Pfarrer Helmut Haug

"Kirche und Kunst gehören zusammen"

Der Stadtdekan von Augsburg, Helmut Haug
Der Stadtdekan von Augsburg, Helmut Haug © Foto: Nicolas Hagele
Moderation: Susanne Führer · 30.12.2016
Helmut Haug ist Stadtdekan der katholischen Kirche in Augsburg. Wenn er in der St. Moritz Kirche predigt, bleibt kein Platz frei. Das liegt womöglich auch ein bisschen an dem spektakulären Gotteshaus, das der britische Architekt John Pawson neu gestaltet hat.
Wer die Augsburger St. Moritz Kirche betritt, kann sich nicht vorstellen, dass sie katholisch ist: Statt Marienfiguren, prunkvollem Barock und Dunkelheit kommt der Besucher dieser fast 1000 Jahre alten Innenstadtkirche in eine Kathedrale des Lichts.
"Vielleicht kennen Sie das, man kommt in ein Raum und ist sofort irgendwie gefangen genommen, also wenn man den Eindruck hat, das stimmt einfach alles, und man kann sich selbst in diesem Raum plötzlich erleben und erfahren."
Für über 5 Millionen Euro wurde das Innenleben der Kirche in vier Jahren komplett umgestaltet und 2013 wieder eröffnet. Haug ist der spiritus rector dieser wundersamen Kirchenrenovierung, und er musste die Umbauideen auch von seinem obersten Dienstherren in Augsburg absegnen lassen.
"Ist der Architekt katholisch?" - das wollte der erzkonservative Bischof Mixa als erstes wissen. Nein. Die Augsburger Kirchenreformer favorisierten einen Methodisten, den britischen Stararchitekten John Pawson.
St. Moritz in Augsburg: Anlässlich des 2019 bevorstehenden 1000-jährigen Gründungsjubiläums wurde der Innenraum zwischen 2008 und 2013 durch das Architekturbüro John Pawson in London neu gestaltet. 
St. Moritz in Augsburg: Anlässlich des 2019 bevorstehenden 1000-jährigen Gründungsjubiläums wurde der Innenraum zwischen 2008 und 2013 durch das Architekturbüro John Pawson in London neu gestaltet. © Copyright Gilbert McCarragher

Meister der reduzierten Ästhetik

Pawson gilt als Meister der reduzierten Ästhetik, der Konzentration auf das Wesentliche. Er gestaltete in Augsburg ein modernes Gotteshaus, das Menschen jeglicher Glaubensrichtung anspricht. "Eine Willkommenskirche" sei entstanden, die an einem normalen Sonntag in drei Gottesdiensten bis zu 1000 Menschen anlockt, erzählt Haug:
"Wenn mal so eine kritische Masse erreicht ist, das mal eine sehr bunte Gemeinde da ist, dann zieht das natürlich auch noch mehr Leute an."
Der 52-Jährige ist 2002 nach Augsburg gekommen und hat die Cityseelsorge aufgebaut. Die bietet neben zahlreichen Betreuungs- und Gesprächsangeboten auch regelmäßig kulturelle Veranstaltungen in den Räumen der katholischen Kirche an.
Für Haug steht der Mensch und nicht die Konfession im Mittelpunkt. Und die Symbiose von Kunst und Kirche liegt ihm am Herzen und sein Erfolgsrezept, denn so spricht er auch Menschen an, die mit Katholizismus eigentlich nichts zu tun haben:
"Die Idee ist im Grunde uralt, dass Kirche und Kunst einfach zusammengehören. Denn das, was wir sagen wollen - wir wollen vom Unsagbaren sprechen, was eigentlich nicht geht - aber Kunst kann das. Und Kunst kann im Grunde eine Dimension eröffnen, die einen über das Machbare hinausführt. Und darum geht es uns ja in der Kirche letztlich auch. Und Künstler sind großartige Menschen. Also ich bin so froh, so viele kennengelernt zu haben. Die müssen auch gar nicht unbedingt katholisch sein, aber die sind so sensibel."
So könne "etwas Neues" entstehen, und darum gehe es.