Per Mausklick durch die Religionen
Eine Stadt, in der ein hinduistischer Tempel nicht im Industriegebiet steht, in der eine Moschee ohne jede Diskussion mitten im Zentrum gebaut wird, in der Hindus, Buddhisten, Juden, Christen und Muslime in unmittelbarer Nachbarschaft leben, ohne einen schiefen Seitenblick auf die je anders Glaubenden zu werfen. Utopie? Vielleicht. Doch auf CD-ROM gibt es diese Stadt: Sie heißt Religiopolis und wurde von Religionswissenschaftlern der Universität Jena gebaut. Schüler ab zwölf Jahre testeten die Lernsoftware mit großem Interesse.
"Wir waren in beiden Wohnhäusern, und da war einer, der hieß Yusefi, und der andere Amin, und wir waren dann halt bei beiden und haben da so geguckt, wie viele Leute dort ungefähr leben.
Die haben sehr traditionelle Sachen halt zu Hause, so Gebetsdecken oder so, ja, Teppiche und Bilder von Moscheen, Koran und so ...
Ich interessiere mich nicht wirklich für den Islam, aber dann, weil wir auch im Moment Buddhismus im Unterricht durchnehmen, dachten wir uns, gehen wir da mal nachschauen."
Per Maus und Tastatur wandern die Schüler durch Gottes- und Gebetshäuser, in private Wohnungen und auf Friedhöfe. Die Abbildung der Stadt macht es leicht, sich zu orientieren. Nach wenigen Mausklicks, vorbei an der Moschee und dem Tempel, sind sie am Ziel angelangt.
"Wir sind jetzt bei ’ner buddhistischen Familie zu Hause, und hier sind so ganz viele Sachen, die man anklicken kann. Man kann in die einzelnen Räume reingehen, und zu jedem Zimmer kommt so ein kleiner Infotext am Anfang, da sind eigentlich schon ganz viele Infos zusammengefasst. Da lernt man mal was Neues kennen. Also, wir gucken da, was es für Sachen gibt, was die zu Hause machen, wie es bei denen im Alltag abläuft, ob die zu Hause genauso sind, wie wenn sie im Kloster sind zum Beispiel. Ich find das gruselig irgendwie - die haben so komische Masken und irgendwie beschäftigen sich voll oft mit Geistern."
Monika Tworuschka ist eine der Autorinnen von "Religiopolis". Drei Jahre lang hat das Autorenteam an der Software gearbeitet. Denn hier galt es, nicht nur Inhalte zusammenzutragen, sondern auch die grafischen und technischen Möglichkeiten einer CD-ROM auszuschöpfen.
"In der Moschee oder in der Synagoge oder in der buddhistischen Familie gibt es Hotspots. Das sind Personen oder Sachgegenstände, die man anklickt, dann öffnet sich ein Textfenster - leider konnten wir es nicht so machen, dass die Personen sprechen, das wäre nicht mehr machbar gewesen vom Volumen -, dann öffnet sich das Textfenster, und die Person sagt etwas, und bei einem Sachgegenstand steht dann beispielsweise im Judentum: Das ist ein Shofar, es wird zu Neujahr geblasen und besteht aus einem Widderhorn."
Adiyef und Arjen suchen noch in der Wohnung der Buddhisten nach interessanten Gegenständen.
"Das sind so Sachen, die einem so ins Auge fallen, was nicht üblich ist, so zum Beispiel diese Maske, da sind wir als Erstes draufgegangen ... ich weiß nicht, wofür das überhaupt sein soll, warum die da ’ne Maske hängen haben."
Ein Klick genügt, und ein kurzer Text gibt die Antwort.
"Also, da steht, dass diese Maske vor Schaden bewahren soll, die soll Geister vertreiben oder so. Man kann sie in der Not um Hilfe bitten. Falls die Leute, die da leben, Probleme haben, können die die ja fragen, die Maske - was auch immer die Maske denen dann sagt."
"Man musste genau angeben, was in den Räumen steht, man sollte am besten auch sagen, wie es auszusehen hat, man sollte auch die Personen im Grunde beschreiben - Kurzhaarfrisur, Alter, wie sie ungefähr aussehen und vieles mehr, die ganzen Accessoires der Religionen -, das war am Anfang schwer. Man musste sich da richtig einarbeiten, weil man nicht immer räumlich denkt, und manchmal hatte man Sachen vor, die einfach nicht sich umsetzen lassen."
Monika und Udo Tworuschka sind ein erfahrenes Autorenpaar auf dem Gebiet Religion für Kinder. Und doch war dieses Projekt Neuland für sie.
