Philosoph Diagne: "Es darf nicht heißen, nur noch Schwarze übersetzen Schwarze"

Die Diskussion nahm an Fahrt auf, als das Gedicht "The Hill We Climb" der afroamerikanischen Poetry-Slammerin Amanda Gorman übersetzt werden sollte. Eine Aktivistin schlug vor, dass das keine weiße Person übernehmen solle, sondern jemand der die Identität und Lebenswirklichkeit Gormans teile. Es folgte eine Auseinandersetzung, wer welches Gedicht übersetzen dürfe. Der franko-senegalesische Philosoph Souleymane Bachir Diagne warnt davor, die Kunst der Übersetzung auf Identitätspolitik zu verengen. Im Interview mit dem österreichischen "Standard" sagt er, er stehe völlig dahinter, dass Minderheiten ihre Chancen bei der Übersetzung bekommen sollen. Aber das dürfe nicht dazu führen, dass nur noch Schwarze Schwarze übersetzten. Übersetzung sei die Kunst des Brückenbauens und des Zusammenbringens von Kulturen und Sprachen.