Pech und Aberglaube im Pop

Freitag, der 13.

05:18 Minuten
Stevie Wonder im Profil, laut in ein Mikrofon singend
Selbst Stevie Wonders Megahit "Superstition" konnte an dem Aberglauben seiner Kolleginnen und Kollegen nichts ändern. © imago images / ZUMA Wire / Jeff Wheeler
Von Sky Nonhoff · 13.08.2021
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Aberglaube und Popkultur gehen schon immer Hand in Hand und vielleicht gibt es dafür auch gute Gründe. Entscheiden Sie selbst, ob es sich hier nur um Zufälle handelt, oder ob vielleicht doch eine höhere Macht ihre Finger im Spiel hatte.
Na logo. Klar ist Ihnen bewusst, dass Stevie Wonder recht hat. Sieben Jahre Unglück, nur weil man einen Spiegel zerbrochen hat, oder einfach auch nur, weil eine schwarze Katze mal von links nach rechts geflitzt ist? Kompletter Kokolores, oder, wie Stevie auf "Superstition" singt: "Superstition ain’t the way" – Aberglaube bringt’s einfach nicht. Aber, und zwar ein großes Aber, genau kann man es eben nie wissen. Weshalb es womöglich doch ratsam ist, den Gang zu Bäcker und Obststand ausnahmsweise mal ausfallen zu lassen und die nächsten 16 Stunden in den eigenen sicheren vier Wänden zu verbringen. Denn heute ist Freitag, der 13.
Und hätte der gute Tupac Shakur, damals Amerikas Großrapper schlechthin, anno 1996 zu Hause ein neues Zucchini-Gratin-Rezept aus der Brigitte ausprobiert, er wäre mit Sicherheit nicht auf der East Flamingo Road in Las Vegas von Kugeln durchsiebt worden. Aber Shakur litt eben nicht an Paraskavedekatriaphobie, der panischen Angst vor dem ominösen Unglücksdatum – das tatsächlich so ominös ist, dass niemand weiß, worauf sein schlechter Ruf eigentlich fußt.
Eine Theorie besagt, dass sein Ursprung im Letzten Abendmahl liegt: Hier saßen 13 Leute zu Tisch. Der Gastgeber, ein heute weltbekannter Wanderprediger, wurde am nächsten Tag, einem Freitag eben, von übellaunigen jungen Römern an zwei gekreuzte Latten genagelt.

Von Metal bis Zwölftontechnik

Aber natürlich gibt es immer wieder Kantonisten, die mit Angststörungen, Traumata und Paranoia schulterzuckend schauerliche Scherze treiben: Etwa die harten Jungs der Proto-Metal-Exegeten Black Sabbath, die ihr gleichnamiges Debüt-Album an einem Freitag, den 13. im Februar 1970 auf den Markt brachten.
Der Legende nach begossen sie dieses Ereignis im berüchtigten Birminghamer Crown Inn angemessen mit dreizehn Pints pro Nase – eine Gegenlegende besagt, dass Leadsänger Ozzy Osbourne sein dreizehntes Bier heimlich in den Spucknapf gekippt haben soll. Nun ja, nichts gegen Vorsichtsmaßnahmen: Sicher ist eben sicher.
Wenngleich nicht bekannt ist, dass an einem Freitag, dem 13. geborene Musiker vom Schicksal unbotmäßig benachteiligt worden wären: Der Opernkomponist Gioachino Rossini genoss Prominenz und Primadonnen, der geniale Zwölftontechnik-Erfinder Arnold Schönberg fast ebensolchen Ruhm. Und dann sind da jene Pechvögel, über deren Dasein tatsächlich ein dreizehnzackiger Unstern zu schweben schien:

Flug 666 nach HEL

Etwa die Lieblingssängerin Bob Dylans, Karen Dalton, die 25 Jahre ihres Lebens als Obdachlose in der Gosse verbrachte. Terry Reid, ein im London der Sechziger vielbewunderter Shouter, der erst Led Zeppelin und dann auch noch Deep Purple absagte.
Nicht zu vergessen: den großen, unvollendeten Folkster Jackson C. Frank, der als Kind bei einem Feuer in seiner Schule halb verbrannt war, seinen Schmerz nie betäuben konnte, sein einziges Kind verlor und über sich selbst sagte: "Einmal habe ich im Müll eine Violine gefunden. Auf dem Korpus stand: Mozart, 1781. Einen Dollar habe ich beim Pfandleiher dafür bekommen."
Dass die 13 auch das Ende der Kindheit und den Beginn der sogenannten Teenage Angst markiert, mag einem obendrein zu denken geben. Man kann sich natürlich auch grienend auf die Schenkel schlagen ob einer Zahl unter unendlich vielen, wie die Fluglinie Finnair, die ab 1995 für besonders Wagemutige an jedem Freitag, dem 13. den Flug 666 von Kopenhagen nach HEL anbot – Helsinki, falls Sie jetzt einen Schreck bekommen.
Klugerweise ist der Flug seit 2007 eingestellt, man will es ja auch nicht herausfordern. Aber Sie winken jetzt einfach souverän ab, lassen sich nicht ins Bockshorn jagen und gehen wie sonst auch zum Weinhändler um die Ecke. Obwohl, vielleicht doch besser kurz noch mal auf Holz klopfen – und ab und zu mal nach oben sehen. Nicht, dass Ihnen unterwegs noch ein Amboss auf den Kopf fällt.
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