"Die Herausforderung war für meinen Mann und mich insofern nicht so sehr hoch, weil wir schon seit Jahren Bücher für Kinder und Jugendliche gemacht haben. Wenn man einen Sachverhalt nicht einfach darstellen kann, dann stimmt was nicht, da haben wir schon einige Übung. Aber es geht ja um die Fülle, weil schnell der Benutzer den Eindruck bekommt: Das ist das Judentum, das ist der Islam, das ist das Christentum. Und um die Vielfalt von etwas einzufangen - sonst kann sich sehr schnell durch so eine CD-ROM ein Bild verfestigen, das ungewollt zu neuer Klischeebildung führt."
In der Lernsoftware stecken neben den ausgeklügelten Bildern und Szenen Tausende von Textseiten mit Informationen. Ein ganzes Team von Autoren war daran beteiligt. Die unendliche Fülle bekommt der Schüler aber nicht als dickes Buch in die Hand gedrückt, sondern als kleine, glänzende Scheibe. Das ist weitaus weniger abschreckend. Die Kinder und Jugendlichen lassen sich gerne zu einer Wanderung durch die Stadt Religiopolis verführen. Sie können sich aussuchen, ob sie Gottes- oder Gebetshäuser aufsuchen, Friedhöfe und Begräbnisstätten vergleichen oder die Wohnungen der Familien auskundschaften. Medya ist schon 16 Jahre alt und interessiert sich sehr für die verschiedenen Religionen. Sie ist selbst Alevitin und besonders an einem Vergleich zwischen orthodoxen und liberalen Formen der Religionsausübung interessiert.
"Dann war ich hier bei den Orthodoxen, und da hab ich gemerkt beim Anklicken vieler Sachen, dass die halt eher strenger an ihren alten Formen halten, der Sabbat … die waren das, die den Sabbat gefeiert hat. Schon vom Kleidungsstil her würd ich mal sagen, dass die so bisschen strikter sind. Ja, die nehmen das schon bisschen ernster, dass die auch auf jeden Fall vorher in die Synagoge gehen, die Männer - die Frauen nicht, die Frauen bereiten zu Hause das Essen für den Sabbat, ja."
In der liberalen Familie findet Medya ein kritisches Mädchen, Esther. Im Wohnzimmer liegt eine kleine Broschüre über die Gebete an den Patriarchengräbern. Ein Mausklick öffnet die Broschüre, und der Benutzer stößt auf einen kurzen prägnanten Text und ein Bild. Männer und Frauen werden beim Beten durch eine Mauer getrennt. Medya identifiziert sich schnell mit der kritischen Esther.
"Hier wird auch so ein Aufstand ... wo war das genau ... so ein Aufstand beschrieben, als die Frauen versucht haben, diese Einschränkung zu durchdringen, und dann meinte die, sie sei auch gerne dabei gewesen, das heißt, dass sie das nicht befürwortet, dass Männer und Frauen so strikt abgetrennt werden. Das ist auch etwas, was ich persönlich befürworten würde."
Medya sucht nicht nur nach Informationen, sondern auch nach Meinungen. Und sie wird an allen Ecken und Enden fündig.
"Dann gibt es verschiedene Räume, dann gibt es natürlich auch das Kinderzimmer, wo sich die Kinder aufhalten ... und wie die Kinder persönlich damit umgehen, ob sie das befürworten oder nicht. Es wird auch mal gesagt, ob das einem gefällt. Es sind nicht nur reine Fakten, sondern man wird doch wirklich damit konfrontiert, wie die Leute damit leben, in diese Religion werden sie hineingeboren - ob sie damit klarkommen oder nicht, das ist auf jeden Fall sehr interessant."
Heikle Themen wie Empfängnisverhütung haben die Autoren nicht ausgespart. Der Benutzer muss sich allerdings durch einige Wissensfragen den Zugang zu brisanten Informationen verschaffen. Wieder ist es Esther, die das Geheimnis in ihrem Zimmer versteckt.
"Dann hat sie in einem Tresor, den man nur mit einem Rätsel öffnen kann, die Pille versteckt, und wenn man die dann anklickte, konnte man was über Verhütung im Judentum erfahren. Wir wollten das Ganze ja wirklich lebhaft - das sollten Menschen sein, die theoretisch in einer Stadt leben, mit allem, was dazugehört."
Neben den lebensnahen Personen gibt es in einer Lernsoftware auch eine Bibliothek.
