Peter Raue

"Ich bin kein geborener Politiker"

Der Rechtsanwalt Peter Raue im Studio von Deutschlandradio Kultur
Der Rechtsanwalt Peter Raue im Studio von Deutschlandradio Kultur © Deutschlandradio - Matthias Dreier
Peter Raue im Gespräch mit Klaus Pokatzky · 07.07.2016
Der Rechtsanwalt Peter Raue gilt im Berliner Kulturleben als eine Instanz - und kann viele persönliche Anekdoten aus der Szene erzählen. Im Gespräch verrät er uns auch, warum er auf keinen Fall Berliner Kultursenator werden wollte.
Wenn der Dramatiker Heiner Müller zu ihm ins Büro kam, stellte er eine Flasche Whisky auf den Tisch, den Künstler Ai Weiwei besuchte er in China und den Regisseur Robert Wilson überzeugte er, die Premiere doch nicht platzen zu lassen: der Berliner Rechtsanwalt Peter Raue ist eine Instanz im Berliner Kulturleben.
Schon früh hatte er einen Faible für die schönen Künste entwickelt, ohne dass er von seinem Elternhaus gefördert worden wäre. Erst mit 35 Jahren lernte er seinen biologischen Vater kennen, einen Schauspieler und Philosophen. Wegen dessen jüdischen Hintergrund hatte Peter Raues Mutter ihn nicht heiraten können. Für ihn sei das Kennenlernen seines Vaters sowie die Entdeckung seiner jüdischen Wurzeln ein "Glücksmoment" gewesen, sagt Raue:
"Ich habe mich wirklich von der frühsten Kindheit an für die jüdische Frage interessiert. Ich habe als Junge Tagebuch geführt. Auch das fand mein Ziehvater weibisch und blöd und kindisch und da habe ich sehr früh schon geschrieben. Ich habe den Eindruck, dass der Mann, der mich erzieht nicht mein Vater ist und dass ich jüdische Wurzel habe. Es war mein Thema. Das Theaterstück 'Anne Frank' hat mein Leben verändert."

Mit 35 Jahren trifft Raue zum ersten Mal den Vater

Peter Raue ist eine Instanz im Berliner Kulturleben. Ein politisches Amt allerdings habe er nie übernehmen wollen,…
"… weil ich in meiner Funktion als Anwalt und auch in den Freundschaften mit denen die ich vertreten habe viel freier war. Und ich wäre in ständiger Konflikte gekommen, und außerdem bin ich vollständig ungeeignet, einen Behördengang zu akzeptieren. Ich bin Anwalt geworden, weil ich die Unabhängigkeit, die Freiheit liebe. Ich bin kein geborener Politiker."
Er ist nicht nur Anwalt der Künste und der Künstler, er ist auch selbst Sammler. Was für ihn ein "schönes" Bild ist und nach welchen Kriterien er die Werke seiner Sammlung ausgewählt hat, erklärt er unter anderem so:
"Jeder Mensch kann ein schönes Bild malen. Und auch zwei. Das ist aber kein Grund, ein Bild zu kaufen sondern mich interessiert woran arbeitet der Künstler, warum macht er das, was sucht er. Und ich könnte von allen den Künstlern die ich habe, darauf eine Antwort geben. Es ist so wahnsinnig viel schön, schön ist auch ein Druck von Matisse, also das interessiert mich nicht. Und ich habe nie Bilder gekauft, wo die Künstler schon tot waren. Ich wollte immer die Möglichkeit haben, von den Werken, mit denen ich mich umgebe, den Vater oder die Mutter kennenzulernen."
Teile seiner Kunstwerke sind nun im Berliner Haus am Waldsee zu sehen. "Chinese Whispers" heißt die Ausstellung, die der Künstler Ingo Mittelstädt zusammen gestellt hat.
Darüber, warum der Rechtsanwalt Peter Raue kein Schauspieler wurde, wie er nach 35 Jahren zum ersten Mal seinem Vater begegnete und warum er auf keinen Fall Berliner Kultursenator werden wollte, hat Klaus Pokatzky mit Peter Raue gesprochen.
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