newmark
Robert C. Solomon: Das kleine Buch der Philosophie
Aus dem Englischen von Erich Ammereller
Siedler Verlag, München 2009
160 Seiten, 16,95 Euro
Zur letzteren Sorte gehört "Das kleine Buch der Philosophie" des amerikanischen Philosophen Robert C. Solomon, das jetzt ins Deutsche übertragen wurde – und es ist ein besonders schönes Exemplar seiner Art. Solomon gelingt es ganz hervorragend, in sieben kurzen Kapiteln einige der wichtigsten klassischen Themen der Philosophie gut verständlich, ohne Fachjargon und auf anregende Weise einzuführen: vom Rätsel des Bewusstseins und der Frage nach Gott und Natur, über Rationalität und Skeptizismus bis hin zum Problem von Freiheit und Verantwortung und der Suche nach dem guten Leben.
Dabei steht für Solomon weniger die Vermittlung von Wissen im Vordergrund; es geht ihm ganz offensichtlich nicht darum, Philosophie im Sinne eines Grundkurses zu lehren. Vielmehr bemüht er sich überall darum, ganz allgemein zu zeigen, wie philosophische Fragen entstanden sind, und warum sie immer noch relevant sind. Etwa im ersten Kapitel über die Anfänge der Philosophie. Wer spricht zum ersten Mal über unsere "Seele", und warum? Wann und wo wird die Frage nach dem Sinn des Lebens gestellt und welche Antworten geben die unterschiedlichen Denker und Kulturen darauf?
Solomon beschränkt sich hier nicht wie viele Philosophiehistoriker auf die alten Griechen und die westliche Philosophietradition, sondern er zeigt die Verbindung dieser Tradition erstens mit den gleichzeitig sich entwickelnden Religionen und zweitens auch mit außereuropäischen Denktraditionen, der Philosophie im alten China, dem indischen Denken.
Auch wenn das Buch natürlich hauptsächlich in die abendländische Philosophie einführt, Solomon bemüht sich auch in späteren Kapiteln immer wieder, die Brücke zu anderen Denktraditionen zu schlagen: ist das Universum von Gott geschaffen, wie die monotheistischen Religionen glauben, oder ist es vielmehr immer schon da, wie die chinesischen und indischen und auch manche neuzeitlichen Philosophen meinen? Wie grundlegend müssen wir an der menschlichen Vernunft und Fähigkeit, überhaupt etwas zu wissen, zweifeln? Eine Frage, die westliche Philosophen genauso wie altindische Denker umtreibt.
Neben dem Bemühen um nicht-westliche Denktraditionen ist ein zweiter besonders schöner Zug an Solomons Darstellung seine Betonung der Rolle, welche Emotionen in der Philosophie spielen – auch wenn sie oft gegenüber der Rationalität stiefmütterlich behandelt werden. Aber auch die Liebe zur Weisheit ist ein Gefühl; und wenn wir über Ethik sprechen, dann kommen wir um die Frage nach unseren Wünschen und Neigungen nicht herum. Diese Betonung ist kein Zufall: Solomon, der Anfang 2007 im Alter von 65 Jahren verstarb, war in der philosophischen Fachwelt vor allem dank seiner grundlegenden Arbeiten zu den Emotionen bekannt; seit den siebziger Jahren trug er damit maßgeblich dazu bei, dass Gefühle in der Philosophie wieder ernst genommen werden.
Sein jetzt posthum erschienenes letztes Buch hat demgegenüber allem Anschein nach eine erweiterte Absicht: nämlich dazu anzuregen, philosophisches Fragen und Nachdenken überhaupt wieder ernst zu nehmen und zu zeigen, dass darin eine schöne und emotional befriedigende Tätigkeit liegt.
Rezensiert von Catherine Newmark
Robert C. Solomon: Das kleine Buch der Philosophie
Aus dem Englischen von Erich Ammereller
Siedler Verlag, München 2009
160 Seiten, 16,95 Euro