"Also, in der Bibliothek war ein Tisch, und da stand halt ein PC, und da konnte man ins Internet gehen, und da war halt vorne ein Regal, und da waren verschiedene Bücher halt zu den fünf verschiedenen Religionen, und da konnte man dann was nachschlagen.
So lange Texte, das ist nichts für mich, würd ich mal sagen. Internet ja, Bücher nicht. Überhaupt, über den Islam oder irgendwelche Religionen Bücher zu lesen mach ich eher nicht so."
"Die Bibliothek, da gibt es eine riesige Sammlung mit Texten aus den Religionen, die sind vielleicht bis auf wenige noch interessanter für die Lehrer oder für die erwachsenen Benutzer oder älteren Schüler."
Insgesamt sind die Schüler sehr angetan von der Software. Schon in weniger als einer Stunde haben sie viel dazugelernt und sind neugierig geworden auf mehr.
"Es ist ja immer - man will uns sehr viele Informationen beibringen und vieles nahebringen, das langweilt uns halt, aber so ist das halt wie ein Rätsel, man geht in einen Raum, man klickt hierhin, man guckt mal dahin, das ist einfach viel interessanter, man kann sich das wirklich bildlich durch diese Software vorstellen, und ich find das auf jeden Fall sehr, sehr interessant. Auch mit den Geräuschen, ist sehr echt halt und auch so grafisch dargestellt, ziemlich gut. Dass da auch die Leute beschrieben werden beziehungsweise die Leute ihr eigenes Leben beschreiben.
Allein die Tatsache, dass das an einem PC ist, macht es jedem interessanter, anstatt dann vor so ’nem Buch zu hocken und so ein Buch zu lesen."
"Es ist vielseitiger, es ist spannender, es regt einfach mehr die Sinne an - das kann man nicht vergleichen."
Nur eines fehlt noch in der idealen Stadt Religiopolis. So friedlich die fünf großen Religionen dort nebeneinander leben - es bleibt eben bei dem Nebeneinander. Für ein Miteinander reichten Raum und Zeit nicht aus. An Ideen fehlt es allerdings nicht.
"Wir würden das auch gerne noch machen, wenn irgendein Geldgeber sich findet, würden wir da gerne noch weiterarbeiten. Wir würden dann eine Schule haben, mehrere Cafés, Museen, ein City-Forum einrichten, einen Bürgerrat, der bestimmte Probleme löst, ein Stadtparlament, da gäbe es sehr viele Möglichkeiten, das noch fortzusetzen."
"Wenn man jetzt diese verschiedenen Religionen aufeinander zuführen würde, wär das auf jeden Fall interessant, weil im Grunde genommen, alle Leute hier sind gläubig, sie glauben an etwas, und daran halten sie halt fest. Und daher gäb es viele Gemeinsamkeiten, aber halt auch viele Streitigkeiten."
Die haben sehr traditionelle Sachen halt zu Hause, so Gebetsdecken oder so, ja, Teppiche und Bilder von Moscheen, Koran und so ...
Ich interessiere mich nicht wirklich für den Islam, aber dann, weil wir auch im Moment Buddhismus im Unterricht durchnehmen, dachten wir uns, gehen wir da mal nachschauen."
Per Maus und Tastatur wandern die Schüler durch Gottes- und Gebetshäuser, in private Wohnungen und auf Friedhöfe. Die Abbildung der Stadt macht es leicht, sich zu orientieren. Nach wenigen Mausklicks, vorbei an der Moschee und dem Tempel, sind sie am Ziel angelangt.
"Wir sind jetzt bei ’ner buddhistischen Familie zu Hause, und hier sind so ganz viele Sachen, die man anklicken kann. Man kann in die einzelnen Räume reingehen, und zu jedem Zimmer kommt so ein kleiner Infotext am Anfang, da sind eigentlich schon ganz viele Infos zusammengefasst. Da lernt man mal was Neues kennen. Also, wir gucken da, was es für Sachen gibt, was die zu Hause machen, wie es bei denen im Alltag abläuft, ob die zu Hause genauso sind, wie wenn sie im Kloster sind zum Beispiel. Ich find das gruselig irgendwie - die haben so komische Masken und irgendwie beschäftigen sich voll oft mit Geistern."
Monika Tworuschka ist eine der Autorinnen von "Religiopolis". Drei Jahre lang hat das Autorenteam an der Software gearbeitet. Denn hier galt es, nicht nur Inhalte zusammenzutragen, sondern auch die grafischen und technischen Möglichkeiten einer CD-ROM auszuschöpfen.
