Personalabbau bei der Telekom

Von Theo Geers |
Seien wir ehrlich: Gewusst oder zumindest geahnt haben wir es schon seit langem. Die Telekom beschäftigt zu viele Mitarbeiter an der falschen Stelle, sprich im Festnetz, und zu wenige an der richtigen, etwa im Mobilfunk. Daher ist der personelle Befreiungsschlag von Vorstandschef Kai-Uwe Ricke kein Schock und keine Überraschung, sondern - leider - ebenso überfällig wie unvermeidbar.
Neu sind eigentlich nur die konkreten Zahlen. Wer nach den Gründen sucht, muss sich nur die letzten Bilanzen der Telekom genauer anschauen. Zulegen kann sie schon seit langem nur beim Mobilfunk, dagegen verliert sie massiv bei Orts- und Ferngesprächen mit dem klassischen Festnetz. Dabei ist das gute alte Telefon gar nicht mal out, doch dieses bisherige Kerngeschäft bricht bei der Telekom deshalb weg, weil neue Wettbewerber besser und billiger sind. In diesem Jahr werden diese erstmals mehr Ferngespräche abwickeln als die Telekom und auch bei den Ortsgesprächen geht ihr Marktanteil steil nach unten. Dass es neue Wettbewerber gibt, dass jetzt auch die Kabelnetzbetreiber ihre Netze für Telefon und Internet aufrüsten, dass diese Konkurrenten dem ehemaligen Monopolisten Marktanteile abnehmen, war und ist übrigens ein politisch gewollter Prozess. Insofern gilt dies auch für die Konsequenzen, die diese Entwicklung seit langem auf den Personalbestand der Telekom hat.

Oder wollen wir etwa wieder zu den Zeiten zurück, als die Telefone ausschließlich grau waren und die Telefoneinheit 23 Pfennig kostete. Nein, wir haben das Sparen beim Telefonieren längst zum Volkssport gemacht, jede Zeitung veröffentlicht regelmäßig die günstigsten Minutenpreise und wir nehmen diese Spartipps gerne an. Im Übrigen warten wir doch alle auf die neue Technik wie das Telefonieren über das Internet. Schon 2010 – und das ist gerade mal noch fünf Jahre hin – soll dies dem klassischen Festnetz-Telefon den Rang ablaufen. Diese Rasanz erklärt die bitteren Jobverluste bei der Telekom aber nur zum Teil.

Eine bittere Wahrheit ist es auch, dass ihre Tarife immer noch zu hoch und ihr Service immer noch zu schlecht sind. Wer im t-Punkt sich einmal die Beine in den Bauch gewartet hat, bis er an der Reihe war, um anschließend festzustellen, dass das dort georderte Paket aus Telefon und DSL-Anschluss immer noch teurer ist als das der Konkurrenz, der kehrt dieser Telekom bei der erstbesten Gelegenheit den Rücken. Hier liegt ein weiteres Problem des Ex-Monopolisten: Er hat sich– allen Preisvergleichen zum Trotz - viel zu lange auf die Trägheit seiner Kunden verlassen. Schlimmer noch: Nun, wo jeden Monat 100.000 Festnetz-Kunden davon laufen und auf der anderen Seite die Personalkosten drücken, fehlt auch noch die Perspektive, wohin Vorstandschef Ricke das Unternehmen eigentlich führen will. Was will er mit den eingesparten Personalkosten anstellen? Ein Konkurrent, die spanische Telefonica, hat erst vorgestern vorgemacht, was alles möglich ist. Die Spanier haben die Rosskur im Festnetz schon hinter sich und leisten sich nun für schlappe 26 Milliarden Euro die Übernahme des britischen Mobilfunkkonzerns O2. Dieses Geschäft scheint den Telekomvorstand aufgerüttelt zu haben. Wenn das man nicht zu spät war.