Paul Spiegel: Holocaust-Gedenktag ist bei den Deutschen nicht angekommen

27.01.2006
Für den Präsidenten des Zentralrates der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, ist der Holocaust- Gedenktag in diesem Land noch keine Selbstverständlichkeit. Im Deutschlandradio Kultur sagte er am Freitag, für ihn sei entscheidend, wie die nicht-jüdische Bevölkerung in Deutschland mit dem Gedenktag umgehe.
"Ich glaube nicht, dass dieser im Bewusstsein der Menschen angekommen ist"."

Die Gründe dafür sehe er unter anderem in der Aufklärung in den Schulen. Die Jugend werde zwar informiert, aber es gebe noch keine didaktische Form, die die Köpfe der Jugendlichen erreiche. Zu rechtsradikalen Übergriffen an deutschen Schulen sagte Spiegel wörtlich:

""Solange Angriffe auf Minderheiten nicht als Angriffe auf die Demokratie in diesem Lande angesehen werden, solange wird es da keine Änderung geben."

Manchmal fühle er sich von den nicht-jüdischen Deutschen im Stich gelassen. Beispielsweise als sich Irans Präsident Ahmadinedschad vor kurzem antisemitisch äußerte und zur Zerstörung des Staates Israel aufrief.

"Da vermisse ich schon den so genannten Aufstand der Anständigen."

Ganz Europa müsse sich deutlich gegen den Terrorismus wehren, denn nicht nur Israel werde durch die Waffen des Iran bedroht.

Zum Thema Friedensprozess im Nahen Osten, äußerte sich Spiegel skeptisch. Durch den Sieg der Hamas bei der jüngsten Palästinenserwahl sehe er kaum Chancen auf eine Annäherung.