"In der Moschee oder in der Synagoge oder in der buddhistischen Familie gibt es Hotspots. Das sind Personen oder Sachgegenstände, die man anklickt, dann öffnet sich ein Textfenster - leider konnten wir es nicht so machen, dass die Personen sprechen, das wäre nicht mehr machbar gewesen vom Volumen -, dann öffnet sich das Textfenster, und die Person sagt etwas, und bei einem Sachgegenstand steht dann beispielsweise im Judentum: Das ist ein Shofar, es wird zu Neujahr geblasen und besteht aus einem Widderhorn."
Adiyef und Arjen suchen noch in der Wohnung der Buddhisten nach interessanten Gegenständen.
"Das sind so Sachen, die einem so ins Auge fallen, was nicht üblich ist, so zum Beispiel diese Maske, da sind wir als Erstes draufgegangen ... ich weiß nicht, wofür das überhaupt sein soll, warum die da ’ne Maske hängen haben."
Ein Klick genügt, und ein kurzer Text gibt die Antwort.
"Also, da steht, dass diese Maske vor Schaden bewahren soll, die soll Geister vertreiben oder so. Man kann sie in der Not um Hilfe bitten. Falls die Leute, die da leben, Probleme haben, können die die ja fragen, die Maske - was auch immer die Maske denen dann sagt."
"Man musste genau angeben, was in den Räumen steht, man sollte am besten auch sagen, wie es auszusehen hat, man sollte auch die Personen im Grunde beschreiben - Kurzhaarfrisur, Alter, wie sie ungefähr aussehen und vieles mehr, die ganzen Accessoires der Religionen -, das war am Anfang schwer. Man musste sich da richtig einarbeiten, weil man nicht immer räumlich denkt, und manchmal hatte man Sachen vor, die einfach nicht sich umsetzen lassen."
Monika und Udo Tworuschka sind ein erfahrenes Autorenpaar auf dem Gebiet Religion für Kinder. Und doch war dieses Projekt Neuland für sie.
"Die Herausforderung war für meinen Mann und mich insofern nicht so sehr hoch, weil wir schon seit Jahren Bücher für Kinder und Jugendliche gemacht haben. Wenn man einen Sachverhalt nicht einfach darstellen kann, dann stimmt was nicht, da haben wir schon einige Übung. Aber es geht ja um die Fülle, weil schnell der Benutzer den Eindruck bekommt: Das ist das Judentum, das ist der Islam, das ist das Christentum. Und um die Vielfalt von etwas einzufangen - sonst kann sich sehr schnell durch so eine CD-ROM ein Bild verfestigen, das ungewollt zu neuer Klischeebildung führt."
In der Lernsoftware stecken neben den ausgeklügelten Bildern und Szenen Tausende von Textseiten mit Informationen. Ein ganzes Team von Autoren war daran beteiligt. Die unendliche Fülle bekommt der Schüler aber nicht als dickes Buch in die Hand gedrückt, sondern als kleine, glänzende Scheibe. Das ist weitaus weniger abschreckend. Die Kinder und Jugendlichen lassen sich gerne zu einer Wanderung durch die Stadt Religiopolis verführen. Sie können sich aussuchen, ob sie Gottes- oder Gebetshäuser aufsuchen, Friedhöfe und Begräbnisstätten vergleichen oder die Wohnungen der Familien auskundschaften. Medya ist schon 16 Jahre alt und interessiert sich sehr für die verschiedenen Religionen. Sie ist selbst Alevitin und besonders an einem Vergleich zwischen orthodoxen und liberalen Formen der Religionsausübung interessiert.
"Dann war ich hier bei den Orthodoxen, und da hab ich gemerkt beim Anklicken vieler Sachen, dass die halt eher strenger an ihren alten Formen halten, der Sabbat … die waren das, die den Sabbat gefeiert hat. Schon vom Kleidungsstil her würd ich mal sagen, dass die so bisschen strikter sind. Ja, die nehmen das schon bisschen ernster, dass die auch auf jeden Fall vorher in die Synagoge gehen, die Männer - die Frauen nicht, die Frauen bereiten zu Hause das Essen für den Sabbat, ja."
In der liberalen Familie findet Medya ein kritisches Mädchen, Esther. Im Wohnzimmer liegt eine kleine Broschüre über die Gebete an den Patriarchengräbern. Ein Mausklick öffnet die Broschüre, und der Benutzer stößt auf einen kurzen prägnanten Text und ein Bild. Männer und Frauen werden beim Beten durch eine Mauer getrennt. Medya identifiziert sich schnell mit der kritischen Esther.
