Pegida

Frust-Patriotismus gewürzt mit Angst

Teilnehmer einer Pegida-Kundgebung mit Plakaten in Dresden
Teilnehmer einer Pegida-Kundgebung mit Plakaten in Dresden © dpa / picture alliance / Arno Burgi
Moderation: Ute Welty und Dieter Kassel · 16.12.2014
Für die Ethnologin Irene Götz ist Nationalstolz an sich nichts Gefährliches. Es komme immer darauf an, wie er instrumentalisiert werde. Bei Pegida diene der Patriotismus als Deckmantel für heterogene Ängste und Frust.
Die Ethnologin Irene Götz sieht in den Teilnehmern der anti-islamischen Demonstrationen eine heterogene Gruppe. Es seien Menschen, die unzufrieden mit der Politik und den herkömmlichen Parteien seien, die auch nicht mehr wählen gingen. An die Flagge, die bei den Demonstrationen zu sehen sei, könne man alles anhängen.
Ein neuer Patriotismus, vorgegeben von den Organisatoren
Anders als der Schriftsteller Zafer Şenocak kann Götz bei den Anhängern der Pegida-Bewegung auch keine "Identitätslücke" erkennen: "Ich glaube, man nimmt einfach einen neuen Patriotismus, den man vorgegeben findet auch von den Organisatoren der Demonstrationen, um unter diesem Mantel des Nationalen, unter dem Mantel 'Wir müssen uns als Deutsche wehren' - um alle möglichen Ängste, allen möglichen Frust (...) ein Stück weit zu kompensieren."
Patriotismus kann auch spielerisch sein
Der Stolz auf Deutschland an sich müsse nichts Gefährliches sein, so Götz. So sei der "Party-Patriotismus" zur Fußball-WM ein "spielerischer Patriotismus". Es komme immer darauf an, wie das Nationale instrumentalisiert werde: "Wenn man denn schon die Flagge zeigen darf, dann kann man sie eben auch gegen den Islam oder gegen so genannte Ausländer zeigen."
Insgesamt beobachtet die Ethnologin in Europa, vor allem in Südosteuropa, eine stärkere Polarisierung hin zu neuen rechten Bewegungen. Deutschland sei kein Einzelfall.
Mehr zum Thema