Pechtropfenexperiment

Ein echter Pechvogel

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John Mainstone 2005 bei der Nobelpreis-Zeremonie in Harvard. Er wurde mit dem Physik-Preis ausgezeichnet. © AFP / John Mottern
Von Hannes Wesselkämper |
Pech ist nicht so richtig flüssig, aber alle zehn Jahre entsteht schon mal ein Tropfen. Der Australier John Mainstone betreute 50 Jahre lang das Pechtropfenexperiment – und versäumte jeden einzelnen Tropfen.
Professor John Mainstone war ein wahrer Pechvogel. An der Universität von Queensland, Australien, begleitete der Wissenschaftler über 50 Jahre lang das sogenannte Pechtropfenexperiment – ohne jemals einen der namensgebenden Tropfen zu sehen.
Allerdings tropft die schwarze Masse auch im Durchschnitt nur alle zehn Jahre in den darunter liegenden Becher. Bereits 1927 begann der Physiker Thomas Parnell das Experiment, indem er heißes Pech in einen geschlossenen Trichter füllte. Drei Jahre später öffnete er den Ausguss und ließ die Masse fließen.
Nun ist Pech nicht gerade das, was man klassischerweise flüssig nennen würde. Es ist ungefähr 100 Milliarden mal zähflüssiger als Wasser. Seitdem John Mainstone den Versuch 1961 zum ersten Mal sah, sind erst sechs Tropfen gefallen. Miterlebt hat er keinen einzigen. Pech.
Was schief gehen kann...
Mal war er gerade einen Kaffee holen, mal war er außer Landes. Für den achten Tropfen, der im Jahr 2000 fiel, ging Mainstone auf Nummer sicher. Eine Webcam sollte her und alles minutiös aufzeichnen. Doch wie sein Forscher-Kollege Murphy schon wusste:
„Alles, was schief gehen kann, geht auch schief. "
Der Speicher der Kamera ging kaputt. So ein…naja, Pech.
14 Jahre später fällt mit etwas Verspätung der neunte Tropfen. Gleich drei Kameras zeichnen das Event auf – sicher ist sicher. Via Internet schalten sich Tausende Pechnasen zu. Sie blicken gespannt auf schwarze Beule, die sich aus dem Trichter schält.
Nur einer bekommt von dem Trubel nichts mit: John Mainstone. Bereits im August 2013 stirbt der Physiker an den Folgen eines Schlaganfalls. Ein Trost bleibt jedoch: Niemand kannte das ganz eigene Wesen dieses Experiments besser als er. Kurz vor seinem Tod stellte er in einem Interview fest, dass mit einem einzigen Augenblinzeln Jahre der Vorbereitung vorbei sein können.
„Now it’s got a mind of its own and in a blink of an eye it can drop. Because ultimately, it’s just falling under gravity.“
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