"Hier wird auch so ein Aufstand ... wo war das genau ... so ein Aufstand beschrieben, als die Frauen versucht haben, diese Einschränkung zu durchdringen, und dann meinte die, sie sei auch gerne dabei gewesen, das heißt, dass sie das nicht befürwortet, dass Männer und Frauen so strikt abgetrennt werden. Das ist auch etwas, was ich persönlich befürworten würde."
Medya sucht nicht nur nach Informationen, sondern auch nach Meinungen. Und sie wird an allen Ecken und Enden fündig.
"Dann gibt es verschiedene Räume, dann gibt es natürlich auch das Kinderzimmer, wo sich die Kinder aufhalten ... und wie die Kinder persönlich damit umgehen, ob sie das befürworten oder nicht. Es wird auch mal gesagt, ob das einem gefällt. Es sind nicht nur reine Fakten, sondern man wird doch wirklich damit konfrontiert, wie die Leute damit leben, in diese Religion werden sie hineingeboren - ob sie damit klarkommen oder nicht, das ist auf jeden Fall sehr interessant."
Heikle Themen wie Empfängnisverhütung haben die Autoren nicht ausgespart. Der Benutzer muss sich allerdings durch einige Wissensfragen den Zugang zu brisanten Informationen verschaffen. Wieder ist es Esther, die das Geheimnis in ihrem Zimmer versteckt.
"Dann hat sie in einem Tresor, den man nur mit einem Rätsel öffnen kann, die Pille versteckt, und wenn man die dann anklickte, konnte man was über Verhütung im Judentum erfahren. Wir wollten das Ganze ja wirklich lebhaft - das sollten Menschen sein, die theoretisch in einer Stadt leben, mit allem, was dazugehört."
Neben den lebensnahen Personen gibt es in einer Lernsoftware auch eine Bibliothek.
"Also, in der Bibliothek war ein Tisch, und da stand halt ein PC, und da konnte man ins Internet gehen, und da war halt vorne ein Regal, und da waren verschiedene Bücher halt zu den fünf verschiedenen Religionen, und da konnte man dann was nachschlagen.
So lange Texte, das ist nichts für mich, würd ich mal sagen. Internet ja, Bücher nicht. Überhaupt, über den Islam oder irgendwelche Religionen Bücher zu lesen mach ich eher nicht so."
"Die Bibliothek, da gibt es eine riesige Sammlung mit Texten aus den Religionen, die sind vielleicht bis auf wenige noch interessanter für die Lehrer oder für die erwachsenen Benutzer oder älteren Schüler."
Insgesamt sind die Schüler sehr angetan von der Software. Schon in weniger als einer Stunde haben sie viel dazugelernt und sind neugierig geworden auf mehr.
"Es ist ja immer - man will uns sehr viele Informationen beibringen und vieles nahebringen, das langweilt uns halt, aber so ist das halt wie ein Rätsel, man geht in einen Raum, man klickt hierhin, man guckt mal dahin, das ist einfach viel interessanter, man kann sich das wirklich bildlich durch diese Software vorstellen, und ich find das auf jeden Fall sehr, sehr interessant. Auch mit den Geräuschen, ist sehr echt halt und auch so grafisch dargestellt, ziemlich gut. Dass da auch die Leute beschrieben werden beziehungsweise die Leute ihr eigenes Leben beschreiben.
Allein die Tatsache, dass das an einem PC ist, macht es jedem interessanter, anstatt dann vor so ’nem Buch zu hocken und so ein Buch zu lesen."
"Es ist vielseitiger, es ist spannender, es regt einfach mehr die Sinne an - das kann man nicht vergleichen."
Nur eines fehlt noch in der idealen Stadt Religiopolis. So friedlich die fünf großen Religionen dort nebeneinander leben - es bleibt eben bei dem Nebeneinander. Für ein Miteinander reichten Raum und Zeit nicht aus. An Ideen fehlt es allerdings nicht.
"Wir würden das auch gerne noch machen, wenn irgendein Geldgeber sich findet, würden wir da gerne noch weiterarbeiten. Wir würden dann eine Schule haben, mehrere Cafés, Museen, ein City-Forum einrichten, einen Bürgerrat, der bestimmte Probleme löst, ein Stadtparlament, da gäbe es sehr viele Möglichkeiten, das noch fortzusetzen."
"Wenn man jetzt diese verschiedenen Religionen aufeinander zuführen würde, wär das auf jeden Fall interessant, weil im Grunde genommen, alle Leute hier sind gläubig, sie glauben an etwas, und daran halten sie halt fest. Und daher gäb es viele Gemeinsamkeiten, aber halt auch viele Streitigkeiten."