pèlerinages - Kunstfest Weimar 2009

21.08.2009
Seit 2004 hat Weimar ein international attraktives Kunstfest. Nike Wagner hat es neu begründet und neu konzipiert. Alle Sparten der Künste bündeln sich hier alljährlich im Spätsommer zu einem kulturellen Gesamtereignis. Das "pèlerinages" betitelte Kunstfest definiert sich in erster Linie als Musikfest - "pèlerinages" bedeutet Pilgerfahrten, im übertragenen Sinn "unterwegs sein". "Années de pèlerinage" heißt ein Klavier-Zyklus von Franz Liszt, der im 19. Jahrhundert das musikalische Leben in Weimar beherrscht und gestaltet hat.
Nike Wagner, Ururenkelin von Franz Liszt, versteht den Beinamen "pèlerinages" als Hommage an ihren nicht nur in Weimer hoch verehrten Ahnen. Kunst sei immer "unterwegs", auf der Suche nach Neuem. Zugleich müssten unsere "Traditionen" gepflegt und immer wieder neu erschlossen werden. Kunst sei ein großes Kontinuum aus Alt und Neu, so Nike Wagner. Um die Anbindung an Franz Liszt zu verdeutlichen, bekommt jedes Jahr ein Motto, das einen Werktitel des großen romantischen Musikers zitiert - in diesem Jahr sind es "Die Ideale".

Als Bittruf in gottloser Zeit versteht der Schweizer Komponist Klaus Huber sein "Miserere hominibus". Die bewegende Komposition für je sieben Sänger und Instrumentalisten erklingt beim Auftakt-Konzert des Kunstfestes. Hohe Expressivität und hohe Komplexität kennzeichnen dieses Werk, das den biblischen Psalm ebenso einbezieht wie die apokalyptischen Zeugnisse moderner Dichter und Philosophen. "Sein Engagement hat nichts an Glaubwürdigkeit verloren", schreibt die NZZ, "die musikalische Ausformung aber steht für eine Meisterschaft des hohen Alters, wie sie nur wenigen Künstlern vergönnt ist."

Das Vokalensemble Les jeunes solistes, weltweit bekannt für ein Repertoire von mittelalterlicher Vokalpolyphonie bis zu zeitgenössischen Werken, hat den Kompositionsauftrag für "Miserere hominibus" gegeben und musiziert unter der Leitung von Rachid Safir.

Georges-Arthur Goldschmidt wurde 1928 in Hamburg geboren. Seine Familie ist jüdischer Herkunft, aber bereits im 19. Jahrhundert zum Protestantismus konvertiert. 1938 schicken die Eltern ihre Söhne zunächst nach Florenz, später in ein Internat in Frankreich. Goldschmidt überlebt den Krieg, sein Bruder geht in die Résistance, die Mutter stirbt, der Vater wird nach Theresienstadt deportiert. Nach dem Krieg geht Goldschmidt nach Paris, nimmt die französische Staatsbürgerschaft an und arbeitet dort seither als Schriftsteller und Übersetzer.
www.kunstfest-weimar.de



pèlerinages - Kunstfest Weimar
Gedächtnis Buchenwald
Eröffnungskonzert
Live aus der Weimarhalle

Begrüßung: Nike Wagner
Lesung: Georges-Arthur Goldschmidt

ca. 20.30 Uhr:

Josquin des Prez
Miserere mei Deus, Motette für fünf Stimmen

Klaus Huber
"Miserere hominibus…" für 7 Einzelstimmen und 7 Instrumente

Les jeunes solistes
Leitung: Rachid Safir

nach Konzetrende ca. 21:50 Uhr Nachrichten